Energie, Pegel, Trockenheit: Daten für Bürger und Kommunen

dpa/lsw Karlsruhe. 2021 war kein Trockenjahr - doch neue dürften folgen. Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg will helfen, Kommunen fit für den Klimawandel zu machen. Viele Daten zu den Themen stellt sie dabei auch Bürgerinnen und Bürgern bereit.

Mitarbeiter der Firma Sontec GmbH montieren Photovoltaikmodule auf dem Dach eines Wohnhauses. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

Mitarbeiter der Firma Sontec GmbH montieren Photovoltaikmodule auf dem Dach eines Wohnhauses. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

Um Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg besser für den Klimawandel zu wappnen, braucht es mehr Daten. Diese sollten etwa für die Wasserversorgung nach einheitlichen Kriterien erfasst werden, sagte die Präsidentin der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW), Eva Bell, am Mittwoch in Karlsruhe. Dafür sollten nun Vorgaben erarbeitet werden. Viele Daten der Behörde stehen aber schon jetzt zur Verfügung - und dienen nicht nur den Verwaltungen, sondern auch Bürgerinnen und Bürgern.

Solarkataster: Wer zum Beispiel den Bau einer Photovoltaikanlage auf dem Hausdach erwägt, kann das Energiepotenzial in einem neuen Solarkataster auf den Internetseiten der LUBW einsehen. Die Kartenansicht sei mit einem Wirtschaftlichkeitsrechner ausgestattet, sagte Bell. Damit könnten Bürgerinnen und Bürger herausfinden, welche Einnahmen mit Sonnenergie vom eigenen Dach möglich sind.

Pegelstände: Bald soll eine neue Version der Smartphone-App „Mein Pegel“ herauskommen, wie Bell ankündigte. Über Push-Dienste würden Nutzer und Nutzerinnen bei drohendem Hochwasser an über 300 Messstellen in Baden-Württemberg gewarnt. Neu ist den Angaben zufolge die Möglichkeit, regionale Hochwasser-Warnungen für definierte Einzugsgebiete oder Flussabschnitte zu abonnieren.

Hochwasser: Im vergangenen Jahr sei auch Baden-Württemberg ungewöhnlich oft von Hochwasserereignissen betroffen gewesen, sagte Bell. Die Hochwasservorhersagezentrale der LUBW sei in den Sommermonaten sechsmal im Einsatz gewesen. Die Behörde liefert jeden Tag Daten zu Pegelständen. Überschreiten diese laut Prognosen bestimmte Grenzwerte, kämen die Experten zusammen, erläuterte Bell. Das sei bis zu einer Rund-um-die-Uhr-Besetzung „intensivierbar“. Angesichts der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen wird es aus Sicht der LUBW-Präsidentin künftig noch mehr darauf ankommen, die Daten deutlicher einzuordnen.

Grundwasser: Am Mittwoch veröffentlichte die LUBW auch den aktuellen Bericht zu den Grundwasserverhältnissen. Diese bewegten sich demnach Anfang Februar auf mittlerem Niveau. „Aufgrund der aktuellen Randbedingungen kann mit Grundwasseranstiegen im weiteren Monatsverlauf gerechnet werden“, schrieben die Experten.

Klimawandel: Eine Umfrage des im Mai gegründeten Kompetenzzentrums Klimawandel an der LUBW ergab laut Bell, dass rund 95 Prozent der Kommunen Auswirkungen des Klimawandels feststellten - aber nur 10 Prozent hätte ein Anpassungskonzept. Die LUBW wolle hier neue Werkzeuge entwickeln und den Städten und Gemeinden an die Hand geben.

Schwammstädte: Ein Beispiel seien Maßnahmen für sogenannte Schwammstädte. Über Grünflächen oder Tiefbeete etwa könne Regenwasser versickern, sagte Bell. „Das so gespeicherte Wasser bringt bei Hitze durch die Verdunstung die ersehnte Abkühlung oder steht bei Trockenheit den Pflanzen zur Verfügung.“ Auch Dach- und Fassadenbegrünung seien hier hilfreich.

Gewässerlandschaften: Auf Pflanzen und Tieren in Gewässern, in Auen und in angrenzenden Lebensräumen liegt künftig ein verstärktes Augenmerk. Formal wurde dazu der Biotopverbund Gewässerlandschaften neu entwickelt. Hintergrund ist den Angaben zufolge, dass bis zu 40 Prozent aller Arten in Baden-Württemberg auf Roten Listen stehen. Bei den Fischen seien es sogar 60 Prozent, machte Bell deutlich.

Mähwiesen: Für den Artenschutz sind nach ihren Worten nicht zuletzt angesichts des Insektenrückgangs Mähwiesen von besonderer Bedeutung. Diese blütenreichen Wiesen sind europaweit geschützt. Mehr als 40 Prozent der bundesweiten Vorkommen seien in Baden-Württemberg zu finden, heißt es in einer neuen Broschüre der LUBW. Durch höhere Düngung und häufigeren Schnitt sei der Artenreichtum aber in Gefahr. An 720 Stichprobenpunkten überwacht die Behörde den Zustand.

© dpa-infocom, dpa:220202-99-944634/5

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Erstellt:
2. Februar 2022, 12:34 Uhr

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