Obere Walke: Pflegestift Backnang macht den Auftakt

In der Oberen Walke in Backnang vollendet die Dibag den ersten Bauabschnitt exakt im Zeitplan. 40 Senioren des Hauses am Berg sind gestern umgezogen und können sich nun über die neuen Räume, die Einzelzimmer und die Nähe zur Innenstadt freuen.

Seit gestern ist das Pflegestift Backnang in der Oberen Walke in Backnang bezogen. Für Mitte September ist eine kleine Einweihungsfeier geplant. Ebenfalls bereits fertig ist die Retentionsfläche entlang des Fuß- und Radwegs neben der Murr. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Seit gestern ist das Pflegestift Backnang in der Oberen Walke in Backnang bezogen. Für Mitte September ist eine kleine Einweihungsfeier geplant. Ebenfalls bereits fertig ist die Retentionsfläche entlang des Fuß- und Radwegs neben der Murr. Foto: Alexander Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Ein erster Meilenstein in der weiteren Bebauung der Oberen Walke in Backnang ist geschafft: Das neue Pflegestift Backnang wurde exakt im Zeitplan fertiggestellt und konnte gestern bezogen werden. Die ersten 40 Bewohner hatten es beim Umzug nicht weit, sie waren bisher im Backnanger Seniorenzentrum Haus am Berg untergebracht. Dort konnte die Dienste für Menschen GmbH die Senioren nicht länger versorgen, weil einige Vorschriften der Landesheimbauverordnung in dem Gebäude nicht eingehalten werden konnten. So waren zum Beispiel einige Zimmer zu klein beziehungsweise es handelte sich um Doppelzimmer. Solche sind nicht mehr zulässig.

Das neue Pflegestift erfüllt alle Kriterien. Insgesamt verfügt es im Erdgeschoss sowie in den beiden Etagen darüber über 75 Pflegeplätze. Die 15 Plätze im Parterre sind für demenziell Erkrankte vorgesehen. Diese Bewohner können sich auch in einem Garten aufhalten, der für sie aufgrund eines abgetrennten Areals einen geschützten Bereich darstellt. In den beiden Stockwerken darüber können jeweils 30 Senioren einziehen. Und im dritten und vierten Obergeschoss hat die Dibag je 20 behindertengerechte betreute Wohnungen erstellt, die vermietet werden. Dibag-Vorstand Sebastian Kuhlen spricht im Hinblick auf diese Wohnungen von einer regen Nachfrage, „einige Verträge wurden schon abgeschlossen“.

Auch Frank El-Banany von der Rems-Murr-Regionalleitung der Dienste für Menschen gGmbH ist sehr zuversichtlich, dass nach dem Umzug auch die restlichen noch freien Pflegeplätze schnell vergeben werden können. Er spricht davon, dass das neue Stift begehrt ist. So sind zum Beispiel alle bisherigen Bewohner des Hauses am Berg sehr gerne in die Gartenstraße umgezogen. Einige mit wehenden Fahnen, da sie nun endlich Einzelzimmer beziehen konnten.

Einstige Zimmergenossen können benachbart bleiben

Der Regionalleiter berichtet aber auch von Bewohnern, die mit Wehmut ihrem jeweiligen Mitbewohner nachtrauern, schließlich haben etliche schon mehrere Jahre zusammengewohnt. In diesen Fällen hat die Heimleitung dafür gesorgt, dass die einstigen Zimmergenossen künftig zumindest auf dem gleichen Flur Zimmernachbarn bleiben. Zudem gibt es im Stift auch fünf Bereiche, bei denen jeweils zwei Zimmer miteinander verbunden werden können. El-Banany sagt, diese werden intern Schmetterlingszimmer genannt und sollen ermöglichen, dass etwa auch (Ehe-)Partner zusammenleben können.

Der Umzug war für die Mitarbeiter eine Herausforderung. Schon seit Montag wurden persönliche Gegenstände wie kleinere Möbel, Sessel, Bilder oder Regale und die allermeisten Kleidungsstücke ins neue Stift gebracht, sodass den Bewohnern gestern der Umzug leichter fiel und sie sich beim Einzug schon ein bisschen heimisch fühlen konnten. Zwei oder drei Pflegebedürftige, die bettlägerig sind, wurden mit dem Krankentransportdienst gefahren, die restlichen mit den Bussen der Tagespflege. Alle Bewohner werden von den Mitarbeitern von den alten Zimmern bis in die neuen begleitet, „die Menschen sind zu keinem Zeitpunkt allein gewesen“, beteuert El-Banany.

Nach dem Umzug möchte die Heimleitung erst einmal „das Haus ans Laufen bringen“. Später soll die Kapazität von 75 Pflegeplätzen Schritt für Schritt ausgeschöpft werden. Das Wachstum ist auch abhängig davon, ob genügend Pflegekräfte rekrutiert werden können, schließlich werden im Vollbetrieb etwa 80 Mitarbeiter benötigt. El-Banany ist zuversichtlich, „in einem neuen Haus arbeitet jeder gerne“. Zudem schätzen Mitarbeiter und Bewohner die zentrale Lage und den guten ÖPNV-Anschluss. Neu ist, dass das Essen ab sofort in der Großküche selbst gekocht wird. Bislang mussten die Speisen aus Waiblingen zum Haus am Berg transportiert werden.

Auch für die Bauabschnitte zwei, drei und vier liegen die Baugenehmigungen bereits vor

Zeitplan Frank El-Banany lobt den Münchner Investor Dibag und die Schweinfurter Baufirma Glöckle, dass der Zeitplan punktgenau eingehalten wurde. Dies lässt Dibag-Vorstand Kuhlen auch zuversichtlich auf die nächsten Bauabschnitte in der Oberen Walke blicken.

Zweiter Bauabschnitt Die Baugenehmigungen für diesen Abschnitt liegen bereits vor, derzeit laufen die Ausschreibungen. Mit einem Baubeginn rechnet Kuhlen Ende dieses Jahres oder Anfang 2024. Der Bauabschnitt umfasst 102 Wohnungen, wovon 28 barrierefrei und vier rollstuhlgeeignet sind. Zudem müssen die Mieter von 17 Wohnungen nur eine Sozialmiete bezahlen. Ferner sind Räume vorgesehen für Dienstleister, „hier könnte auch ein kleines Ärztehaus entstehen“, schaut Kuhlen in die Zukunft. Das seien die Hoffnung und der Wunsch der Stadt. Kuhlen selbst ist überzeugt: „Das würde gut funktionieren.“

Bauabschnitt drei und vier Die Baugenehmigungen liegen ebenfalls vor, der Baubeginn ist für Ende 2024 oder Anfang 2025 geplant. Die Geschossfläche der Bauabschnitte drei und vier beträgt 28.220 Quadratmeter. Es entstehen 276 Wohnungen, wovon 78 Wohneinheiten mit insgesamt 7.300 Quadratmetern sozial gefördert werden. Die Wohnfläche insgesamt summiert sich auf 27.000 Quadratmeter, die Gewerbefläche auf 460 Quadratmeter.

Stellplätze Insgesamt gibt es etwa 450 Stellplätze in Tiefgaragen sowie 13 sogenannte Besucherstellplätze im Areal. Letztere sind für Pflegedienste und Ärzte gedacht. 24 Stellplätze sind rollstuhlgerecht. Zudem gibt es über 800 (Lasten-)Fahrradstellplätze im Areal.

Heizung Alle Gebäude in dem Areal und später eventuell noch in benachbarten Straßen werden über Nahwärme beheizt. Die dafür notwendige Heizzentrale entsteht an der Eugen-Adolff-Straße neben dem Sportplatz. Betrieben wird sie von den Stadtwerken Backnang. Deren Geschäftsführer Thomas Steffen erklärt, die Planungen für die Heizzentrale sind fertig, Anfang August ist die Baugenehmigung erteilt worden. Nun geht es daran, die Ausschreibungen fertig zu stellen und die Vergaben über die Bühne zu bekommen. Je nachdem, wie schnell dies geht und wie schnell die Firma, die zum Zuge kommt, mit dem Projekt beginnen kann, könnte sich Steffen einen Baubeginn noch in diesem Jahr vorstellen. Bis die Heizzentrale in etwa eineinhalb Jahren in Betrieb geht, werden alle bereits fertigen Gebäude wie etwa das Pflegestift von mobilen Heizzentralen mit Wärme versorgt. Ursprünglich hatte Steffen mit Kosten von eineinhalb bis zwei Millionen Euro gerechnet. Inzwischen befürchtet er: „Die Zentrale wird deutlich teurer als geplant.“

Haus am Berg Im bisherigen Seniorenzentrum Haus am Berg werden die 24 seitherigen Pflegezimmer in betreute Wohnungen umgewandelt und weiterbetrieben, zusätzlich zu den 50 betreuten Wohnungen, die es dort schon immer gab.

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Erstellt:
31. August 2023, 06:00 Uhr

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