Projektleiter: Mehrere Waldrappen in Italien abgeschossen
dpa/lsw Überlingen. Seit 2017 versucht ein Projekt, die seltene Vogelart des Waldrapps am Bodensee wieder heimisch zu machen. Das funktionierte bislang gut. Jetzt erleiden die Versuche einen Rückschlag. Mehrere Vögel sollen beim Flug über Italien Opfer von illegalen Jägern geworden sein.

Ein junger Waldrapp sitzt auf einer Wiese. Foto: Felix Kästle/dpa/Symbolbild
Illegale Jäger in Italien sollen der Wiederansiedlung der seltenen Vogelart Waldrapp am Bodensee einen Rückschlag versetzt haben. Nach Angaben der Vogelschützer könnten sieben der vom Aussterben bedrohten Vögel aus dem Nachzucht-Projekt in Österreich und Überlingen in Italien abgeschossen worden sein. Das Artenschutzprojekt bemüht sich seit Jahren, den Waldrapp in Europa wieder heimisch zu machen. Inzwischen ist die Population auf mehr als 150 Vögel angewachsen, sagte Projektleiter Johannes Fritz am Freitag. Die Verluste durch illegale Jagd seien mehr als halbiert worden. „Doch in diesem Jahr hat sich die Situation wieder geändert“, sagte Fritz. Die jüngsten Abschüsse seien schockierend und alarmierend.
Zu den jüngsten Fällen gehört nach Angaben von Fritz auch das Weibchen „Afra“. Es gehörte zur neu gegründeten Brutkolonie in Überlingen und überflog die Küstenstadt La Spezia in Ligurien (Italien). „Kurz danach zeigte der Solarsender, mit dem es wie jeder andere Vogel des Waldrapp-Projektes ausgestattet war, seinen Tod an“, sagte der Projektleiter.
Es sei wahrscheinlich, dass die steigende Zahl von Abschüssen auch eine Folge der Corona-Pandemie sei. Das Jagen sei in Italien beliebt und die Menschen seien durch die Pandemie häufiger im Freien. Zum anderen werde weniger kontrolliert. „Das Potenzial ist immer da, nun haben die Jäger auch den Spielraum“, sagte Fritz.
Die gänsegroßen Vögel lebten bis ins 17. Jahrhundert im Alpen- und Mittelmeerraum, unter anderem auch an Felswänden in Überlingen. Dann wurden ihnen Vogeljäger zum Verhängnis. Heute sind die Zugvögel in freier Wildbahn praktisch ausgestorben.