Nilgans und Waschbär im Rems-Murr-Kreis auf dem Vormarsch
Die Landräte von Rems-Murr-Kreis und Ostalbkreis fordern ein kreisübergreifendes Vorgehen gegen invasive Arten.
Rems-Murr. Invasiv eingewanderte Tierarten wie die Nilgans oder der Waschbär bereiteten sowohl Menschen als auch heimischen Tierarten teilweise große Probleme, lässt das Landratsamt des Rems-Murr-Kreises in einer Pressemitteilung verlauten. Dazu gehörten beispielsweise hygienische Aspekte wie eine starke Verkotung. Während über den Kot von Waschbären Krankheiten wie die Staupe oder der Spulwurm übertragen werden können, sorgen der Kot sowie das mitunter aggressive Verhalten der Nilgänse in Parks, Freibädern oder Badeseen immer wieder für Störungen. Nilgänse verdrängen zudem heimische Vogelarten; Waschbären massakrieren häufiger Amphibien, Vögel sowie kleinere Haustiere. Auch landwirtschaftliche Flächen oder Gebäude werden immer häufiger von Nilgänsen und Waschbären beschädigt.
In den letzten Jahren haben sich die Nilgans und der Waschbär sowohl im Rems-Murr-Kreis als auch im Ostalbkreis und darüber hinaus immer weiter ausgebreitet. Deshalb haben sich Landrat Richard Sigel und Joachim Bläse, Landrat des Ostalbkreises, in einem Schreiben an den baden-württembergischen Landwirtschaftsminister Peter Hauk gewandt. Die Landräte fordern dabei insbesondere ein kreisübergreifendes Vorgehen gegen invasive Tierarten. Dafür haben sie die Bildung einer Projektgruppe vorgeschlagen. Innerhalb dieser Projektgruppe sollen Vertreterinnen und Vertreter der Landkreise, des Ministeriums für ländlichen Raum, des Umweltministeriums und des Regierungspräsidiums gemeinsame Lösungen und Konzepte zur Eindämmung der Populationen erarbeiten und umsetzen. Das Schreiben beinhaltet außerdem ein Papier, das auf die Probleme hinweist, die im Zusammenhang mit den invasiven Arten auftreten. Auch Möglichkeiten zur Eindämmung werden in den Vordergrund gerückt. Das Papier haben die Wildtierbeauftragten des Rems-Murr-Kreises und des Ostalbkreises unter Beteiligung des Wildtierbeauftragten des Landkreises Esslingen erstellt.
Die Ausbreitung der Tiere endet nicht an der Kreisgrenze
„Über die Grenzen des Rems-Murr-Kreises und des Ostalbkreises hinaus haben sich Waschbären und Nilgänse inzwischen massiv ausgebreitet und sorgen für Konflikte. Da der Besiedlungsraum der Tiere nicht an unseren Landkreisgrenzen endet, fordern wir gemeinsam mit dem Ostalbkreis kreis- und behördenübergreifende Konzepte. Erste Lösungsansätze hierzu haben die Wildtierbeauftragten unserer beiden Landratsämter bereits erarbeitet. Darauf müssen wir gemeinsam aufbauen“, so Landrat Richard Sigel. „Nur ein abgestimmtes Vorgehen kann diesen Problemen nachhaltig entgegenwirken und somit auch noch nicht betroffene Landkreise schützen. Die Erarbeitung eines Wildtiermanagements kann durch die Bündelung von bereits im Land vorhandenen Kompetenzen erleichtert werden. Wir stehen erst am Anfang der Konflikte mit Wildtieren im Siedlungsraum. Erste gute Ansätze wie die Stadtjäger zur Hilfe und Aufklärung der Bevölkerung sind vorhanden. Wir dürfen diesen Schwung nicht verlieren“, sagt der Landrat des Ostalbkreises Joachim Bläse.
Dominic Hafner (Wildtierbeauftragter des Rems-Murr-Kreises) und Peter Menzendorf (Wildtierbeauftragter des Ostalbkreises) fordern in dem gemeinsamen Schreiben, landesweite Kompetenzstellen einzurichten. Diese könnten schnelle und unbürokratische Entscheidungen treffen sowie Aufklärungsveranstaltungen durchführen. Da beispielsweise Nilganskonflikte nicht allein im Rems-Murr-Kreis oder im Ostalbkreis gelöst werden können, sondern die Populationen ganzheitlich von Stuttgart bis zur östlichen Landesgrenze betrachtet werden müssen, sind nach Ansicht der Wildtierbeauftragten kreisübergreifende Konzepte für solche invasiven Tierarten unabdingbar.
Konzentrierte Aktionen zur Dezimierung werden geplant
Die vorgeschlagene Projektgruppe, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher Behörden, sollte sich dabei auch mit konzertierten Aktionen zur Dezimierung der Waschbär- und Nilganspopulationen beschäftigen sowie gemeinsam mit den betroffenen Kommunen praxisorientierte Lösungen erarbeiten. Weiter regen die Wildtierspezialisten an, über die Änderung der allgemeinen Schonzeit nachzudenken. Um die Zerstörung des Lebensraums von heimischen Tierarten zu verhindern, könnte dadurch eine ganzjährige Jagd auf die Tiere ermöglicht werden. Außerdem werden finanzielle Anreize für die Bejagung invasiver Arten vorgeschlagen, da der Verkauf des Wildfleischs von Nilgans und Waschbär nicht attraktiv ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Waschbären und Nilgänse in ganz Baden-Württemberg ausbreiten. Daher empfehlen Dominik Hafner und Peter Menzendorf bislang wenig betroffenen Landkreisen, sich frühzeitig durch übergeordnete Behörden über die Folgen der Besiedelung von invasiven Arten zu informieren und dafür zu sensibilisieren. lra