Neun-Stunden-Wandermarathon im Rems-Murr-Kreis

Der Wandermarathon des Deutschen Alpenvereins kommt bei den Teilnehmern gut an. Wanderführerin Irene Baum genießt das gute Miteinander und sieht das Angebot auch als eine Chance für Integration.

Die Wandergruppe um Irene Baum (links vorne) ist unterwegs in Richtung Schloss Ebersberg. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Die Wandergruppe um Irene Baum (links vorne) ist unterwegs in Richtung Schloss Ebersberg. Foto: Tobias Sellmaier

Von Simone Schneider-Seebeck

Rems-Murr. Strammen Schrittes erklimmt die Wandergruppe die letzten, wenn auch steilen Meter zum Rastplatz unterhalb von Schloss Ebersberg. Gut 20 Kilometer in viereinhalb Stunden haben die 16 Teilnehmer des Wandermarathons da bereits hinter sich – und dabei ist es erst Mittagszeit.

Morgens um 7.30 Uhr hatte die Gruppe, die zu dieser Zeit noch eine Teilnehmerin mehr zählte, sich von Unterweissach aus aufgemacht, um die gut 37 Kilometer des Auweia-Wegs gemeinsam abzuwandern. Der Weg war anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums der Ortsgruppe Unterweissach des Schwäbischen Albvereins auf den Gemarkungen der Gemeinden Auenwald, Weissach im Tal und Allmersbach im Tal (daher die Bezeichnung) entstanden.

Eine bunte Mischung ist es an diesem Sonntag, die sich da zusammengefunden hat. Erfahrene Wanderfreunde sind ebenso dabei wie Anfänger. Für Christa Kühner, deren sommerliche Bräune verrät, dass sie oft und gern draußen unterwegs ist, ist die heutige Wanderung eher ein gemütliches „Auslaufen“ des Wochenendes, wie sie schmunzelnd verrät. Am Tag zuvor war sie schon 60 Kilometer unterwegs. Die Strecke des Auweia-Wegs kennt sie schon, sie hat diese schon zweimal abgewandert. Und sie weiß: „Die schlimmsten Anstiege haben wir bereits hinter uns.“

Eine Teilnehmerin fiel dem Matsch zum Opfer

Mancher hat vorausschauend die Nordic-Walking-Stöcke dabei. So wie Dietmar Weber. „Das ist sicherer bei Matsch“, erklärt er. Doch daneben haben die Stöcke noch eine andere Funktion. Denn mit ihnen komme der ganze Körper in Bewegung und auch für die Knie sei die Unterstützung eine Wohltat. Auch wenn der strahlende Sonnenschein das gar nicht vermuten lässt – matschig ist es auf der Strecke durchaus, und zwar den in schattigen, waldigen Bereichen des Wanderwegs. Deshalb hat die Gruppe leider auch einen Verlust zu beklagen. Eine Teilnehmerin fiel dem Matsch zum Opfer und musste abgeholt werden.

Wanderführerin Irene Baum lässt den Blick wohlwollend über ihre Gruppe schweifen, die es sich im Schatten bequem gemacht hat und sich das Vesper schmecken lässt. Besonders erfreut ist sie darüber, dass sie einige ihrer ukrainischen Schüler motivieren konnte teilzunehmen. Sie unterrichtet einen Berufssprachkurs Deutsch, Mitte Juni steht die Prüfung an. „Sie sind sehr motiviert“, lobt die Wanderführerin.

Zwei der ukrainischen Teilnehmer sind noch nicht so wandererfahren, doch auch sie kommen gut mit, so Irene Baum, die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Alpenvereins (DAV) Sektion Schorndorf mit der Bezirksgruppe Backnang. Die anderen drei bringen schon einiges an Erfahrung mit. So etwa Bohdan Kukul, der seit 32 Jahren wandert und auch Langstreckenerfahrung besitzt: eine mehrtägige Wanderung über 130 Kilometer und mit mehreren Kilogramm Gepäck inklusive Zelt. Auch Viktoriia Sorokopud, mit 24 Jahren die jüngste Teilnehmerin der Gruppe, war bereits in ihrer Heimat eine begeisterte Wanderin. „Es gefällt mir sehr gut“, sagt sie und lächelt. Und wie ist das frühe Aufstehen an einem Sonntag angekommen? Katerina Kokoviadopulo lacht. Das sei okay gewesen, dafür habe sie am Samstag ausschlafen können.

Neben der Gesamtstrecke gibt es kürzere Schleifen innerhalb der Gemeinden

Irene Baum hat das Wandern im Ruhestand für sich entdeckt. „Seither habe ich richtig losgelegt“, erklärt sie. Die erste Tour hat sie allein über die Alpen gemacht, im vergangenen Jahr war sie in Nepal unterwegs. „Wandern ist etwas Superschönes“, findet sie. Dabei ist sie sowohl in der Ferne wie auch in der näheren Umgebung unterwegs. Das Schöne daran: Wenn die Touren in der Nähe stattfinden, dann muss man nicht so weit fahren. Dennoch sind bei diesem Wandermarathon, den der DAV anbietet, auch durchaus Gäste mit weiterem Anfahrtsweg dabei, etwa aus Rudersberg, Alfdorf oder Plochingen.

Bernd Klöpfer weiß einiges über die Strecke, die vor zwei Jahren durch die Oberhäupter der drei Gemeinden eingeweiht wurde, zu berichten. Einerseits gibt es die Gesamtstrecke, andererseits führt durch jede der Gemeinde eine abgeschlossene Schleife von ungefähr 13 Kilometern Länge.

Bernhard Gmeiner hat im April sein Herz für das Wandern entdeckt und war Teilnehmer bei einer Monatswanderung des DAV. „Das hat mich sehr beeindruckt“, berichtet er. Etwa 30 Teilnehmer seien dabei gewesen, er habe viele nette Gespräche geführt. Seither war er häufig Gast bei den Wanderungen, die der DAV anbietet. Das gute Miteinander der Wanderer gefällt auch der Backnangerin Irene Baum. „Es ist toll. Mit jedem hat man am Ende auch einmal gesprochen.“

Die Treppen sind herausfordernd

Die Mittagspause nähert sich langsam dem Ende. Eine Teilnehmerin erfreut sich noch etwas an der Schaukel, doch schließlich heißt: „Weiter geht es.“ Gut gelaunt macht sich die Gruppe auf, die restlichen etwa 17 Kilometer des Rundwegs zu erwandern. Eine Herausforderung sind dabei allerdings noch die Treppen unterhalb von Schloss Ebersberg.

Wie geplant nach gut neun Stunden erreichen die Wanderer schließlich wieder ihren Ausgangspunkt. Ein wenig erschöpft vielleicht, aber die Stimmung ist sehr gut. Ein erfüllter Tag mit interessanten Begegnungen und schönen Gesprächen ist damit schön zu Ende gegangen. Da kann der Regen getrost kommen.

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Erstellt:
28. Mai 2024, 16:00 Uhr

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