Kampf gegen Schwarzarbeit: Durchsuchungen bei Verdächtigen
dpa Koblenz. Im Kampf gegen Schwarzarbeit auf dem Bau und seine Finanzierung über Scheinrechnungen waren am Mittwoch rund 450 Ermittler im Einsatz. Ermittelt wird gegen fast 50 Verdächtige.
Im Rahmen von Ermittlungen zu Schwarzarbeit am Bau haben rund 450 Einsatzkräfte von Zoll und Polizei am Mittwoch 50 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht. Bei den Durchsuchungen in Mainz und Worms, im niedersächsischen Landkreis Hameln-Pyrmont, in Hessen, Baden-Württemberg, Hamburg und Sachsen wurden teilweise auch Bargeldspürhunde eingesetzt.
Nach Angaben der Koblenzer Staatsanwaltschaft richten sich die Ermittlungen gegen 41 Männer und 7 Frauen im Alter von 21 bis 67 Jahren. Sie sollen seit 2017 gewerbsmäßig und in großem Umfang tätig gewesen sein. In dem Ermittlungsverfahren geht es um den Verdacht des Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt und des gewerbsmäßigen Betruges sowie der Beihilfe dazu.
Nach Angaben von Zoll und Staatsanwaltschaft sollen 24 der Beschuldigten mit Hilfe sogenannter Servicefirmen im Rhein-Main-Gebiet in großem Umfang Abdeckrechnungen erstellt und in Umlauf gebracht haben. Dabei handelt es sich um Scheinrechnungen, die die Zahlung von Schwarzlöhnen verschleiern sollen.
In diesem Fall sollen die Firmen den Geschäftsbetrieb eines Bauunternehmens vorgetäuscht haben. Ihren Auftraggebern ermöglichten sie es den Ermittlern zufolge, Schwarzarbeit in der Baubranche zu verschleiern und zu finanzieren. Der den Betreibern der Servicefirmen zur Last gelegte Gesamtschaden soll den Angaben zufolge rund 15 Millionen Euro betragen.
Bei den übrigen 24 Beschuldigten handelt es sich um die Käufer der Abdeckrechnungen. Sie sollen als Geschäftsführer oder Inhaber von Bauunternehmen in Mainz, Worms und Ludwigshafen, Frankfurt, Sachsen und Niedersachsen mit Hilfe der Abdeckrechnungen Bauaufträge teils mit Schwarzarbeit ausgeführt und sich so große Wettbewerbsvorteile gegenüber ehrlichen Unternehmen verschafft haben. Allein im Fall eines Unternehmens im Landkreis Hameln-Pyrmont beträgt der verursachte Schaden Schätzungen zufolge etwa neun Millionen Euro.
Bei den Durchsuchungen wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Außerdem wurden vorläufige vermögensabschöpfende Maßnahmen ergriffen, indem die Bankkonten der beteiligten Firmen gepfändet und beträchtliche Vermögenswerte gesichert wurden. Auch Bargeldspürhunde des Zolls und der Polizei waren im Einsatz. Gegen insgesamt fünf Beschuldigte, darunter drei Betreiber der Servicefirmen und zwei Rechnungskäufer, wurden Haftbefehle des Amtsgerichts Koblenz vollstreckt. Sie sitzen den Angaben zufolge nun in verschiedenen Justizvollzugsanstalten in Rheinland-Pfalz in Untersuchungshaft.
Bei einer Verurteilung drohen den Verdächtigen Geld- oder Freiheitstrafen. In schweren Fällen können sowohl der Betrug wie auch das Vorenthalten der Sozialversicherungsbeiträge mit bis zu zehn Jahren Haft geahndet werden.
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