Stiftung Warentest

Private Krankenversicherer weisen Kritik zurück

Die Stiftung Warentest stellt vielen Tarife der Privaten Krankenversicherung ein schlechtes Zeugnis aus. In der Politik gehen die Meinungen dazu auseinander.

Gesetzlich oder privat? – beim Arztbesuch macht das oft einen Unterschied.

© picture alliance/dpa/Daniel Karmann

Gesetzlich oder privat? – beim Arztbesuch macht das oft einen Unterschied.

Von Werner Ludwig

Nach Ansicht der Stiftung Warentest sind die meisten Tarife der privaten Krankenversicherung (PKV) „nicht empfehlenswert“, weil sie teilweise schlechtere Leistungen als die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) böten. In einem aktuellen Vergleich wurden daher rund zwei Drittel von insgesamt 1245 Tarifkombinationen gar nicht weiter betrachtet. Kritisch sehen die Tester auch den Anstieg der Beiträge im Alter, der zu einer „existenzbedrohenden Kostenfalle“ werden könne.

Kritik an Beitragsprognosen

Der Verband der Privaten Krankenversicherung weist die Kritik zurück. Der Maßstab der Stiftung Warentest sei „schon deswegen schief, weil dabei Leistungen fehlen, die in der GKV gar nicht bezahlt werden, in der PKV aber so gut wie immer“, heißt es in einer Mitteilung. Beispiele dafür seien der Anspruch auf Chefarztbehandlung im Krankenhaus, die Erstattung nicht rezeptpflichtiger Medikamente oder zusätzliche Leistungen in den Arztpraxen. Zudem seien die Beitragsprognosen der Tester „unseriös“. Auch in der GKV stiegen die Beiträge weiter. Der Verband verweist auch auf die kürzeren Wartezeiten Privatversicherter auf Arzttermine. Das bestätigt eine Umfrage der Stiftung Warentest. Dabei gaben 58 Prozent der Privatpatienten an, sie hätten ihren letzten Facharzttermin innerhalb eines Monats bekommen – gegenüber 30 Prozent bei Kassenpatienten.

„Das Nebeneinander von gesetzlicher und privater Krankenversicherung verschärft die Ungleichheit im Gesundheitssystem“, sagt der Sprecher für Gesundheit und Pflege der SPD-Landtagsfraktion, Florian Wahl. Lange Wartezeiten für Kassenpatienten seien nicht hinnehmbar. Eine Bürgerversicherung sei der Schlüssel zu einer gerechten und leistungsfähigen Gesundheitsversorgung. „Die private Krankenversicherung steht vor strukturellen Problemen. Die starken Beitragssteigerungen im Alter und auch die Ungleichbehandlung zwischen gesetzlich und privat Versicherten widersprechen einer solidarischen Gesundheitsversorgung“, sagt Petra Krebs, Sprecherin für Soziales, Gesundheit und Pflege der Grünen-Landtagsfraktion. Wie die SPD plädieren die Grünen für eine Bürgerversicherung, in die auch Beamte und Selbstständige einzahlen. CDU und FDP wollen dagegen am Nebeneinander von GKV und PKV festhalten.

Falsche Anreize

Das bestehende System setze falsche Anreize, sagt Johannes Bauernfeind, Chef der AOK Baden-Württemberg. So ließen sich etwa in Regionen mit vielen Privatversicherten mehr Ärzte nieder. Eine Einheitsversicherung sieht er indes kritisch: „Sollte die Politik sich für Schritte zum Abbau des Nebeneinanders der Versicherungssysteme entscheiden, wäre es für mich wichtig, dass die Krankenversicherung ein wettbewerbliches System bleibt.“

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Erstellt:
19. Februar 2025, 16:58 Uhr
Aktualisiert:
19. Februar 2025, 20:47 Uhr

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