„Herausfordernde Zeit“: Wohnungslos in Kälte und Pandemie

dpa/lsw Stuttgart. Der Winter ist für Menschen ohne Wohnung immer schwierig. In dieser Saison trifft die Kälte obendrein auf die Pandemie. In vielen Einrichtungen fehlen die Ressourcen, um umfassend zu helfen.

Obdachlose bitten mit einem Pappbecher und einem kleinen Weihnachtsmann um Spenden. Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild

Obdachlose bitten mit einem Pappbecher und einem kleinen Weihnachtsmann um Spenden. Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild

Weniger Platz, weniger Tests und Masken und noch dazu die drohende Kälte: auf wohnungslose Menschen kommen zum nahenden Wintereinbruch unter Pandemiebedingungen weitere Probleme hinzu. „Die Menschen kommen jetzt wieder zu uns“, sagte Gabriele Kraft vom Diakonischen Werk Württemberg. Der AGJ Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg sagt eine „herausfordernde Zeit“ voraus. Denn die Nachfrage nach warmen Schlafplätzen oder einem warmen Essen könnten einige Einrichtungen in der Pandemie nicht bedienen. Um die Abstandsregeln einhalten zu können, müssten zum Beispiel viele Betten leer bleiben, heißt es aus mehreren Unterkünften.

In Baden-Baden habe die Caritas jetzt sogar ihre Gemeinschaftsräume zu zusätzlichen Einzelzimmern umfunktioniert. „So konnten wir genügen Platz schaffen“, sagte Christian Frisch vom Verband. In Notunterkünften gebe es dagegen auch jetzt meist keine Einzelzimmer. Dort zusätzliche Kapazitäten zu schaffen gelinge nur bedingt, heißt es aus Freiburg.

Nicht nur räumlich, auch finanziell könnte es nach Einschätzung der Betreuer in diesem Winter eng werden: In den Unterbringungen gebe es oft nicht genügend Geld, um Masken, PCR-Tests und Handschuhe zu kaufen, sagte Kraft der Deutschen Presse-Agentur. Dabei seien Masken und sichere Tests für vorerkrankte und geschwächte Menschen auf der Straße besonders wichtig. „Wir kämpfen immer um die Finanzierung. Jetzt können wir nur wenige Euro für einen Schnelltest ausgeben“, sagte Kraft.

Ähnliche Probleme melden auch die mobilen Einsatzteams, die in den Kältebussen unterwegs sind. Wenn die Temperaturen auf null und darunter fallen, sind sie in den großen Städten unterwegs. Nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes in Stuttgart fehlt es auch hier an Geldspenden, um Masken und Handschuhe kaufen zu können. Sachspenden wie Schlafsäcke oder Decken gebe es aber genug. Das meldete auch die Stadt Mannheim.

Die Wohnungslosenhilfen treibt auch die Sorge um, dass Menschen auf der Straße Probleme mit den Corona-Verordnungen bekommen könnten. Schon im vergangenen Winter hatten viele Obdachlose und Hilfseinrichtungen mit den Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen in der Pandemie zu kämpfen. „Die sind ja schon für den normalen Bürger nicht so einfach“, sagte Thomas Rutschmann vom AGJ-Fachverband. Die besonderen Probleme der Obdachlosen würden in der Pandemie oft vergessen, sagte Frisch von der Caritas Baden-Baden. Besonders schwierig sei beispielsweise, dass nur noch digitale Impfausweise akzeptiert werden. „Viele Wohnungslose haben diese technischen Möglichkeiten ja gar nicht“, sagte er.

Nach Zahlen aus dem Jahr 2014 haben etwa 22.000 Menschen im Südwesten keinen festen Wohnsitz. Neuere Zahlen gibt es bisher nicht.

© dpa-infocom, dpa:211204-99-252136/3

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Erstellt:
4. Dezember 2021, 07:59 Uhr

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