Neues Tageselternhaus wird gebaut
Der Bedarf an Kinderbetreuung ist in Backnang hoch. Weil am bestehenden Tageselternhaus nicht erweitert werden kann, wird nun in der Mühlstraße ein neues Haus errichtet. Jüngst erfolgte der Baggerbiss.
Von Lorena Greppo
Backnang. Seit seiner Gründung 2009 ist das Tageselternhaus des Vereins Kinder- und Jugendhilfe in Backnang schon dreimal umgezogen. Im kommenden Jahr soll es erneut so weit sein: Und es geht fast schon zurück zu den Wurzeln, denn in der Mühlstraße nahm die Einrichtung ihren Anfang. Auf dem Grundstück mit der Hausnummer 11 hat die Städtische Wohnbau Backnang GmbH vor Kurzem mit dem Bau eines neuen, ökologischen Tageselternhauses begonnen. Die Fertigstellung ist bis Mai 2023 geplant, dann soll das Angebot umziehen. Mit dem Neubau geht eine Erweiterung des Angebots einher, denn die Nachfrage nach der Betreuung ist hoch. „Wir haben eine Warteliste“, sagt Karin Thoma, pädagogische Leiterin beim Verein Kinder- und Jugendhilfe.
„Der Bedarf an Kinderbetreuung in Backnang ist hoch“, heißt es vonseiten der Backnanger Stadtverwaltung. Auch sei die Nachfrage nach Plätzen in der Kindertagespflege gestiegen. Aus diesem Grund sollen die Plätze im bereits bestehenden Tageselternhaus des Vereins Kinder- und Jugendhilfe Backnang ausgebaut werden. Dafür bedarf es eines neuen Standorts, denn eine Erweiterung im Seehofweg ist nicht möglich. Mit den neuen Räumlichkeiten soll auch das Betreuungsangebot ausgebaut werden. „Aufgrund der aktuellen Gegebenheiten ist unser Angebot nicht ganz so attraktiv, wie wir es uns wünschen würden“, so Thoma. Denn eine Ganztagsbetreuung sei derzeit nicht möglich. Diese werde aber von Eltern am meisten nachgefragt.
Die Zahl der Plätze soll mit demNeubau mehr als verdoppelt werden
Aktuell bietet das Tageselternhaus des Vereins Kinder- und Jugendhilfe 14 Plätze an. Vormittags werden unter dreijährige Kinder im Seehofweg betreut, nachmittags kommen Kindergarten- und Schulkinder. Das neue Gebäude umfasst sechs Wohneinheiten und soll zunächst als Tageselternhaus mit vier Gruppen und Räumen für den Fachbereich „Tageselternvermittlung“ an den Verein Kinder- und Jugendhilfe Backnang vermietet werden. Eine Gruppe wird von zwei Tagespflegepersonen betreut und kann am neuen Standort bis zu neun Kinder umfassen – die Kapazität wird folglich mehr als verdoppelt.
Weil aber mehr Gruppen auch mehr Personal bedingen, wird die Suche nach Tagespflegepersonen für den Verein eine wichtige Aufgabe. Schon jetzt spreche sie die ersten Personen an, sagt Karin Thoma, vor allem unter jenen Menschen, die in der Einrichtung geschult werden. Gewünscht sei, dass mindestens eine Fachkraft, also eine ausgebildete Erzieherin oder ein ausgebildeter Erzieher, pro Gruppe eingeteilt werden kann. Dieser Person wird dann eine weitere Tagesmutter oder ein Tagesvater zur Seite gestellt. Wichtig sei ihr, dass die Personen, welche beim Verein Kinder- und Jugendhilfe fest angestellt sind, verlässlich sind, so die pädagogische Leiterin. Verlässlichkeit ist auch eine Stärke des Tageselternhaus. Anders als bei selbstständigen Tagesmüttern oder -vätern wird im Krankheitsfall vom Verein eine Vertretung organisiert. Auch die Tatsache, dass die Kinder an einem neutralen Ort und nicht in einer fremden Wohnung betreut werden, überzeugt viele Eltern. „Die Eltern schätzen außerdem unsere kleinen Gruppen“, erklärt Thoma. Durch feste Bezugspersonen bleibe die Atmosphäre in der Betreuung zudem familiär.
Nicht nur durch das verbesserte Angebot soll das neue Tageselternhaus von sich reden machen. Das optisch markante Gebäude wird am Rand des künftigen IBAGeländes in Holzbauweise erstellt und soll einen gelungenen Übergang zum angrenzenden Wohngebiet mit den bereits in 2020 neu errichteten 42 preisgebundenen Mietwohnungen schaffen. „Das neue Gebäude besteht zu einem wesentlichen Teil aus kreislauffähigen Baumaterialien“, heißt es vonseiten der Stadtverwaltung. Für die CO2-Reduktion durch eine Ausführung als Effizienzhaus 55 wurde bei der KfW ein Baukostenzuschuss beantragt. Die Ausschreibungen der Hauptgewerke seien bisher erfolgreich verlaufen, der geplante Kostenrahmen wurde eingehalten.
In Kooperation mit dem Verein Bürgerenergiegenossenschaft Backnang soll darüber hinaus eine Fotovoltaikanlage mit rund zehn Kilowattpeak auf dem Dach des Gebäudes installiert werden. „Der klimaneutral erzeugte Strom soll nicht in das Stromnetz eingespeist, sondern durch ein Mieterstrommodell sehr effektiv direkt im Gebäude verbraucht werden“, wird in einer Pressemitteilung der Stadt Backnang ausgeführt. Das neue Gebäude benötige auch keine eigene Heizungsanlage, es werde an ein bestehendes Nahwärmenetz der Stadtwerke Backnang angeschlossen.