„Coffeeshops“ zum Zwecke der Wissenschaft
Özdemir ebnet Canabis-Geschäften den Weg – erste Projekte vorgestellt
Woher bekomme ich mein Gras? Diese Frage stellen sich viele Marihuana-Konsumenten nach wie vor. Nun hat das Ministerium von Cem Özdemir eine Verordnung erlassen. Die Shops sollen wissenschaftlich begleitet werden. Wo sind die Coffeeshop-Standorte?
Von Michael Bosch
Cannabis ist in Deutschland seit einigen Monaten zwar teilweise legal, einfach in einen Coffeeshop marschieren und einen Joint rauchen – wie es beispielsweise in den Niederlanden oder Kanada möglich ist –, kann man hierzulande aber nach wie vor nicht. Auch wenn im Südwesten die ersten Cannabis-Clubs gestartet sind.
Das könnte sich jedoch bald ändern. Möglich wird das durch einen Entwurf aus dem Ministerium von Cem Özdemir (Grüne), der sich schon in der Vergangenheit als Befürworter einer liberaleren Cannabis-Politik hervorgetan hat.
Özdemir macht Weg für Cannabis-Shops frei
Nun könnte der Stuttgarter, der 2026 Winfried Kretschmann als Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg beerben möchte, dem Thema Cannabis nochmal einen neuen Schub geben – und das, obwohl die Ampel-Regierung zerbrochen ist und Beschlüsse nur noch schwer durchzusetzen sind.
Grundlage dafür, dass es bald erste Coffeeshops in Deutschland geben könnte, ist eine Verordnung, die nun erlassene „Konsumcannabis-Wissenschafts-Zuständigkeitsverordnung“, des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Auf dieser Grundlage können Städte und Gemeinden sich als Modellregionen bewerben – und dann die berauschenden Bestandteile der Pflanze legal verkaufen. Laut einem Bericht der Südwest Presse gibt es bereits Interessenten: Wiesbaden, Frankfurt/Main, Hannover und zwei Berliner Bezirke haben entsprechende Projekte angemeldet.
Cannabis in „Coffeeshops“: Erste Unternehmen haben Projekte vorgestellt
In der Verordnung ist explizit die Rede davon, dass neben „Hochschulen, auch Unternehmen Forschungsanträge stellen können“. Das hat beispielsweise die Berliner Firma Sanity Group getan. Sie bringt die Projekte in Berlin, Hannover und Frankfurt auf den Weg. Dabei sollen „in erster Linie Möglichkeiten zur Schadensminderung durch fachliche Beratung innerhalb eines legalen Verkaufs untersucht sowie das Konsumverhalten der Studienteilnehmenden einschließlich des Einflusses auf ihre Gesundheit beobachtet werden. Individuelle Beratung, beispielsweise zu risikoärmeren Konsumformen als Rauchen, soll über speziell geschultes Personal erfolgen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Nur mit „Kifferpass“ in den Coffee Shop?
Weitere Partner aus der Wissenschaft sorgen dafür, dass die entsprechenden Daten gewonnen werden. Der Verkauf dürfte sich auf Menschen aus den entsprechenden Städten beschränken - auch um Drogentourismus zu verhindern. Laut einer Sprecherin der Sanity Group könnten die ersten Projekte im Frühsommer des nächsten Jahres starten. In Berlin ist auch ein so genannter „Kifferpass“ vorgesehen. Bis zu 200.000 mögliche Interessenten soll es in der Hauptstadt dafür geben, schreibt die BZ.
Coffee Shops in Deutschland nur als Modellprojekt
Genehmigt und überwacht werden die Modellprojekte von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). „Forschung kann dazu beitragen, den Schwarzmarkt effektiv einzudämmen, die gesundheitliche Prävention auszubauen und die Debatte zu versachlichen“, heißt es vom Ministerium. Özdemir konnte die Verordnung laut dem Ampel-Gesetz zur Cannabis-Legalisierung nun als zuständiger Minister unterschreiben, eine Mehrheit im Bundestag brauchte es dafür nicht.
Özdemir bei Coffee Shops gegen Lauterbach?
Experten sehen in dem Schritt auch eine Reaktion auf das zögerliche Verhalten von Bundesgesundheitsminster Karl Lauterbach (SPD). Özdemirs Ministerium weißt auch darauf hin, dass es sich bei der Verordnung nicht um die im Eckpapier der Bundesregierung vorgesehene „zweite Säule“ handelt – darin ging es um „regionale Modellvorhaben mit kommerziellen Lieferketten“. Dafür sei nach wie vor „das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) federführend zuständig“, heißt es aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), das von Cem Özdemir geleitet wird.