Nur Verlierer

Der Prozess war notwendig, auch wenn das Ende schmerzt

Stuttgart Das Landgericht in Duisburgmusste zum Jagen getragen werden. Erst auf Befehl von oben hat es den Loveparade-Prozess begonnen. Wenn nun die Einstellung im Raum steht, dann klingt das zunächst nach einer Retourkutsche. Zum Verhandeln kann ein Gericht gezwungen werden, zum Verurteilen nicht. Aber so ist es nicht. Von Anfang an war es ungewiss, dass am Ende des Verfahrens ein Schuldspruch steht. Das Gericht hat sich bemüht, es hat jedoch seine Grenzen erkannt und die Konsequenzen gezogen. Das war richtig, auch wenn es jetzt nur Verlierer gibt.

Verlierer sind die Opfer und ihre Angehörigen, bei denen Wunden wieder aufgerissen wurden. Verlierer sind die Angeklagten, deren Leben aus den Fugen geraten ist, wenn sie dreimal pro Woche im Gerichtssaal sitzen müssen. Verlierer ist auch die Justiz, die sich eingestehen muss, dass das Strafrecht nur sehr begrenzt dafür taugt, eine Verkettung von Versagen und Unglücken häppchenweise bestimmten Personen zuzuordnen. Doch es gibt keine Alternative. Auf eine Aufarbeitung von vorneherein zu verzichten wäre noch schlechter. Bleibt zu hoffen, dass der strafrechtliche Schlussstrich nun auch ein Schlussstrich ist, und nicht erneut juristisch überprüft wird.https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.strafprozess-nach-loveparade-katastrophe-die-zeit-heilt-nicht.7f38b8dc-00f0-4fc7-b734-aacbffcc7566.htmlhttps://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.prozess-um-die-duisburger-love-parade-eine-katastrophe-wird-verhandelt.878b56e6-88fb-4868-a5f8-08f7502a2ab3.html

christian.gottschalk@stzn.de

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Erstellt:
17. Januar 2019, 03:14 Uhr

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