Kino

Neuverfilmung von „Wuthering Heights“: Diskussion um Whitewashing

Die Neuverfilmung von Emily Brontës „Sturmhöhe“ sorgt bereits im Vorfeld für Diskussionen. Mit Margot Robbie und Jacob Elordi in den Hauptrollen wagt sich Regisseurin Emerald Fennell an eine Neuinterpretation des Klassikers, die von vielen gespannt erwartet, aber auch kritisch hinterfragt wird.

Jacob Elordi 2022 in Los Angeles.

© DFree / Shutterstock

Jacob Elordi 2022 in Los Angeles.

Von Katrin Jokic

Emily Brontës „Sturmhöhe“ (im Original „Wuthering Heights“) gehört zu den bekanntesten Werken der englischen Literatur. Die Geschichte um die leidenschaftliche und tragische Liebe zwischen Catherine Earnshaw und Heathcliff wurde mehrfach verfilmt. Nun soll Hollywood die düstere Romantik der stürmischen Moorlandschaft erneut auf die Leinwand bringen. In den Hauptrollen sollen Margot Robbie als Catherine und Jacob Elordi als Heathcliff zu sehen sein. Regisseurin Emerald Fennell, bekannt für ihre Filme „Promising Young Woman“ und „Saltburn“, übernimmt die Inszenierung. Ihr provokativer Stil lässt darauf schließen, dass die Adaption eine moderne und möglicherweise unkonventionelle Interpretation des Klassikers wird.

Kritik an der Besetzung: Whitewashing bei „Wuthering Heights“?

Die Besetzung von Jacob Elordi als Heathcliff hat in den sozialen Medien bereits eine Welle der Kritik ausgelöst. Viele Fans und Kritiker sind der Meinung, dass Elordi nicht der Romanvorlage entspricht, in der Heathcliff als dunkelhäutig beschrieben wird. Diese Beschreibung spielt im Roman eine zentrale Rolle, da Heathcliff aufgrund seines Aussehens und seiner Herkunft rassistische Diskriminierung erfährt. Ein häufig zitiertes Beispiel lautet: „Mit seiner dunklen Haut sieht er aus wie ein Zigeuner“, und an anderer Stelle: „Aber du musst [das Kind] als ein Geschenk Gottes annehmen, auch wenn es so schwarz ist, als käm’s vom Teufel.“ Zudem wird er als „kleiner Inder, oder ein amerikanischer oder spanischer Schiffbrüchiger“ beschrieben, was die Herkunft der Figur im Roman vage lässt.

In den sozialen Medien hat diese Diskussion vor allem negative Reaktionen hervorgerufen.

Auf X (ehemals Twitter) schreibt User @shepardnosheep beispielsweise: „Eine nicht ganz so freundliche Erinnerung: Heathcliff in Wuthering Heights ist ausdrücklich dunkelhäutig und ein Roma, und seine Erfahrungen als Man of Color beeinflussen seinen gesamten Charakter und seine Geschichte als ein Mann, der von seiner Adoptivfamilie rassistisch diskriminiert wird.“

User @brilliqntfriend findet „unfair und lächerlich“, dass in Hollywood-Filmen immer wieder wichtige Rollen von klassischen BIPOC-Charakteren (Black, Indigenous and People of Color) eliminiert werden, vor allem in Verfilmungen klassischer Literatur und in historischen Rollen, wie beim aktuellen Beispiel von Wuthering Heights.

User @emptheaterclub kommt zu dem Schluss, dass Regisseurin Emerald Fennell „Sturmhöhe“ offensichtlich nicht gelesen hat.

Whitewashing bezeichnet die Praxis, nicht-weiße Charaktere in Filmen und Serien mit weißen Schauspielern zu besetzen. Besonders in historischen Stoffen und Klassikern sorgt dies häufig für Kontroversen, da durch diese Besetzung die kulturelle und ethnische Vielfalt der Figuren ausgeblendet wird. In „Wuthering Heights“ spielt die Diskriminierung, die Heathcliff aufgrund seiner Hautfarbe erfährt, eine zentrale Rolle in seiner Charakterentwicklung. Der Vorwurf des Whitewashing wirft daher die Frage auf, ob diese Dimension des Romans in der neuen Verfilmung verloren gehen könnte.

Es gibt auch andere Meinungen

Allerdings gibt es auch Stimmen, die Elordis Casting nicht so kritisch sehen. Heathcliffs genaue Herkunft bleibt im Roman unklar. In einem Abschnitt wird er als „spanischer Schiffbrüchiger“ beschrieben, was nach heutigem Verständnis nicht unbedingt eine dunkle Hautfarbe, sondern vielmehr dunkles Haar und Augen bedeuten könnte.

Im 19. und 20. Jahrhundert gab es beispielsweise den Bergiff „Black Irish“, der Menschen irischer Abstammung bezeichnete, die schwarzes oder dunkles Haar, dunkle Augen oder andere „dunkle“ Merkmale hatten. Diese Bedeutung wird im modernen Irland nicht mehr verwendet. Heutzutage bezieht sich „Black Irish“ auf Iren afrikanischer Abstammung.

Möglich ist also, dass Menschen, die Emily Brontë (1818-1848) in ihrem Roman „Sturmhöhe“ (1847) als „dunkel“ bezeichnete, lediglich dunkle Haare und dunkle Augen hatten. Diese Deutung lässt Raum für Interpretationen, die Jacob Elordi als mögliche Besetzung rechtfertigen.

Diese Interpretation von Heathcliffs Herkunft eröffnet eine alternative Sichtweise auf seine Besetzung. Tatsächlich wurde Heathcliff in den meisten früheren Verfilmungen von weißen Schauspielern dargestellt, was die aktuelle Diskussion in einem breiteren historischen Kontext beleuchtet.

Worum geht es in „Wuthering Heights“?

„Wuthering Heights“ erzählt die Geschichte einer zerstörerischen und leidenschaftlichen Liebe zwischen Heathcliff und Catherine Earnshaw. Heathcliff, der als obdachloses Kind von Catherines Familie aufgenommen wird, entwickelt eine tiefe, jedoch unerfüllbare Liebe zu ihr. Die gesellschaftlichen Zwänge und Klassenunterschiede jener Zeit verhindern eine Heirat, was zu einer Spirale tragischer Ereignisse führt. Heathcliff wird zum missverstandenen Antihelden, dessen Gewalt, Manipulation und Rachegelüste seine düstere und komplexe Persönlichkeit prägen.

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Erstellt:
25. September 2024, 16:50 Uhr

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