Anschlag in Magdeburg

Polizei kontaktierte Täter einige Wochen vor der Todesfahrt

Fünf Menschen starben durch den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt, bis zu 235 wurden verletzt. Die Polizei kontaktierte den Täter mehrfach vor der Tat. Die Details sind geheim.

Die Anteilnahme nach dem Anschlag in Magdeburg ist riesig.

© AFP/RALF HIRSCHBERGER

Die Anteilnahme nach dem Anschlag in Magdeburg ist riesig.

Von red/dpa

Die Polizei hat den Täter von Magdeburg einige Wochen vor dessen Todesfahrt kontaktiert. Im September 2023 und Oktober 2024 seien sogenannte Gefährderansprachen durchgeführt worden, sagte Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang im Ältestenrat in Magdeburg. Das Gespräch im vergangenen Jahr sei im Polizeirevier Salzlandkreis durchgeführt worden. Das Gespräch in diesem Jahr sei auf der Arbeitsstätte erfolgt, sagte die CDU-Politikerin.

Die Hintergründe zu den Gefährderansprachen blieben auch auf Nachfrage der Abgeordneten zunächst offen. Zieschang sagte, der jeweiligen Zusammenhang solle im vertraulichen Teil der Sitzung dargestellt werden.

Polizei sucht Taleb A. nach Anzeige auf

Wie die dpa nach der Sitzung erfuhr, soll die Ansprache in Zusammenhang mit einer Bedrohung stehen. Der Mann soll einen Rechtsanwalt, der ihn einst in einem Verfahren vertreten hatte, bedroht haben. Nachdem Anzeige gestellt wurde, suchte die Polizei den Mann auf der Arbeit auf.

Der Täter Taleb A. war in den vergangenen Jahren an verschiedenen Stellen aufgefallen. Zieschang sagte, nach einem Post des Mannes auf der Plattform X am 1. Dezember 2023 habe die Polizei Ermittlungen aufgenommen. In diesem Zusammenhang hätten die Beamten ebenfalls versucht, eine Gefährderansprache durchzuführen. Weder am 2. Dezember noch am 4. Dezember 2023 sei der Mann angetroffen worden, sagte Zieschang. Das Verfahren wurde demnach später eingestellt. 

Polizeidirektor berichtet ebenfalls von Strafanzeige

Am Samstag hatte bereits der Direktor der Magdeburger Polizeiinspektion, Tom-Oliver Langhans, von einer Strafanzeige und dem Versuch einer Gefährderansprache berichtet. Er nannte keine Details, das Verfahren liege bereits ein Jahr zurück. 

Mit einer Gefährderansprache will die Polizei signalisieren, dass sie einen potenziellen Straftäter im Blick hat und fordert ihn auf, ein bestimmtes Verhalten zu unterlassen.

Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) verwies im Ältestenrat auf einen Bericht des Ärztlichen Direktors der Einrichtung, in der der Täter als Arzt arbeitete. Demnach hätten die Beamten des Polizeireviers Salzlandkreis den Mann am 4. Oktober 2024 auf der Arbeit aufgesucht und angetroffen. Über den Inhalt habe der Ärztliche Direktor keine Kenntnis gehabt. Seit Ende Oktober 2024 sei der Täter nicht mehr im Dienst gewesen, sagte Grimm-Benne. Im Ältestenrat war in diesem Kontext von einer krankheits- sowie urlaubsbedingten Abwesenheit die Rede.

Der Täter Taleb A. war mit einem Auto am Freitagabend über den Weihnachtsmarkt gerast und hatte fünf Menschen getötet und nach aktuellen Zahlen bis zu 235 verletzt. Er sitzt in Untersuchungshaft. Ihm werden fünffacher Mord, mehrfacher versuchter Mord und mehrfache gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Am Sonntagmittag kamen mehrere Hundert Menschen ...

© dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Am Sonntagmittag kamen mehrere Hundert Menschen ...

... zu einer Mahnwache in Magdeburg an der Johanniskirche zusammen.

© AFP/JOHN MACDOUGALL

... zu einer Mahnwache in Magdeburg an der Johanniskirche zusammen.

Die Schock bei den Menschen in der Stadt ist groß.

© dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Die Schock bei den Menschen in der Stadt ist groß.

Fünf Menschen starben bei dem Anschlag, ...

© AFP/JOHN MACDOUGALL

Fünf Menschen starben bei dem Anschlag, ...

... mehr als 200 Menschen wurden verletzt.

© AFP/JOHN MACDOUGALL

... mehr als 200 Menschen wurden verletzt.

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Erstellt:
23. Dezember 2024, 21:04 Uhr

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