Donald Trumps bizarre Townhall

Ohnmachten, „Ave Maria“ und die „Village People“

Donald Trump soll in Oaks, Pennsylvania, Fragen von Bürgern beantworten. In dem stickig-heißen Saal kippen zwei Menschen um – und der frühere Präsident beginnt zu freestylen.

Donald Trump mit der Moderatorin des Abends, South Dakotas Gouverneurin Kristi Noem.

© AFP/JIM WATSON

Donald Trump mit der Moderatorin des Abends, South Dakotas Gouverneurin Kristi Noem.

Von Theresa Schäfer

Rihanna hat es getan. R.E.M. auch. Und Bruce Springsteen sowieso. Sie alle haben sich dagegen gewehrt, mit ihren Songs unfreiwillig vor den Wahlkampfkarren von Donald Trump gespannt zu werden.

Gut für den republikanischen Kandidaten, dass Johann Sebastian Bach ihm nicht mehr verbieten kann, dessen „Ave Maria“ auf seinen Wahlkampf-Rallyes zu spielen. Am Montag ist in Oaks im US-Bundesstaat Pennsylvania aus einer Art Bürgerdialog mit Trump, einer sogenannten Townhall-Veranstaltung, ein Musikabend nach dem Muster „Sie wünschen, wir spielen“ geworden.

Gleich zweimal musste der Bürgerdialog mit Trump unterbrochen werden: Die stickig-heiße Luft in dem Saal führte dazu, dass zwei Besucher in Ohnmacht fielen. Der erste medizinische Notfall ereignete sich nach einer guten halben Stunde, in der sich der Republikaner mit der ihm äußerst wohlgesonnenen Moderatorin und Parteifreundin Kristi Noem, im Hauptberuf Gouverneurin von South Dakota, unterhalten und Fragen aus dem Publikum beantwortet hatte.

Kurze Zeit später folgte ein zweiter Ohnmachtsanfall. Während die Sanitäter sich um die Frau kümmerten, schallte auf Wunsch von Donald Trump „Ave Maria“ aus den Lautsprechern. Der Kandidat tigerte dazu über die Bühne, raunte seinen „Secret Service“-Bodyguards etwas zu, schaute mit staatsmännisch-ernster Miene in die Ferne und sprach ab und zu ins Mikrofon: „Lassen Sie sich Zeit, Herr Doktor.“ Oder: „Wird schon.“

Trump und Noem füllten schließlich mit Geplänkel die sich immer länger hinziehende Pause. „Wirklich warm hier drin“, sagte Noem, „wir haben eben viele Menschen, die Amerika lieben.“ Zwei Tage, behauptete der frühere US-Präsident, hätten Menschen darauf gewartet, zu seiner Veranstaltung zu kommen, da könnte ein Schwächevorfall schon mal vorkommen. Er schlug auch vor, die Türen zu öffnen, um frische Luft einzulassen – aber der „Secret Service“ hatte Sicherheitsbedenken. Dann kam der Immobilienmogul in Trump zum Vorschein, als er bemerkte: „Ich weiß ja nicht, wessen Gebäude das ist – aber sie sollten eine Klimaanlage haben.“ Kristi Noem nahm den Ball auf: „Das können sie sich nicht leisten – bei dieser schlechten Wirtschaftslage.“ Als die Türen dann doch noch aufgingen, freute sich der 78-Jährige: „Oh, looky, looky!“

„Möchte noch jemand in Ohnmacht fallen?“, fragte Trump schließlich. Und dann hatte er eine Idee: „Lasst uns ein Musikfest draus machen. (...) Lasst uns Pavarotti anhören, wie er ‚Ave Maria’ singt.“ Dazu ließ er seine „Lieblingsgrafik“ einblenden: Die Entwicklung der irregulären Einwanderung in die USA von Obama bis Biden.

Während er zu Pavarotti hin- und herschunkelte, verlor Trump offenbar die Lust an dem ganzen Townhall-Konzept. „Wer will überhaupt all die Fragen hören“, sagte er – und modelte den Abend kurzerhand um. Erst freestylte er noch ein paar seiner eigenen „Greatest Hits“. Kamala Harris – „keine kluge Frau“, Joe Biden – „senil“, die Demokraten – „alle korrupt“, die Wahl 2020 – „gestohlen“. Und natürlich der Klassiker: „Make America Great Again.“

Als die Musik wieder einsetzte, wiegte sich der frühere Präsident im Takt von „Time To Say Goodbye“ und James Browns „It’s A Man’s World“ von links nach rechts.

Der Abend endete mit den „Village People“. „Wie wär’s damit? Wir spielen ‚YMCA‘ und dann gehen wir heim“, schlug Trump schließlich vor. „Die zwei Menschen, die in Ohnmacht gefallen sind, sind Patrioten und wir lieben sie. Und wegen ihnen haben wir jetzt eben tolle Musik. Stimmt’s? Stimmt’s? Also spielt ‚YMCA‘ – schön laut.“

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Erstellt:
16. Oktober 2024, 09:11 Uhr

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