Bilanz der Geschäfte mit Strom und Gas
Profite der EnBW schrumpfen deutlich – das sind die Gründe
Die Preise für Strom und Gas haben sich normalisiert. Das bedeutet weniger Profite für den Energiekonzern EnBW. Der Vorstand erklärt, wie es 2025 weitergeht.

© dpa/Bernd Weißbrod
EnBW-Chef Georg Stamatelopoulos zieht Bilanz für das Geschäftsjahr 2024.
Von Jonas Schöll
Wegen gesunkener Großhandelspreise für Strom und Gas hat der Karlsruher Energiekonzern EnBW im vergangenen Jahr deutliche Rückgänge beim Ergebnis verbucht. So lag das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) bei 4,9 Milliarden Euro, wie Deutschlands drittgrößter Energieversorger am Mittwoch in Stuttgart mitteilte. 2023 hatte die EnBW beim operativen Ergebnis noch ein dickes Plus von gut 60 Prozent auf knapp 6,4 Milliarden Euro erzielt. Dass im vergangenen Jahr nicht die außergewöhnlich guten Werte des Vorjahres geknackt werden, hatte die EnBW bereits einkalkuliert.
Das sind die Jahresziele für 2025
EnBW-Chef Georgs Stamatelopoulos zeigt sich trotz der geschrumpften Profite zufrieden: „Im Geschäftsjahr 2024 haben wir ein solides Ergebnis erzielt, das uns ermöglicht, unser Investitionsprogramm weiterzuführen.“ So stehen 2025 vor allem Investitionen in die Energiewende im Fokus. Die EnBW mit ihren mehr als 5,5 Millionen Kunden baut die erneuerbaren Energien aus und steckt viel Geld in den Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze, allen voran in die Windstromtrasse Suedlink.
Der Vorstandsvorsitzende betonte, dass der Erfolg der EnBW auf seiner integrierten Aufstellung beruhe – während der Konkurrent RWE keine Infrastruktur macht und Eon keine Energie mehr erzeugt. „Wir verstehen jeden Schritt der Wertschöpfungskette, sind in fast jedem energiewirtschaftlichen Feld aktiv“, sagte der 55-Jährige. Das erlaube der EnBW, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die EnBW ein bereinigtes Ergebnis von 4,8 bis 5,3 Milliarden Euro.
EnBW-Chef stellt Forderungen an Bundesregierung
Stamatelopoulos rückte vor einem Jahr an die Unternehmensspitze, nachdem Vorgänger Andreas Schell wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Aufsichtsrat über die Unternehmensstrategie nach nicht einmal anderthalb Jahren überraschend den Konzern verlassen hatte. Jetzt erklärt der griechisch-deutsche Manager, wie es in Zukunft mit dem Energieriesen weitergeht: „Das Ziel ist klar: Der Stromsektor wird bis 2040 klimaneutral“. Er fügt hinzu „Aus unserer Sicht müssen Bezahlbarkeit, Klimaschutz und Versorgungssicherheit auf diesem Weg gleichermaßen berücksichtigt werden.“
Der EnBW-Chef betonte, dass stabile Rahmenbedingungen für die Energiewende wichtig seien. Ein großes Problem ist für den Manager, dass mit dem Aus der Ampel-Koalition die geplante Kraftwerkstrategie nicht mehr in Kraft gesetzt wurde und nötige Ausschreibungen für neue wasserstofffähige Back-up-Gaskraftwerke ausbleiben. „Wir fordern hier schnell Klarheit von einer neuen Bundesregierung. Dabei sind pragmatische Lösungen der Schlüssel zum Erfolg“, sagt der EnBW-Vorstand.
Stamatelopoulos zuversichtlich bei Kapitalerhöhung
Bis 2030 will die EnBW mindestens 40 Milliarden Euro in den Umbau des Energiesystems investieren. Für den Ausbau seines Investitionsprogramms spricht die EnBW mit ihren Gesellschaftern über eine Kapitalerhöhung von drei Milliarden Euro. „Die Entscheidung steht noch aus, es wurden jedoch inzwischen von beiden Hauptanteilseignern die grundsätzlichen Voraussetzungen dafür geschaffen. Das stimmt mich zuversichtlich“, so Stamatelopoulos. Neben der Beteiligung von Dritten an Tochterunternehmen und Projekten besorgt sich die EnBW seit Jahren auch Fremdkapital an den Kapitalmärkten.
Mit Investitionen von rund 6,2 Milliarden Euro hat die EnBW eigenen Angaben zufolge im vergangenen Jahr fast 30 Prozent mehr für die Energiewende ausgegeben als im Vorjahr. Thomas Kusterer, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Finanzvorstand, sagte: „Aktuell haben wir über 1,5 Gigawatt erneuerbare Energien im Bau und investieren massiv in den Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze, allen voran in die Gleichstromtrasse SuedLink, die Ende 2028 in Betrieb gehen soll.“ In der Nordsee baut die EnBW einen riesigen Offshore-Windpark namens He Dreiht, der Ende 2025 in Betrieb gehen soll. Hinzu kommen neue wasserstofffähige Gaskraftwerke.
Konzern übertrifft Ziele bei Erneuerbaren
Zugleich hat die EnBW seit 2013 insgesamt zehn Kohle-, Öl- und Gaskraftwerke stillgelegt oder in die Reserve überführt. Dank eines Ausbaus bei Windkraft und Photovoltaik machen Erneuerbare inzwischen einen Anteil von rund 59 Prozent an der installierten Erzeugungskapazität aus. Damit sei das selbst gesteckte Ziel von über 50 Prozent bis 2025 bereits ein Jahr früher erreicht worden. Durch den steigenden Anteil erneuerbarer Energien verringere sich auch der CO2-Ausstoß. So sei die CO2-Intensität der Stromerzeugung 2024 gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent gesunken.
Der auf die Aktionäre der EnBW entfallende bereinigte Konzernüberschuss ist den Angaben zufolge mit rund 1,5 Milliarden Euro etwa halb so hoch wie im Vorjahr (2,8 Milliarden). Der Hauptversammlung werde eine Dividende von 1,60 Euro je Aktie vorgeschlagen – nach 1,50 Euro im vergangenen Jahr. Die EnBW ist seit 2011 größtenteils im Besitz der öffentlichen Hand. Das Land Baden-Württemberg sowie der Zusammenschluss OEW von neun oberschwäbischen Landkreisen halten je fast 47 Prozent.