Brief des Mercedes-Chefs an die EU

Ola Källenius hat recht – Deshalb sind Strafen für Autohersteller keine Lösung

Brüssel sorgt mit seinen Regelungen dafür, dass europäische Autohersteller ihre Konkurrenten bezahlen, um Bußgeldern zu entgehen. Der Mercedes-Chef hat jeden Grund, das zu kritisieren, findet unsere Autorin Veronika Kanzler.

Mercedes-Chef Ola Källenius wirbt in Brüssel für einen Realitätscheck.

© AFP/John Thys

Mercedes-Chef Ola Källenius wirbt in Brüssel für einen Realitätscheck.

Von Veronika Kanzler

Massive Subventionen für die Autoindustrie: Die USA tun es. China tut es. Und die EU? Die brummt der Branche ab diesem Jahr Strafzahlungen auf, bei einem zu hohem CO2-Ausstoß der Neuwagenflotten. Wohlgemerkt geht es dabei nicht um das Angebot der Hersteller. Es zählt, welche Autos von den Kunden gekauft wurden. Wenn diese weiterhin Verbrenner-Fahrzeuge bevorzugen, werden die Hersteller dafür von der EU zur Kasse gebeten.

Um den Bußgeldern zu entgehen, müssen sich jene Autohersteller für das Verfahren auf dem Papier mit Konkurrenten zusammenschließen, die hauptsächlich E-Autos verkaufen. Tesla zum Beispiel. Die Wettbewerber lassen sich das bezahlen. So bringt die EU europäische Hersteller dazu, ihre Konkurrenten finanziell zu unterstützen, um Strafgelder an Brüssel zu vermeiden. Sie schädigt damit die eigene Wirtschaft.

Statt auf Anreize setzt die europäische Politik auf Bestrafung. Mercedes-Chef Ola Källenius, in seiner neuen Rolle als Präsident des europäischen Autoverbands, hat sich mit seinem offenen Brief dagegen positioniert. Aber hat er überhaupt die Industrie hinter sich? Nicht einmal die Unternehmen sind sich untereinander einig.

BMW und Mercedes-Benz haben unterschiedliche Ansichten

BMW-Chef Oliver Zipse findet die bevorstehenden Strafzahlungen 2025 richtig – der Münchner Konzern wäre davon auch kaum betroffen. Anders als beispielsweise Mercedes-Benz verkauft BMW keine Vans, die in der Regel nicht elektrifiziert sind. Er hält vor allem das Verbrenner-Aus 2035 für einen Fehler. Bei Strafzöllen auf chinesische E-Autos sind sich Zipse und Källenius einig: Das schadet mehr als es nutzt. Die Franzosen setzen sich hingegen dafür ein. Stellantis und Renault sind kaum auf dem chinesischen Markt unterwegs – Gegenmaßnahmen würde sie nicht tangieren.

Die Politik kann auf keinen Fall das Signal aussenden, es mit der Elektromobilität nicht ernst zu nehmen. Deshalb aber an kontraproduktiven Regeln festzuhalten, ist fahrlässig. Spätestens 2026 werden die Zielvorgaben von den Parlamentariern überprüft – und hoffentlich gestrichen. Mit Källenius hat sich endlich ein prominenter Manager für die ganze Branche öffentlich dafür ausgesprochen.

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Erstellt:
17. Januar 2025, 09:54 Uhr
Aktualisiert:
17. Januar 2025, 11:18 Uhr

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