Wenn schon stürzen, dann auch richtig
Orthopäden zum Sturz auf Glatteis: Kopf schützen und abrollen
Auf vereistem Weg nicht mit Vollkaracho auf den Schädel oder die Hüfte knallen: Dabei hilft die richtige Sturztechnik, sagen Experten. Sie empfehlen, bereits mit Kindern das geschickte Abrollen zu üben.
Von Markus Brauer/KNA
Richtig hinzufallen: Das sollte man bereits als Kind üben, empfehlen Orthopäden mit Blick auf Glatteis und verschneite Straßen. Mit der richtigen Sturztechnik würden kritische Körperteile wie der Kopf geschützt, weil die Sturzenergie teilweise auf Körperteile wie die Hände umgeleitet werde, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) in Berlin. Einer der Tipps heiße daher: bei Glatteis die Hände aus den Taschen.
Vor allem Ältere sind sturzgefährdet
„An Glatteis-Tagen operieren wir rund um die Uhr. Bei Brüchen an Armen und Beinen können wir schnell und gut helfen. Bei Stürzen auf Kopf, Becken und Hüfte können Verletzungen auch lebensbedrohlich werden“, sagt Ulrich Stöckle, stellvertretender DGOU-Präsident.
Ein Sturz auf den Kopf oder die Hüfte kann demnach gerade für ältere Menschen oder bei Einnahme von Blutverdünnern sehr gefährlich werden. Es drohten schwere Verletzungen wie Blutungen im Gehirn, ein Schädel-Hirn-Trauma oder ein Oberschenkelbruch. Aktuelle Daten zeigten, dass die Zahl der Schwerverletzten durch Stürze bei den über 70-Jährigen in den Wintermonaten stark steige.
Pinguin-Gang: Tipps bei glattem Untergrund
Damit Fußgänger auf spiegelglattem Untergrund sicherer unterwegs sind, geben Orthopäden und Unfallchirurgen weitere Tipps:
Langsam gehen: Beim „Pinguin-Gang“ wird der Körperschwerpunkt über dem auftretenden Bein ausgerichtet. Man bewegt sich äußerst langsam und schiebt sich mit kleinen Schritten auf ganzer Sohle über den Boden. Die leicht nach vorn geneigte Körperhaltung sorgt so für mehr Stabilität.
Halt suchen: Mit einer Person eingehakt gehen oder sich an der Häuserwand oder einem Geländer entlang tasten.
Profil: Schuhe mit Profil tragen oder mittels Schuh-Spikes auch normales Schuhwerk wintertauglich machen.
Eis-Pickel für Krücken und Gehstöcke: Sie sind leicht montierbar und können bei Nichtgebrauch hochgeklappt werden.
Fahrrad stehen lassen: Das Fahrrad sollte bei Schnee und Glatteis keine Saison haben - es besteht eine hohe Unfallgefahr.
Gangunsichere Menschen: Keine unnötigen Gefahren eingehen und bei Glätte möglichst zu Hause bleiben.
Das verbirgt sich hinter Glatteis, Blitzeis & Co.
Meteorologen unterscheiden zwischen vier Arten der Glätte. Die bekannteste ist wohl die Schneeglätte, bei der die winterlichen Flocken die Straßen in Schlinderbahnen verwandeln.
Glatteis entsteht, wenn Regen auf einen zuvor gefrorenen Straßenbelag fällt und eine Eisschicht bildet.
Eine besondere Form des Glatteises ist der Eisregen. Dabei gefriert der Regen bereits vor dem Auftreffen auf die Fahrbahn zu Eiskörnern, die auf der Straße zu einer raueren, aber dennoch glatten Eisschicht werden.
Von Glätte durch gefrierende Nässe spricht man, wenn die Fahrbahn bereits nass ist und aufgrund schnell absinkender Temperaturen Eis entsteht.
Bei Reifglätte gefriert der Tau auf den Straßen. Diese Form tritt zumeist nur örtlich eng begrenzt auf einzelnen Wegstrecken oder Brücken auf.
Blitzeis ist übrigens kein meteorologischer Fachbegriff. Er wird häufig von den Medien verwendet, obwohl es sich um Glatteis handelt.
Tipp: Seitlich über die Schulter abrollen
Um einen Aufprall auf dem Hinterkopf zu vermeiden, sei es ratsam, bei Glatteis langsam zu gehen und den Körperschwerpunkt leicht nach vorn zu verschieben, erklärt DGOU-Präventionsexperte Christopher Spering.
„Rutschen wir aus und kommt es zum Sturz, fallen wir eher nach vorne. Hier können wir uns entweder mit den Händen abfangen oder seitlich über die Schulter abrollen.“ Dies müsse „von Kindheit an trainiert werden, damit im Notfall die Reflexe richtig einsetzen“. Üben lasse sich beispielsweise auf einem Trampolin.