Nach nur zwei Jahren

Porsche-Chef Oliver Blume tauscht seinen China-Manager aus – warum?

Vor zwei Jahren startete Michael Kirsch mit viel Vorschusslorbeeren. Doch selbst unter dem asien-erfahrenen Top-Manager ging es auf dem wichtigsten Markt der Welt abwärts. Sein Nachfolger steht schon fest.

Porsche-Chef Oliver Blume ist in Personalunion auch Chef von VW. In beiden Funktionen hat er derzeit mit mehreren Problemen zu kämpfen.

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Porsche-Chef Oliver Blume ist in Personalunion auch Chef von VW. In beiden Funktionen hat er derzeit mit mehreren Problemen zu kämpfen.

Von Klaus Köster

Für Porsche-Chef Oliver Blume läuft es derzeit nicht rund. Seine Luxus-Autos verkaufen sich zum Beispiel in China immer schlechter. Deshalb zieht der Konzern jetzt erste Konsequenzen – und setzt den Chef des China-Geschäfts ab. Nach nur zwei Jahren verliert Michael Kirsch damit seinen Top-Job.

Einen neuen Chef für die China-Tochter hat Blume bereits gefunden. Nach nur zwei Jahren wird Michael Kirsch den Posten räumen und Alexander Pollich Platz machen, der voraussichtlich zum 1. September auf die Funktion des Chefs von Porsche China, Hongkong und Macau mit Sitz in Shanghai wechseln wird. Pollich ist seit sechs Jahren für das Geschäft von Porsche Deutschland verantwortlich.

Die Schwäche des China-Geschäft hat auch Auswirkungen auf den Standort Zuffenhausen, wo sich Betriebsrat und Unternehmensleitung vor wenigen Tagen darauf verständigt haben, die Fertigung des vollelektrischen Supersportwagens Taycan auf eine Schicht pro Tag herunterzufahren. Dieses Fahrzeug kann insbesondere auf dem chinesischen Markt die hohen Erwartungen bisher nicht erfüllen.

China nicht mehr größter Markt für Porsche

Das extrem wichtige Chinageschäft war in den vergangenen zwei Jahren bei Porsche Weise deutlich rückläufig. Lange Jahre war das Land der größte Absatzmarkt – im vergangenen Jahr verlor es diese führende Position, was an einem Absatzrückgang von 15 Prozent auf rund 79 000 Fahrzeuge liegt. Im ersten Halbjahr dieses Jahres verkaufte Porsche dort nur noch rund 30 000 Fahrzeuge, was einem Rückgang um fast ein Drittel entspricht.

Die China-Schwäche ist umso bemerkenswerter, als der nun abgesetzte Michael Kirsch ein asienerfahrener Top-Manager ist, der von 2012 bis 2016 schon einmal jahrelang in einer Spitzenposition für Porsche in China tätig war, bevor er die Verantwortung für das Korea- und dann für das Japangeschäft übernahm. Er sei „die ideale Besetzung für China“, hatte Vertriebschef Detlev von Platen bei der Ernennung von Kirsch erklärt.

Viel Billig-Konkurrenz für Porsche und Mercedes

In China befindet sich Porsche in einer Zwickmühle, aus der es kein einfaches Entrinnen gibt. Einerseits will das Unternehmen vom dort stark wachsenden Markt für Elektrofahrzeuge profitieren, andererseits ist dieser für Luxusfahrzeuge wie den Taycan bisher kaum existent. Dies bekommt auch Mercedes mit seinem Luxus-Elektroauto EQS zu spüren.

In niedrigeren Segmenten in China dagegen ist die Marktdurchdringung mit E-Fahrzeugen extrem hoch, und an ihm führt für E-Autohersteller auch kein Weg vorbei, denn fast zwei Drittel aller weltweit verkauften vollelektrischen Pkw werden in China abgesetzt. Allerdings ist der Wettbewerb dort extrem hart, weil sich dort weit über hundert teilweise hoch innovative Hersteller einen knochenharten Verdrängungswettbewerb liefern, der auch über den Preis ausgetragen wird.

Händler wollen von Porsche in China Ausgleichszahlungen

Hohe Rabatte aber will Porsche vermeiden, um die Marke nicht zu beschädigen – was aber laut chinesischen Medienberichten die Händler auf die Palme bringt, die unter schwachen Absatzzahlen zu leiden haben und damit drohen, keine Porsches mehr zu verkaufen, wenn Porsche ihre Einbußen nicht ausgleicht.

Hoffnungen setzt Porsche in China auf die luxuriöse Reiselimousine Panamera, die mit ihrer Hybridmotorisierung ebenfalls einen Verbrenner an Bord hat, auf den Chinesen gerade bei deutschen Herstellern großen Wert legen. Auch der vollelektrische Kleingeländewagen Macan, der vor wenigen Monaten in Singapur vorgestellt wurde, soll Impulse bringen, zumal seine Infotainmentsysteme stark auf die Bedürfnisse des chinesischen Marktes abgestellt wurden.

Mehr Wachstum erhofft sich Porsche überdies von einer starken Ausrichtung auf den südostasiatischen Markt – eine wirtschaftlich aufstrebende Weltregion, zu der unter anderem Indonesien, Malaysia Thailand, Vietnam und Singapur gehören und die die fast so viele Einwohner hat wie die EU in die USA zusammen.

Der Spagat von Oliver Blume

Die Schwierigkeiten dürften die Aufmerksamkeit von Porsche- und VW-Chef Oliver Blume verstärkt auf das Unternehmen in Zuffenhausen lenken, ohne dass die immensen Probleme bei Volkswagen deshalb jedoch geringer würden. Der Spagat, den die Führung zweier Dax-Unternehmen dem straff organisierten Konzernchef abverlangt, durfte durch die nun auch bei Porsche einsetzenden Turbulenzen nicht kleiner werden.

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Erstellt:
22. Juli 2024, 10:22 Uhr

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