Polizei fasst mutmaßlichen Holzstapelzündler
38-Jähriger soll für 32 Brände verantwortlich sein – Gesamtsachschaden beläuft sich auf über 50000 Euro

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Viele Holzstapel gingen in Flammen auf – unter anderem in Auenwald. Archivfoto: 7aktuell/Lermer
Von Martin Winterling
WAIBLINGEN. Die Serie von Holzstapelbränden ist aufgeklärt; der mutmaßliche Brandstifter, ein 38-Jähriger aus dem Rems-Murr-Kreis, ist seit Mittwoch in Haft. Seit Ende Oktober 2018 haben in der Region 32 Holzstapel gebrannt.
Begonnen hat die Serie im Raum Kernen im Remstal. Die Polizei geht davon aus, dass auch die Brände in Stuttgart und den Landkreisen Esslingen, Ludwigsburg und Böblingen aufs Konto des Brandstifters gehen.
Die Beweise gegen den 38-Jährigen scheinen ziemlich stichhaltig zu sein. Bei einer Hausdurchsuchung seien „beweiserhebliche Spuren“ sichergestellt worden. Als der Mann Ende Oktober die ersten nächtlichen Feuer an Holzstapeln in Kernen und Umgebung gelegt hat, wurde noch wenig Aufhebens darum gemacht. Auch die Polizei nahm die Brände nicht besonders ernst. Es gab keine großen Schäden, bei den Bränden außerhalb von Ortschaften wurde niemand verletzt, und die örtlichen Feuerwehren hatten die Feuer meist schnell gelöscht.
Erst als Anfang November fast täglich Holzstapel brannten, tauchte der Verdacht auf, dass es sich um eine Serie handeln und ein Feuerteufel unterwegs sein könnte. Da hatten Flammen in Stuttgart-Uhlbach und Weinstadt-Strümpfelbach gelodert. Kurz vor Weihnachten wurde der Täter noch dreister: Der Brandstifter zündete in Waiblingen-Beinstein zwei nebeneinanderliegende Holzstapel an und fackelte wenige Tage später Stapel in Grunbach und Gundelsbach ab. Nach Bränden setzte die Polizei inzwischen auch Hubschrauber ein, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Vergeblich.
Auch tauchte die Frage auf, ob es sich wohl um einen pyromanisch veranlagten Feuerwehrmann handele wie kurz zuvor in Kirchberg an der Murr. Die Polizei verwarf den Verdacht, weil der Brandstifter die Feuer immer an anderen Orten lege und sich somit nicht selbst an den Löscharbeiten beteiligen könne.
Eine andere Frage war, ob es Zusammenhänge mit ähnlich gelagerten Brandstiftungen in Baden-Württemberg gibt. Und tatsächlich: Das Landeskriminalamt hat eine Häufung solcher Fälle im Land festgestellt. Anfang Februar 2018 hatten in der Gemeinde Gaienhofen am Bodensee Holzstapel gebrannt. Bis Ende Juli verzeichnete die kleine Gemeinde zwölf Brände dieser Art – und dann kam es zu einem Großfeuer mit Millionenschaden, bei dem Menschen hätten sterben können. Der 20-jährige Feuerteufel wurde festgenommen und sitzt in Haft. Wie die Polizei gestern mitteilte, ist jetzt auch im Rems-Murr-Kreis Ruhe. „Die Ängste der Bevölkerung im Umkreis sind nun wohl gebannt, nachdem der Brandleger inhaftiert wurde.“ Laut Polizeimitteilung wurden die ersten Brände Ende Oktober 2018 in Kernen gelegt. Zwischen 24. und 31. Oktober waren es in der Gemeinde vier gleich gelagerte Vorfälle. Im November und in den Folgemonaten nahm die Brandserie ihren weiteren Verlauf. Fast jeden Tag brannte es nun auch im weiteren Umfeld. Sowohl in Weinstadt, Fellbach, Urbach, Waiblingen, Auenwald, Plüderhausen und Winterbach als auch in den Landkreisen Esslingen, Böblingen und Ludwigsburg sowie in Stadtteilen Stuttgarts scheint der Brandleger seine Handschrift hinterlassen zu haben. Insgesamt wurden 32 gleich gelagerte Brandorte seit Oktober bekannt, davon 21 zwischen Rems und Murr. Der Gesamtsachschaden beläuft sich auf weit über 50000 Euro.
Die Kripo Waiblingen hatte wegen der massiven Konzentrierung derartiger Vorfälle am 4. Januar 2019 zur Aufklärung der Brandserie und Festnahme des Brandstifters eine gemeinsame Ermittlungsgruppe der Schutz- und Kriminalpolizei eingerichtet – die „EG Holzstapel“. Ihr gehörten fünf Mitglieder an, darunter Beamte der Kriminalpolizei Waiblingen und verschiedener Schutzpolizeien, die sich schwerpunktmäßig mit den Holzstapelbränden beschäftigten sollten. Auch die Zusammenarbeit mit den benachbarten betroffenen Polizeipräsidien sei intensiviert worden.
Die Ermittlungsgruppe habe entscheidende Puzzleteile zusammenfügen können, durch die sich letztlich ein Tatverdacht gegen einen 38-jährigen Mann aus der Umgebung von Fellbach verdichtete. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart sah einen dringenden Tatverdacht gegen den 38-Jährigen, weshalb sie beim Amtsgericht einen Haftbefehl als auch einen Durchsuchungsbeschluss erwirkte. Der Tatverdächtige wurde daraufhin am Mittwochvormittag von der Kriminalpolizei Waiblingen festgenommen. In der Wohnung des Tatverdächtigen konnten die Beamten noch „beweiserhebliche“ Spuren sicherstellen. Die Auswertungen dauern noch an.
Er wurde am Donnerstag auf Antrag der Staatsanwaltschaft dem Haftrichter beim Amtsgericht Stuttgart vorgeführt. Nachdem der Haftbefehl wegen vorsätzlicher Brandstiftung in Vollzug gesetzt worden ist, wurde der Beschuldigte in eine Justizvollzugsanstalt eingewiesen.