Party und Wandertag im Weinberg von Kleinaspach
20 Jahre nach der Eröffnung des Weinwanderwegs weiht die Gemeinde die Version 2.0 des Weinwanderwegs ein. „Kelter. Wein. Berg.“ heißt das Motto am Samstagabend. Rund 3000 Gäste kommen zur Party nach Kleinaspach.

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Einweihungsrundgang auf dem Weinwanderweg angeführt von Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff (Mitte mit Sonnenbrille) und Joachim Schöffler von der Weingärtnergenossenschaft Aspach (links daneben) sowie der Schwäbischen Waldfee Michelle Fuchs (in Grün) und Matthias Holzwarth von Holzwarth Weine (rechts daneben). Foto: Alexander Becher
Von Florian Muhl
Aspach. „Wir passen uns dem internationalen Markt an, wir müssen uns auch vom Klima her umstellen“, erklärt Matthias Holzwarth von Holzwarth Weine. Die von Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff angeführte Wandergruppe ist bei ihrem Einweihungsrundgang auf dem Weinwanderweg gerade bei der zweiten Station angekommen. Auf dem Hinweisschild „Fruchtig und frisch: unsere Weißweine“ gibt es kurze Hinweise über die Rebsorten Riesling und Sauvignon blanc, Müller-Thurgau und Weißburgunder, Grauburgunder und Kerner. Dass es die Winzer gerade nicht ganz einfach haben, wird aus den Schilderungen Holzwarths deutlich: „Der Riesling wird die nächsten Jahre ein Stück weit problematischer werden, weil der einfach bei so heißen Sommern praktisch schon zu faulen anfängt, bevor er eigentlich richtig reif ist.“
Problematisch ist die Hitze, der viele Regen und die Kirschessigfliege
Auch das viele Regenwasser der vergangenen Wochen tut den Trauben nicht gut. „Die Beeren platzen stellenweise schon“, sagt der gelernte Weinküfer. „Deswegen sind wir jetzt auch mit Kalk gefahren und versuchen, dass die Beere jetzt ein bisschen eingetrocknet wird“, sagt er und deutet auf die Reben gegenüber. Die schwarzen Trauben haben überall weiße Flecken und sehen fast unappetitlich aus. „Das sieht jetzt furchtbar aus, so kurz vor der Lese“, bekennt er, beschwichtigt aber: „Uns bleibt im Prinzip nichts anderes übrig, wenn wir die Lese noch ein wenig wegziehen wollen. Das macht der Qualität gar nichts aus, das ist auch kein Pflanzenschutzmittel. Beim nächsten Regen ist das abgewaschen.“

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3000 Gäste besuchen die Party an der historischen Kelter in Kleinaspach und im Weinberg.
Und da gibt’s noch ein Problem: die Kirschessigfliege. „Die haben wir in diesem Jahr tatsächlich total unterschätzt, weil wir in den letzten zwei, drei Jahren eigentlich keine großen Probleme damit gehabt haben.“ Aber jetzt durch den vielen Regen habe die sich doch ständig vermehrt. Holzwarth kündigt an: „Das wird ein spannender Herbst. Die Qualität wäre jetzt eigentlich schon da, wir sind relativ früh dran, auch mit der Durchfärbung und so.“ Der Kleinaspacher Winzer arbeitet üblicherweise viel mit dem Vollernter. „Ich denke aber, dass wir sehr viel von Hand machen müssen, weil wir viel aussortieren müssen.“
Fachliche Expertisen von Joachim Schöffler und Matthias Holzwarth
Dass es sehr spannend und lehrreich auf dem Weinwanderweg zugeht, hatte Sabine Welte-Hauff kurz zuvor bei der symbolischen Eröffnung angekündigt. „Im Jahr 2003 wurde der Weinlehrpfad Föhrenberg zum Weinwanderweg umgestaltet und im September desselben Jahres feierlich eingeweiht“, so die Bürgermeisterin in ihrer Rede rückblickend. „Heute, fast auf den Tag genau 20 Jahre später, weihen wir sozusagen die Version 2.0 des Weinwanderwegs ein.“
Kelter. Wein. Berg.
„Party im Weinberg“ - unter diesem Motto fand am Samstag, 2. September, eine richtig coole und große Veranstaltung an der Historischen Kelter in Kleinaspach statt. Die Aspacher Weingärtner boten dort und im Kleinaspacher Weinberg an sieben Ständen ihre Weine und Sekte sowie Häppchen an, dazu gab es an fünf Stationen Musik von Live DJ´s. Bis 1 Uhr wird der Weinberg zur Partymeile. Bei bestem Wetter zog es rund 3000 Besucher mit bester Laune nach Kleinaspach.
Gemeinsam mit der fachlichen Expertise von Joachim Schöffler von der Weingärtnergenossenschaft Aspach und Matthias Holzwarth hat die Gemeindeverwaltung viele der alten Schilder inhaltlich angepasst. Einige bereits vorhandene Themen sind geblieben, andere wurden durch neue ersetzt. „Zudem haben die Schilder ein neues, frisches, modernes Design erhalten. Wir haben auf viel Text verzichtet, stattdessen haben wir uns für mehrere Fotos entschieden; Fotos, die zu 90 Prozent hier in unseren Weinbergen aufgenommen wurden“, erläuterte die Rathauschefin.
Es war nicht unbedingt eine Liebesheirat
„Solche Feste gelingen nur, wenn sich viele Menschen ehrenamtlich daran beteiligen“, sagte Gerd Holzwarth in seinem Grußwort. „Genau deshalb haben wir uns im Rems-Murr-Kreis ein Motto ausgesucht, unter dem wir in diesem Jahr das 50. Landkreis-Jubiläum feiern: Miteinander lebenswerter“, so der Dezernent aus dem Landratsamt weiter. 1973 sei aus den Altkreisen Backnang und Waiblingen der schöne Landkreis entstanden. „Es war nicht unbedingt eine Liebesheirat“, so Gerd Holzwarth, „aber auf jeden Fall Liebe auf den zweiten Blick.“

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Die Musik spielt bis 1 Uhr, getanzt wird bis zum Schluss. Fotos: Tobias Sellmaier
Anita und Hans-Gerd Mayer sind bereits um 10 Uhr zum Gottesdienst mit Freunden zur Kelter gefahren. Danach wollen sich die Backnanger den Weinwanderweg anschauen, „zumindest streckenweise, ein Stückle“, wie der Ehemann schmunzelnd sagt. „Und wir kommen natürlich zum Essen“, ergänzt er noch. Petra und Günther Klauß, beide Mitte/Ende 60 und aus Backnang, sind schon öfter mal in den Weinbergen unterwegs. Sie genießen das Wetter, die Natur und „es gibt hier immer ein gutes Tröpfle“ sagen beide. Gekommen sind sie in Begleitung ihres Freunds Wilfried Schweizer, Mitte 70 und aus Backnang, der bekennt: „Ich bin Wiederholungstäter.“ Er besuche die Weinfeste in Kleinaspach immer wieder.
Mit zwei befreundeten Paaren sind auch die Tankstellenbetreiber Sabine und Joachim Blatt aus Althütte auf dem Weinwanderweg unterwegs. „Wir probieren gern die Weine und die Leckereien unterwegs sind toll und die netten Leute“, nennen sie ihre Beweggründe für den Ausflug in die Weinberge von Kleinaspach.
Eine Party mit aufgehendem Mond und ausgeliehenen Knicklichtern
„Das war ein Genussabend, es war wunderbar von der Menschenmenge, die sich natürlich schön verteilt hat“, sagt Sabine Welte-Hauff über die Partyveranstaltung am Samstagabend. „Wir hatten schöne Stationen mit verschiedenen Angeboten musikalischer und genüsslicher Art.“ – „Sehr gut, genauso wie im letzten Jahr“, äußert sich auch Günther Ferber von der Weingärtnergenossenschaft zufrieden. „Die Verlängerung bis um 1 Uhr hat sich auch ausgezahlt, da war dann die Musik aus, aber es waren ganz viele Besucher da, die erst um 2 dann ganz gemütlich heimgelaufen sind. Der Ansturm war der gleiche wie letztes Jahr bei der Premiere. Und die Menge an Wein ist auch die gleiche gewesen.“ Einen Unterschied hat Ferber doch ausgemacht: „Der Mond ist hinten schön hochgekommen, in der Nacht war’s nicht so dunkel wie letztes Jahr, weil wir Vollmond gehabt haben, da waren die Straßen schön ausgeleuchtet.“
Wie’s gelaufen ist? „Fast perfekt“, sagt Joachim Schöffler. „Wetter und Besucherzahl waren supergut, so 3000 Besucher werden da gewesen sein“, schätzt er. Es sei ein sehr friedliches Fest ohne Krawall gewesen. Das Essen ging dieses Jahr nicht aus, wie im vergangenen Jahr. Optimieren könnte man im kommenden Jahr die Wegebeleuchtung zwischen den Stationen im Weinberg. „Deswegen hatten wir 700 Knicklichter besorgt, die wir an jeden fünften oder sechsten Pfosten im Weinberg befestigt haben, als Markierung des Wegs, allerdings haben die Gäste die eingesammelt und um ihre Arme rum gemacht.“ Er lacht. „Die haben geleuchtet im Weinberg, nur die Markierungen waren dann halt weg.“
Weinjahr 2023 Das feuchte und kühle Frühjahr hat zu einem etwas späteren Austrieb geführt, was wegen geringerer Spätfrostgefahr durchaus positiv zu beurteilen war, sagte Gerd Holzwarth in seinem Grußwort. Die anschließende Trockenheit machte in Junganlagen teilweise Bewässerung erforderlich, so der Dezernent des Landratsamts weiter. Der Druck durch den Echten Mehltau war extrem hoch – wo Pflanzenschutz konsequent durchgeführt wurde, war das Problem aber beherrschbar. Die nasse Witterung der letzten Tage erhöhte die Gefahr von Fäulnis. Trotzdem kann der anstehenden Ernte aber mit guten bis sehr guten Ertrags- und Qualitätserwartungen entgegengesehen werden.
Weinwanderweg Der Weinwanderweg führt die Besucher durch die Weinberge in Kleinaspach, Allmersbach und Sinzenburg. Vorbei geht es an den beiden Keltern und dem Schauweinberg sowie am Wengertschützenhäusle und verschiedenen Aussichtspunkten und Plätzen zum Verweilen, so Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff. Auf der rund zehn Kilometer langen Strecke erfahren die Wanderer auf 34 Schildern Wissenswertes, Spannendes und Lustiges über den Weinbau im Allgemeinen und den Weinbau in Aspach im Speziellen. Erklärt werden auch Weinfachbegriffe. Wie sieht ein ganzes Jahr im Weinberg aus? Das ist auf acht Tafeln zu sehen. Vorgestellt wird auch die Flora und Fauna rund um die Weinberge.