Gewalt in Freibädern
Polizisten sind keine Bademeister
Der Ruf nach mehr Polizeipräsenz in Freibädern wird laut. Aber damit ist es durchaus nicht getan, sagt unser Berliner Korrespondent Norbert Wallet.

© dpa/Sven Hoppe
Freibäder bieten Spaß und Abkühlung. Leider werden sie immer häufiger auch zur Konfliktzone.
Von Norbert Wallet
In Berlin hat gerade ein Neuköllner Bad seine Tore vorübergehend geschlossen, nachdem es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung jugendlicher Badegäste mit dem Personal gekommen ist. Auch aus anderen Städten gibt es ähnliche Berichte, oft – nicht immer - mit der Zusatzinformation, dass die Störer migrantischen Hintergrund hätten. Der Berliner Fall ist besonders eklatant, weil in einem Brandbrief des verzweifelten Personals berichtet wird, wie Mitarbeitern, Frauen, Minderheiten, besonders Trans- und queeren Menschen immer häufiger Gewalt angedroht werde.
Das Ausmaß der Vorkommnisse ist schwer festzustellen
Es ist nicht leicht, sich ein angemessenes Bild über das Ausmaß dieser Vorkommnisse zu verschaffen. Mit Sicherheit werden manche Vorfälle von interessierter Seite im Netz gezielt immer wieder verbreitet, um Vorurteile gegen Zuwanderer zu schüren. Unabhängig von der Verbreitung des Phänomens ist aber klar: Freibäder sind keine rechtsfreien Räume. In den Bädern halten sich Personen auf, die eines besonderen Schutzes bedürfen: Kinder und Frauen etwa. Die Freibad-Situation macht sie besonders verwundbar. Es ist klar, dass sie geschützt werden müssen, erst recht in einem Umfeld mit vielen jungen Männern.
Für diesen Schutz vor Ort ist nicht in erster Linie die Polizei zuständig. Die Bademeister sind für die Einhaltung der Hausordnung verantwortlich, meist im Zusammenspiel mit privaten Security-Firmen. Das aber ist ein Riesenproblem, weil weder das Personal der Sicherheitsfirmen noch die Mitarbeiter der Bäderbetriebe eine ausreichende Schulung in Konfliktbekämpfung und De-Eskalation haben. Solche Schulung ist aber dringend notwendig. Zusätzliche Maßnahmen können helfen. Die Bäder können in den Stoßzeiten den Zugang auf Familien mit Kindern beschränken. In den Niederlanden sollen Bademeister Bodycams tragen. Darüber kann man auch bei uns nachdenken.
Mehr Polizeipräsenz kann nicht schaden
Und die Polizei? Polizisten sind keine Bademeister. Aber wenn es zu Straftaten kommt, müssen sie rasch einschreiten, null Toleranz zeigen - und hoffentlich folgt dann auch eine schnelle gerichtliche Konsequenz. Mehr Polizei-Präsenz in der Nähe der Bäder kann sicher nicht schaden.