Null Bock auf Wahl? Von wegen!
Bei einer spannenden Online-Diskussion wurden Direktkandidaten für die Bundestagswahl von Schülern des Weissacher Bize befragt.
Von Simone Schneider-Seebeck
Weissach im Tal. Da waren die Macher selbst überrascht: Innerhalb von nur einer Viertelstunde hatten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10i des Bildungszentrums Weissacher Tal eine Vielzahl an Fragen gefunden, die sie den Bundestagswahlkandidaten der verschiedenen Parteien stellen wollten. Und nicht einmal spezifisch jugendtypische Fragen waren es, auf die Antworten gewünscht waren: Wie sicher sind die Renten? Wer zahlt für die Programme zur Klimarettung? Wie soll der Pflegenotstand behoben werden?
Angelika Roth, Projektreferentin des Kreisjugendrings, zeigte sich begeistert vom Engagement der Jugendlichen, die keinerlei Berührungsängste hatten, im Verlauf der Diskussion die Fragen direkt an Inge Gräßle (CDU), Ricarda Lang (Grüne), Tim-Luka Schwab (SPD/Jusos), Andreas Wörner (AfD) und David-Sebastian Hamm (FDP) zu stellen. Zu Beginn erläuterte Moderator Markus Lenz den Ablauf: Eine Frage wird gestellt, jeder Kandidat bekommt eine Minute Zeit für seine Antwort, ein einziges Mal ist auch ein Bezug auf die Antwort eines anderen Kandidaten möglich.
Eins vorweg: Den Kandidaten war die Teilnahme an dieser Online-Veranstaltung wichtig, wie sich zeigte. Keine Allgemeinplätze, sondern detaillierte Ausführungen waren von ihnen zu hören, sofern das innerhalb von 60 Sekunden eben möglich ist. Hierbei zeigte sich, dass bei den meisten Themen Einigkeit darüber herrschte, dass sie wichtig sind und angegangen werden müssen, egal ob Rentenfinanzierung, Klimawandel, Entwicklungshilfen oder Verbesserungen in der Pflege. Wie diese Fragen jedoch zu lösen seien, dafür wurden unterschiedliche Wege vorgeschlagen. Größere Seitenhiebe der Politikerinnen und Politiker auf die Konkurrenz blieben dabei aus. Sie konzentrierten sich dabei eher darauf, die Vorgehensweise der eigenen Partei knapp und verständlich darzulegen.
Für kritische Stimmen zeigten sich die Diskussionsteilnehmer dabei offen. So etwa bei der Frage, weshalb etwa große Summen nach Afghanistan fließen würden, während die Soforthilfe für die Flutopfer pro Kopf zunächst recht gering ausgefallen sei. Da bei den angegebenen Zahlen zunächst Unklarheiten herrschten, erbot sich Inge Gräßle, detaillierter nachzuforschen und der Klasse einen entsprechenden Brief zukommen zu lassen. Und das Thema Fluthilfe könne im Rahmen des Politikunterrichts thematisiert werden. Viel zu schnell verging die Zeit. Es konnten nicht alle angedachten Themen besprochen werden. Doch die Abschlussfrage musste noch sein: „Wenn Sie allein regieren dürften: Was wäre das Erste, was Ihre Partei durchsetzen würde?“ Die Antworten hätte man so nicht bei allen erwartet: CO2-Steuer und die EEG-Umlage abschaffen (Andreas Wörner), ein Digitalministerium einführen (David-Sebastian Hamm), Kohleausstieg vorziehen und erneuerbare Energien ausbauen, gegen Rassismus vorgehen, eine Kindergrundsicherung einführen (Ricarda Lang), ein effizienteres Warnsystem einführen, um Pandemien besser bewältigen zu können (Inge Gräßle), einen klimaneutralen Industriestandort Deutschland einrichten, in dem durch den Klimaschutz neue Arbeitsplätze geschaffen werden (Tim-Luka Schwab).
Das Projekt „Wir für Vielfalt – Partnerschaft für Demokratie Weissacher Tal und Althütte“ bot im Rahmen der Bundestagswahl in der vergangenen Woche verschiedene Aktionen für Schüler ab Klasse 5.
Moderation Die Online-Podiumsdiskussion, die der Weissacher Bürgermeister Ian Schölzel mit organisiert hatte, wurde von Luca Schneider und Markus Lenz (KJR) moderiert und von den Projektreferentinnen Angelika Roth und Melanie Rautscher sowie von Politiklehrer Sigmar Zidorn (begleitet.
Jugendwahl Zudem wurde eine U-18-Jugendwahl durchgeführt. Von 1150 stimmberechtigten Schülern gaben 48,2 Prozent ihren Stimmzettel ab und kamen zu folgendem Ergebnis: CDU 19 Prozent, SPD 17,3 Prozent, FDP 15,2 Prozent, Grüne 13,4 Prozent, Tierschutzpartei 8,7 Prozent, AfD 6,3 Prozent, Linke 3,4 Prozent, Piraten 3,2 Prozent, Sonstige 13,5 Prozent.