„Gespräche im Gottlieb“

Pia Kästner und Konstantin Bitter – ein Talk über Triple und Träume

Das neue Talkformat unserer Zeitung hat das Ziel, Sportstars abseits des Profifußballs eine Plattform zu bieten. Bei der dritten Veranstaltung geben Pia Kästner und Konstantin Bitter von Allianz MTV Stuttgart im Cannstatter Café Gottlieb unterhaltsame Einblicke in ihr Volleyball-Leben.

Gespräche im „Gottlieb“: Pia Kästner   und Trainer Konstantin Bitter (li.) vom deutschen Volleyball-Meister Allianz MTV Stuttgart im Interview mit     unserem   Sportreporter Dirk Preiß.

© Baumann

Gespräche im „Gottlieb“: Pia Kästner und Trainer Konstantin Bitter (li.) vom deutschen Volleyball-Meister Allianz MTV Stuttgart im Interview mit unserem Sportreporter Dirk Preiß.

Von Jochen Klingovsky

Die Weichen waren früh gestellt. Schon vor dem Start von „Gespräche im Gottlieb – Stuttgarter Sportstars hautnah“ fuhr am Montag vor der am Cannstatter Daimlerplatz gelegenen Café-Bar öfter mal die blau-gelbe Straßenbahn vorbei, auf der Volleyball-Bundesligist Allianz MTV Stuttgart mit den Gesichtern zahlreicher Spielerinnen für sich und seinen Sport wirbt. Im bis auf den letzten Platz besetzten „Gottlieb“ hatte dann auch Sportredakteur und Moderator Dirk Preiß keine Mühe, die dritte Ausgabe des Talkformats von „Stuttgarter Nachrichten“ und „Stuttgarter Zeitung“ aufs richtige Gleis zu bringen – dank seiner beiden prominenten Gesprächspartner.

Zuspielerin Pia Kästner und Trainer Konstantin Bitter gewährten höchst interessante Einblicke, sprachen über ehrgeizige Ziele, körperliche Belastungen, das Innenleben eines Volleyball-Teams, sportliche Träume. Aber auch über Privates. Und sie gaben sogar das eine oder andere Geheimnis preis.

Konstantin Bitter: Ein Tattoo mit doppelter Bedeutung

Konstantin Bitter verriet zum Beispiel, dass er ein „absoluter Kaffee-Freak mit eigener Siebträgermaschine“ ist. Und er erklärte, welches seiner zahlreichen Tattoos zuletzt hinzukam: Auf seinen rechten Unterarm ließ er sich ein kleines „T“ stechen, das für ihn eine doppelte Bedeutung hat. Zum einen steht es für Tore Aleksandersen, seinen Freund und Vorgänger als MTV-Coach, der im Dezember 2023 den Kampf gegen den Krebs verlor: „Er hat mir das Selbstvertrauen gegeben, um überhaupt als Cheftrainer arbeiten zu können.“ Das „T“ ist aber zugleich auch ein Symbol für den größten Erfolg in seiner noch jungen Karriere. Gleich in seiner Premierensaison holte Konstantin Bitter (35) mit dem Stuttgarter Team das Triple – als erster Coach überhaupt im deutschen Frauen-Volleyball. „Fast alle meine Tattoos“, erklärte er mit einem Blick auf die beiden Schachfiguren, die ihn an seine verstorbenen Großeltern erinnern, „haben eine eigene Geschichte.“

Die nächsten Kapitel in der beeindruckenden Erfolgsstory von Allianz MTV Stuttgart wollen Konstantin Bitter und Pia Kästner gemeinsam schreiben. Deutschlands Volleyballerin der Jahre 2023 und 2024 kehrte im vergangenen Dezember nach einer Rücken-Operation zurück in die Scharrena, in der sie fünf Jahre zuvor mit ihren MTV-Kolleginnen ihre erste deutsche Meisterschaft gefeiert hatte. Mittlerweile ist Pia Kästner, obwohl bei ihr „noch nicht alles zu 100 Prozent perfekt läuft“, wieder die erste Zuspielerin beim Titelverteidiger – und sie sieht ihr Team für den neuerlichen Kampf um die Schale, der an diesem Samstag mit dem Auftaktspiel des Play-off-Viertelfinals gegen den USC Münster beginnt, gut aufgestellt: „Favorit ist der SSC Schwerin als Erster der Hauptrunde. Aber wir glauben an unsere Fähigkeiten.“ Jetzt. Und in der Zukunft.

Seit der Trennung von Sportdirektorin Kim Renkema ist Konstantin Bitter nicht nur für die Form seiner Mannschaft verantwortlich, sondern auch für den Kader der nächsten Saison. Es ist eine Aufgabe, die ihn stark fordert, aber auch reizt. „Ich kann etwas entwickeln, das ist eine große Chance, die sich mir bietet“, sagte der Vielbeschäftigte, „und das in einem Job, der für mich gleichermaßen Leidenschaft wie Privileg ist.“

Den ersten Vertrag, den der Kaderplaner Konstantin Bitter zusammen mit Geschäftsführer Aurel Irion verlängert hat, war jener von Pia Kästner. Mit ihrer Unterschrift dokumentierte die Zuspielerin ihr Vertrauen in die Arbeit des Vereins, der sich von prägenden Figuren wie Krystal Rivers, Roosa Koskelo und Maria Segura Palleres verabschieden muss: „Obwohl viele Spielerinnen gehen, bin ich sicher, dass wir wieder ein Team haben werden, das um Titel spielen kann.“ Mit ihr als neuem Gesicht? „Es wird in Stuttgart künftig andere Charaktere geben“, sagte Pia Kästner (26), „und auch das kann wieder besonders werden.“

Das große Ziel ist Los Angeles 2028

Ähnlich denkt die Zuspielerin über die nächsten Jahre im Nationalteam – mit denen sie große Hoffnungen verbindet. Und einen Traum. Liebend gerne würde Pia Kästner, die bisher 123 Länderspiele bestritten hat, die deutsche Mannschaft erstmals nach 2004 wieder zu Olympischen Spielen führen. „Es gibt einen kompletten Neustart, wir haben uns darauf verständigt, den Zyklus von vier Jahren gemeinsam durchzuziehen“, erklärte Pia Kästner, „wir haben gute Persönlichkeiten und dazu vielversprechende junge Spielerinnen wie Leana Grozer, die extreme Schritte gemacht haben und uns sehr viel geben können.“ 2028 in Los Angeles dabei zu sein, sei zwar enorm schwierig, allerdings: „Zu sagen, wir schaffen es eh nicht, wäre ja albern. Wir haben eine Chance, davon bin ich fest überzeugt.“

Es war das Schlusswort unter einen erkenntnisreichen Abend im Gottlieb, der deutlich machte, dass Konstantin Bitter und Pia Kästner alles geben werden, um Allianz MTV Stuttgart auf Kurs zu halten. Ganz im Sinne der blau-gelben PR-Stadtbahn.

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Erstellt:
18. März 2025, 15:22 Uhr
Aktualisiert:
18. März 2025, 15:48 Uhr

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