Nachhaltigkeit bei Supermärkten

Plastiktüten für Obst- und Gemüse kosten nun 1 Cent bei Kaufland

Kaufland geht einen Schritt weiter in Richtung Nachhaltigkeit: Seit dem 1. Januar 2025 kosten die Knotenbeutel aus Plastik für Obst und Gemüse einen Cent. Warum sich Kaufland dafür entschieden hat.

Bei Kaufland nicht mehr kostenlos seit Anfang des Jahres: Plastiktüten für Obst und Gemüse. (Symbolbild)

© imago images/Eibner/Fleig / Eibner-Pressefoto via www.imago-images.de

Bei Kaufland nicht mehr kostenlos seit Anfang des Jahres: Plastiktüten für Obst und Gemüse. (Symbolbild)

Von Lea Jansky

Drei Tomaten in die eine Plastiktüte, fünf Karotten in die nächste Tüte und zwei Äpfel wieder in eine neue Tüte – 20 Minuten später wird dann zuhause alles ausgepackt und die dünnen Einwegtüten landen in der Mülltonne. Diesem hohen Plastikverbrauch bei losem Obst und Gemüse in der Frischeabteilung will Kaufland nun seit Anfang des Jahres entgegenwirken. Seit dem 1. Januar 2025 kosten die dünnen Plastiktüten, auch als Knotenbeutel bekannt, jeweils einen Cent.

Das mag auf den ersten Blick nicht viel erscheinen, die vielen Hinweisschilder sollen dennoch zum Nachdenken anregen, ob es denn nun wirklich notwendig ist, die Karotten und Äpfel in einzelne Tüten zu verpacken. Somit ist es vielmehr ein symbolischer Cent, für oder gegen den man sich mit seinem Einkauf entscheidet. Bereits 2019 hat Aldi diesen zusätzlichen Cent für Knotenbeutel eingeführt – warum zieht Kaufland aber jetzt erst nach? Und wie steht es mit den anderen Supermarkt-Giganten in Deutschland?

Kaufland will mehr Bewusstsein schaffen

Kaufland führte Ende des vergangenen Jahres bundesweit in allen Filialen den symbolischen Cent für die Knotenbeutel ein. „Wir wollen unsere Kunden damit für den Verbrauch von Einwegplastik sensibilisieren“, heißt es auf Nachfrage unserer Redaktion. Als Alternative zu den Plastiktüten bietet Kaufland außerdem mehrfach verwendbare Frischebeutel zu einem Preis von 99 Cent an. „Durch die Verwendung der Frischetaschen können pro Jahr bis zu 693 Tonnen an Knotenbeuteln gespart werden“, erläutert die Pressesprecherin von Kaufland.

Kenntlich gemacht wird der symbolische Cent bei Kaufland mit Hinweisschildern direkt in der Frischeabteilung und auch auf dem Kassenzettel ist der Cent bei dem entsprechenden Produkt mit dem Hinweis „OuG“ für „Obst und Gemüse“ ausgezeichnet.

Aldi als Vorreiter

Aldi Süd und Aldi Nord wagten den Schritt, die Plastik-Knotenbeutel in der Obst- und Gemüseabteilung mit einem Cent zu bepreisen, bereits im Jahr 2019. Angenommen wird der symbolische Cent sehr gut, die Reaktionen der Kunden zeige, „dass die Bepreisung der Knotenbeutel von einem großen Teil ausdrücklich begrüßt wird“, berichtet Aldi Süd-Pressesprecher Hannes Schumann.

Aldi Süd hat bereits 2017 „als erster großer Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland begonnen, die Plastik-Einwegtüten schrittweise auszulisten“, berichtet Pressesprecher Schumann. Die Knotenbeutel seien außerdem nicht aus reinem Plastik, sondern zu 85 % aus nachwachsenden Rohstoffen. Seit 2019 bietet Aldi Süd zudem allgemein umweltfreundliche Mehrwegtaschen ab 0,49 Euro an.

Rewe setzt auf wiederverwendbare Mehrwegbeutel

Die Rewe Group mit Rewe und Penny plant in Zukunft keinen symbolischen Cent für Plastikbeutel in der Frischeabteilung: „Eine Bepreisung im Cent-Bereich hat nach unserer Auffassung keine Lenkungswirkung“, schreibt Rewe auf Anfrage unserer Redaktion. Seit 2018 setzt die Rewe Group hingegen in Sachen Nachhaltigkeit auf die wiederverwendbaren Frischenetze und will so einen „verpackungsfreien Einkauf“ ermöglichen. „Aber auch die Knotenbeutel sind über die Zeit kleiner und noch dünner geworden, außerdem sind sie unbedruckt und somit besser recyclingfähig“, berichtet Pressesprecher Thomas Bonrath.

Abgeschafft werden sollen die Knotenbeutel auf Dauer trotzdem nicht. Viele Kundinnen und Kunden greifen nach wie vor gelegentlich „aus Hygienegründen“auf die kleinen Plastiktüten zurück, da sie beispielsweise „bei feuchtem Kopfsalat ein aktuell noch unverzichtbares Serviceangebot“, bieten, erklärt der Pressesprecher.

Lidl und Netto haben ebenfalls Mehrwegnetze

Lidl und Netto setzen seit 2019 wie auch die anderen Supermärkte auf wiederverwendbare Mehrwegnetze für Obst und Gemüse. Bei Lidl kosten diese im Zweierpack 0,49 Euro.

Edeka setzt auf „Mehrweg statt Einweg“

Edeka ist ein genossenschaftlich organisierter Verbund, bei dem jeder Markt von selbstständigen Kaufleuten eigenständig organisiert wird. Somit entscheidet jeder Marktleiter selbst, welches Angebot in Richtung Nachhaltigkeit geboten wird. Grundsätzlich setzt Edeka jedoch laut Edeka-Südwest-Pressesprecher Florian Heitzmann auf das Prinzip „Mehrweg statt Einweg“.

Demnach werden bereits seit mehreren Jahren in einigen Märkten kompostierbare Tüten aus Papier und Bioplastik beziehungsweise Zuckerrohr angeboten. Außerdem biete auch Edeka vermehrt Mehrwegnetze als Alternative zu den Knotenbeuteln an. 2019 hat Edeka Südwest dahingehend die „Aktion Baumpflanzkarte“ gestartet, berichtet Pressesprecher Heitzmann. „Kundinnen und Kunden, die für ihren Einkauf eine Mehrweglösung – zum Beispiel Mehrwegnetz in der Obst- und Gemüseabteilung – nutzen, erhalten für jeden Einkauf einen Klebepunkt beziehungsweise Stempel auf ihrer Baumpflanzkarte. Für jede Karte mit zehn Punkten wird von den Edeka-Kaufleuten ein Baum gepflanzt.“

Mythos Papiertüten

Wer nun denkt, Papiertüten in der Obst- und Gemüseabteilung seien besser als die Knotenbeutel aus Plastik: Pustekuchen! Papiertüten sind laut der Deutschen Umwelthilfe keinesfalls eine umweltfreundlichere Alternative zu den dünnen Einweg-Plastiktüten. Die Produktion verbrauche viel Energie, Wasser, Chemikalien und viele Rohstoffe und es müssen viele Bäume für die Produktion abgeholzt werden. Der einzig nachhaltigere Weg seien somit die in allen Supermärkten erhältlichen wiederverwendbaren Frischebeutel und Mehrwegnetze.

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Erstellt:
16. Januar 2025, 11:07 Uhr

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