Geringes Interesse an Darmkrebsvorsorge

Nur wenige gehen zur Darmspiegelung

Die Deutsche Krebshilfe stellt in diesem Monat das Thema Darmkrebs in den Mittelpunkt. Von April an bekommen auch Frauen ab 50 eine Darmspiegelung zur Vorsorge bezahlt.

So sieht der Darm von innen aus.

© imago/Rupert Oberhäuser

So sieht der Darm von innen aus.

Von Werner Ludwig

Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebsart bei Frauen und die dritthäufigste bei Männern. Im Darmkrebsmonat März will die Stiftung Deutsche Krebshilfe Bürgerinnen und Bürger aufklären und zur Früherkennung animieren. Wir beantworten wichtige Fragen dazu.

Wie häufig ist Darmkrebs?

2022 erkrankten in Deutschland knapp 30 000 Männer und knapp 25 000 Frauen neu an Darmkrebs. In Verbindung mit der Erkrankung starben etwa 12 600 Männer und 10 300 Frauen. Darmkrebs ist bei Frauen nach Brustkrebs die zweithäufigste Krebsart. Bei Männern folgt er nach Prostata- und Lungenkrebs an dritter Stelle. Bei rechtzeitiger Erkennung sind die Heilungschancen vergleichsweise gut. Fünf Jahre nach der Diagnose beträgt die Überlebensrate bei Frauen 66 Prozent und bei Männern 64 Prozent.

Welche Vorsorgemöglichkeiten gibt es?

Vom 1. April an können Frauen und Männer ab 50 Jahren zweimal eine Darmspiegelung im Abstand von zehn Jahren durchführen lassen. Bislang wurde Frauen erst ab 55 Lebensjahren eine erste Darmspiegelung zur Früherkennung empfohlen. Alternativ zur Darmspiegelung zahlen die gesetzlichen Kassen Versicherten ab 50 künftig alle zwei Jahre einen Test auf nicht sichtbares Blut im Stuhl, das auf Darmkrebs hindeuten könnte. Bei Stuhltests sind die Erkennungsraten jedoch niedriger als bei einer Darmspiegelung.

Wie ernst wird die Darmkrebsvorsorge genommen?

Nur rund die Hälfte der Erwachsenen im „relevanten Alter“ von 50 bis 75 Jahren nutze die Darmkrebsvorsorge, sagt Hermann Brenner. „Länder wie die Niederlande oder Dänemark erreichen mit sehr gut organisierten Darmkrebs-Screening Programmen deutlich höhere Teilnahmequoten von über 70 Prozent“, so der Leiter der Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung beim Deutschen Krebsforschungszentrum. In diesen Ländern werde der Test auf Blut im Stuhl direkt an Haushalte geschickt. Darmspiegelungen zur Früherkennung sind hierzulande kaum gefragt. Unter den Versicherten der Techniker Krankenkasse nahmen in Baden-Württemberg 2023 nur 2,8 Prozent der berechtigten Frauen und 2,8 Prozent der Männer eine Darmspiegelung in Anspruch. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten fordert eine Weiterentwicklung der Darmkrebsvorsorge. Insbesondere bei den unter 50-Jährigen mit familiärem Risiko gebe es derzeit Versorgungslücken.

Wie läuft eine Darmspiegelung ab?

Vorher muss der Darm durch ein Abführmittel entleert werden. Die Präparate schmecken nach wie vor gewöhnungsbedürftig. Immerhin hat sich die Flüssigkeitsmenge, die man trinken muss, mittlerweile auf je einen Liter am Abend und am folgenden Morgen verringert. Bei der Darmspiegelung wird die Darmwand mit einem kamerabestückten Schlauch auf Krebsvorstufen, auch Polypen genannt, untersucht. Diese können bei Bedarf gleich entfernt und histologisch untersucht werden.

Was bringt der Einsatz von KI bei einer Darmspiegelung?

Viele Praxen bieten eine KI-unterstützte Darmspiegelung an. Dabei kommt eine Künstliche Intelligenz zum Einsatz, die mit Bildern aus Tausenden Darmspiegelungen darauf trainiert wurde, verdächtige Strukturen zu erkennen. Die KI weist durch eine Markierung auf den Bildschirm auf solche Stellen hin und soll so sicherstellen, dass die Untersuchenden nichts übersehen. In einer aktuellen Auswertung bisheriger Studien wird der Nutzen der KI untersucht. Das Ergebnis fast die Leiterin des Krebsinformationsdienstes, Susanne Weg-Remers, so zusammen: „KI-Unterstützung bei der Früherkennungskoloskopie kann die Detektionsrate von Darmpolypen verbessern. Diese gelten bekanntermaßen als Vorstufen für Darmkrebs.“ Allerdings wird der KI-Einsatz nur als Igel-Leistung gegen eine Zuzahlung von 45 Euro angeboten.

Wie kann man das Darmkrebsrisiko verringern?

Zu den größten Risikofaktoren gehört das Alter – mit der Zahl der Lebensjahre nimmt generell die Wahrscheinlichkeit krebsartiger Veränderungen zu. Einen maßgeblichen Einfluss haben Ernährung und Lebensstil. Ernährungsstudien kämen im Bezug auf Darmkrebs zwar teilweise zu widersprüchlichen Ergebnissen, heißt es beim Krebsinformationsdienst. Trotzdem gelte unter dem Strich: „Man muss nicht unbedingt zum Vegetarier werden, wenn es um die Vorbeugung von Darmkrebs geht. Gemüse, Obst, Vollkorn und Hülsenfrüchte sollten allerdings einen größeren Anteil an der Ernährung haben als rotes Fleisch, Wurst oder Geräuchertes und Salzfleisch“. Wichtig seien auch der Verzicht auf Nikotin und Alkohol. Sport und körperliche Aktivität wirkten sich günstig aus – auch durch die Vermeidung von Übergewicht. Daten des Deutschen Krebsforschungszentrums zufolge könnte Übergewicht für mehr als 20 Prozent der Darmkrebserkrankungen verantwortlich sein.

Die Rolle der Gene

VererbungDarmkrebs tritt teilweise familiär gehäuft auf. Der Krebsinformationsdienst verweist auf Beobachtungsstudien, die zeigen, dass Verwandte ersten Grades (Eltern, Geschwister, Kinder) von Darmkrebspatienten häufiger an Darmkrebs erkranken. Ihr Darmkrebsrisiko ist demnach bis zu dreimal so hoch wie im Durchschnitt der Bevölkerung. zwei- bis dreifach erhöht. Hinzu können zusätzliche Risikogene kommen, die di Krankheitswahrscheinlichkeit weiter erhöhen.

Kontrolle„Verwandte von Darmkrebspatienten sollten ihre Ärzte fragen, ob für sie die Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen bereits vor dem 50. Geburtstag empfehlenswert ist“, heißt es beim Krebsinformationsdienst. Dabei solle man sich an dem Alter orientieren, in dem die oder der Verwandte erkrankt ist. Gemäß einer Faustregel kann man davon bei Verwandten ersten Grades zehn Jahre abziehen und kommt so auf das Alter, in dem die erste Früherkennungsuntersuchung erfolgen sollte. Bei Vorliegen weiterer Risikofaktoren könne sogar eine noch frühere regelmäßige Überwachung sinnvoll sein.

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Erstellt:
4. März 2025, 17:37 Uhr

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