Tübinger OB nimmt Scholz in Schutz

Palmer zur „Hofnarr“-Debatte: Wokismus, nicht Rassismus

In der „Hofnarr“-Debatte bekommt Olaf Scholz Unterstützung von unerwarteter Seite. Tübingens OB Boris Palmer sieht den Bundeskanzler als Opfer woker Identitätsmodelle.

Tübingens OB Boris Palmer schaltet sich in die Hofnarr-Debatte ein.

© dpa/Bernd Weißbrod

Tübingens OB Boris Palmer schaltet sich in die Hofnarr-Debatte ein.

Von Sascha Maier

Nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den schwarzen Berliner Kultursenator Joe Chialo (CDU) vor wenigen Tagen auf einer privaten Feier als „Feigenblatt“ und „Hofnarr“ bezeichnet hatte, scheint der Wahlkampf in der heißen Phase vor dem 23. Februar noch ein zentrales Thema gefunden zu haben. Die Debatte um die Entgleisung des Kanzlers beschäftigt nicht nur den Berliner Politikbetrieb, auch der inzwischen parteilose Tübinger OB Boris Palmer (ehemals Grüne) meldet sich Wort.

Auf Facebook springt er dabei Olaf Scholz, der von allen Seiten scharf attackiert wird, zur Seite. Palmer schreibt, streckenweise etwas kryptisch: „Jetzt muss sich der Bundeskanzler Rassismusvorwürfe gefallen lassen, weil er einem schwarzen CDU-Politiker vorgeworfen hat, er sei das Feigenblatt und der Hofnarr von Friedrich Merz.“ Tatsächlich habe sich der Bundeskanzler damit „nicht rassistisch, sondern wokistisch geäußert.“

Sein Ärger rühre daher, dass jemand mit schwarzer Hautfarbe seine Kritik zurückweise und dafür öffentlich kaum attackiert werden könne. „Denn in der Logik der Wokisten werden Sprechrechte nach Hautfarbe verteilt. Und wenn ein weißer Mann einen Schwarzen kritisiert, dann ist das nicht richtig oder falsch, sondern rassistisch“, so Palmer.

Scholz habe sich definitiv nicht rassistisch über den Berliner Kultursenator geäußert. Er habe „in wokistischer Logik seinen Unmut darüber kundgetan, dass Chialo sich mit der Autorität seiner Identität gegen sein Narrativ vom aufziehenden Rassismus und Faschismus gestellt hat.“ Palmer wirbt für Verständnis für Scholz. Die Erkenntnis, die bleibe: „Es kann wirklich jeden treffen, sogar einen sozialdemokratischen Bundeskanzler.“

Auch Kritik ohne Rassismusvorwurf an Scholz

Was Palmer in seinen kulturkämpferischen Ausführungen aber nicht beachtet, ist unabhängig der Rassismusdebatte die Frage, ob es einem Kanzler gut ansteht, politische Mitbewerber als „Hofnarren“ zu bezeichnen. Der Moderator und Politikexperte Theo Koll sagte etwa bei „Maischberger“ am Mittwoch, die Vokabel „Hofnarr“ sei grundsätzlich mit so vielen negativen Konnotationen verbunden, dass der Kontext unerheblich sei. Baden-Württembergs Finanzminister schrieb auf X: „Es gibt zwei Typen von Führungspersönlichkeiten: diejenigen, die Fehler eingestehen. Und die, denen das nicht einmal im Traum einfällt, selbst wenn der Fehler offensichtlich ist.“ Scholz zähle zu zweiterer Gruppe.

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Erstellt:
13. Februar 2025, 17:46 Uhr

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