Neues Erscheinungsbild der Ortsmitte
Areal Alte Schule-Sängerhalle-Kreissparkasse in Oberbrüden wird umgestaltet – Versammlungsraum als Kuppeltragwerk geplant
Im Rahmen des Landessanierungsprogramms wird sich der Ortskern von Oberbrüden verändern. Das Areal Alte Schule und Sängerhalle bis hin zur Tankstelle und Kreissparkasse wird neu gestaltet. Bereits seit anderthalb Jahren hat sich der Gemeinderat in vier nichtöffentlichen Sitzungen mit Plänen befasst. Jetzt präsentierte Architekt Malte Rückert in der jüngsten Gemeinderatssitzung erstmals öffentlich seinen städtebaulichen Entwurf.
Von Florian Muhl
AUENWALD. Schwierig, eine Planung zu erfassen und zu verstehen, wenn Eingeweihte einen Wissensvorsprung von anderthalb Jahren und vier Sitzungen haben. Das Nachsehen hatten in der jüngsten Sitzung die neuen Gemeinderäte, und das sind in Auenwald immerhin 7 von 18, sowie auch die Zuschauer. Zudem hatte Bürgermeister Karl Ostfalk dem Freien Architekten Malte Rückert aus Oberbrüden nur zehn Minuten Redezeit für seine Präsentation zugestanden.
Fakt ist, dass in Oberbrüden nach dem Abriss der Sängerhalle ein neues Dorfareal entstehen soll. Das jedenfalls war der Wunsch des (alten) Gemeinderats, der Rückert im März vergangenen Jahres mit einer Planung dafür beauftragt hatte. Seitdem gab es bereits vier nichtöffentliche Präsentationen vor dem Gemeinderat, zwei zu Voruntersuchungen zum Alten Schulhaus und zwei zum Areal mit städtebaulichen, historischen und planungsrechtlichen Überlegungen.
Ein Versammlungsraum für 200 Personen als oberirdischer Keller
Bezüglich des Alten Schulhauses hat der Gemeinderat im vergangenen Jahr nichtöffentlich dessen Abbruch beschlossen. Der Grund: Nach mehreren Untersuchungen stand fest, dass sowohl Teilsanierungen als auch Gesamtsanierungen, den von der Gemeinde vorgegebenen finanziellen Rahmen in Höhe von 450000 Euro sprengen würden. Die Abrisskosten können offensichtlich durch Fördergelder der Stadtentwicklung GmbH Stuttgart (Steg) gedeckt werden. Sollten jedoch weitere Fördergelder gefunden werden, könne ein Erhalt in Betracht gezogen werden, sagte Ostfalk.
Bei den Untersuchungen zum Areal wurden bauliche Konzepte in mehreren Varianten vorgestellt, diese auf drei, und dann zuletzt auf zwei reduziert. In den Zeichnungen zum Areal um die Sängerhalle hat Rückert zehn Gebäude eingeplant. In Anlehnung an dort früher stehende Scheunen, sollen diese an Scheunen erinnern und dadurch dem Quartier einen Charakter verleihen, den eines Scheunenviertels. Nutzungen für die geplanten Bauten wurden aus Vorschlägen der Gemeinde, Steg, Anwohnern und Bürgerschaft aufgenommen. Rückert hat seine Gebäude nach eigenen Angaben in enger Anlehnung an die Nutzungsanalysen der Steg für das Areal entworfen, wenn auch dichter – jedoch nie höher als Bestandsgebäude im Areal.
Im Kern des Areals könne vielleicht ein Nachbarschaftshaus entstehen. Rückert hat im Laufe der Planungsphasen auch Gespräche mit Anwohnern und im Areal ansässigen Vereinen geführt. „Die Gespräche dauern noch an“, sagt der Architekt. Er denkt, dass Nutzer des Alten Schulhauses wie die Volkshochschule Backnang, Gesangvereine und Skatfreunde gerne das neue Raumangebot in Anspruch nehmen würden.
Ein Versammlungsraum für 200 Personen wurde als Vorgabe der Gemeinde gewünscht. Rückert hat diesen zuletzt als Kuppeltragwerk geplant, als riesigen oberirdischen Keller. Dies sei praktisch, denn Schalentragwerke bräuchten im Inneren keine Stützen, so der Architekt. In der Hoffnung, dass eine Kabarettnutzung auch in fünf Jahren noch existiert, sagte Rückert augenzwinkernd: „Dann kann man ja zum Lachen in den Keller gehen.“
Dass das Areal Veränderung nötig hat, werde beim Betrachten der Infrastruktur des betreffenden Gebietes schnell klar. Telefonkabel sind dort noch aus Kupfer. „High-Speed-Internet sieht anders aus“, kommentierte Rückert. Die Wasserleitungen im Areal seien größtenteils gebrochen und unterdimensioniert. Ein Ableitungskanal für Schlagregenwasser der Pfarrwiesen habe keinen Notüberlauf. Darüber hinaus sei das Areal noch nicht mit Strom erschlossen. Die Stadtwerke Backnang haben laut Planer bereits geholfen, eine Versorgung des Areals mit Ferngas zu prüfen.
Auch sei eine Realisierung vom Neubau eines Regenwasserrückhaltebeckens Richtung Utzenhof abhängig – „noch ist hier Überschwemmungsgebiet“, so der Architekt. Zusätzlich müssten weitere Regenwasserrückhaltungen wie ein Tiefplatz oder vielleicht ein Rückstaukanal Abhilfe schaffen. „Ein cleverer Vorschlag“, nannte der Bürgermeister die Idee des Architekten, einen abgesenkten Platz vorzusehen. Denn: „Wir sind im Überschwemmungsgebiet. Wir werden keine neuen Gebäude errichten können, ohne dass wir das Volumen, das wir durch die Bebauung verdrängen, an anderer Stelle schaffen“, so Ostfalk.
Wie der Rathauschef einleitend sagte, muss auch die Bachverdolung erneuert werden. „Wir haben leider erst spät davon erfahren. Jahrelang haben uns unsere drei Fachingenieure erklärt, dass die Bachverdolung in Ordnung ist. Aber als es dann mit der Planung konkret wurde, haben sie doch kalte Füße bekommen.“
Das Konzept soll laut Ostfalk zusammen mit der Bürgerschaft weiterentwickelt werden. Hierzu soll es zeitnah eine Einwohnerver-
sammlung in der Sängerhalle geben, in der die Planung im Detail vorgestellt werden soll. Ein Termin dafür steht allerdings noch nicht fest.
Bezüglich der neuen Gebäude haben Gemeinde, Steg, Anwohner und Bürger Vorschläge unterbreitet. So waren Betreutes Wohnen und eine Tagespflegeeinrichtung Ergebnisse der Workshops zur Dorfkernsanierung der Steg.
Im Kern des Areals könne ein Nachbarschaftshaus entstehen. Zudem wünscht sich die Gemeinde einen Versammlungsraum für 200 Personen. Dieser wurde zuletzt als Kuppeltragwerk geplant, als riesiger oberirdischer Gewölbekeller.
Es sollen aber bestehende Nutzungen wie eine Jugendeinrichtung, ein Zerwirkraum (Schlachtraum) der Jäger oder ein Biergarten erhalten oder neu gebaut werden.
Folgende Ideen hat Architekt Malte Rückert eingebracht: eine Paketstation, ein Geldautomat und ein Informationsaushang der Gemeinde. Sogar ein Backhaus enthält der Entwurf, auch Räume, in denen sich ein Metzger einmieten könnte, eventuell ein Carsharing-Platz und auch eine Elektrotankstelle.