Reinhold Würth kritisiert den Kanzler
„Olaf Scholz ist sandtrocken und ungeeignet, Menschen mitzunehmen“
In einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ kritisiert der Schraubenmilliardär Reinhold Würth massiv die Ampelkoalition. Es fehle im Kampf gegen die AfD an politischer Führung.
Von Matthias Schmidt
Die Schwäche der Ampelregierung ist nach Auffassung des Unternehmers Reinhold Würth ein zentraler Grund für den Zuspruch zur AfD. In einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ sagt der 89 Jahre alte Grandseigneur des Künzelsauer Schraubenkonzerns: „Wir bräuchten eine starke Führungspersönlichkeit im demokratischen Sinn. Also jemanden wie Helmut Schmidt. Oder eine Persönlichkeit wie unseren Verteidigungsminister Boris Pistorius. So eine Person als Bundeskanzler würde enorm viel ändern.“ Derzeit seien die Menschen ohne Orientierung. „Und dann kommt halt der Herr Höcke und bekommt Zuspruch.“
Obwohl er sich in der Vergangenheit auch schon positiv über den amtierenden Kanzler Olaf Scholz geäußert hat, spricht er ihm wesentliche Fähigkeiten für das Amt ab. Scholz sei zwar „ein honoriger Mensch, als Notar und Anwalt, rechtschaffen“. Als Finanzminister sei er in Ordnung gewesen. „Aber Scholz ist so sandtrocken, und aus meiner Sicht vollkommen ungeeignet, Menschen mitzunehmen. Das braucht es aber, um ein Land zu führen“, so Würth im „SZ“-Interview.
„Grüne und FDP wie Feuer und Wasser“
Seine Kritik weitet der Unternehmer allerdings auf die gesamte Ampelregierung aus. Sie gleiche einem Ameisenhaufen und gebe ein katastrophales Bild ab, meint Würth. „Ehrlich gesagt, ich fühle mich mit dieser Regierung auch nicht wohl, ich fühle mich nicht gut geführt.“ Den Grund dafür sieht er in den grundlegend verschiedenen Interessen der Parteien, Grüne und FDP seien wie Feuer und Wasser. „Die Grünen wollen einen grünen Teppich übers Land legen, auf Teufel komm raus. Und die FDP ist ja nun Liberalität in Reinkultur und will die Wirtschaft unterstützen. Das passt überhaupt nicht zusammen, der Kanzler muss immer schlichten.“
Würth, der als Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrates noch großen Einfluss auf die Firmengruppe ausübt, hat sich schon häufig zum Erfolg der AfD geäußert und auch vor der Europawahl in einem Brief an seine Beschäftigten davor gewarnt, die Partei zu wählen. Auch in dem aktuellen Zeitungsinterview führt er aus, warum er Ideen wie sie sich hinter dem Begriff „Remigration“ verbergen, für schädlich hält. „Das würde schlicht den Zusammenbruch des Unternehmens bedeuten“, sagt Würth. „Wir haben so viele Mitarbeitende mit Migrationshintergrund im mittleren Management, so viele Know-how-Träger als Informatiker, um nur zwei Bereiche zu nennen.“ Wenn diese Menschen alle wegblieben „würde das einen echten Blackout bedeuten“.
Hat sein Anti-AfD-Brief der Firma geschadet?
Relativiert hat Würth unterdessen, dass sein öffentliches Auftreten gegen die AfD seiner Firma Umsatzeinbußen eingebracht habe. „Ich habe nur gesagt, dass wir viele Briefe bekommen haben. Und wenn wir diese Kunden zusammenzählen, dann haben die in einem Jahr für 1,5 Millionen Euro bei uns gekauft. Aber das ist ja verschwindend wenig. Sie müssen das in den Kontext von mehr als 20 Milliarden Euro Umsatz stellen“, so Würth. Zudem sei er sicher, dass man mehr als 1,5 Millionen Euro zusätzliche Umsätze bekommen habe „von Sympathisanten, die meine Äußerungen gut fanden“.