Bielefeld
Schüsse und Verletzte nach Prozess um Profiboxer
In der Nähe des Landgerichts von Bielefeld fallen Schüsse. Es gibt Verletzte, eine Festnahme, bewaffnete Polizei in der Stadt. Der Angriff scheint etwas mit dem Tod eines Profiboxers zu tun zu haben.
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© dpa//Friso Gentsch
Die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort.
Von red/dpa
Im März 2024 wird mitten in der Bielefelder Fußgängerzone ein ehemaliger Profiboxer erschossen, ein knappes Jahr später fallen wieder Schüsse. Es gibt mindestens zwei Verletzte, auch von einem lebensgefährlich Verletzten ist die Rede. Wieder mitten in der Innenstadt, auf der Bundesstraße 66, wenige Schritte vom Landgericht entfernt.
Und wieder scheint es einen Zusammenhang mit dem Mord an dem Ex-Boxer Besar Nimani zu geben: In dem Gerichtsgebäude läuft - unter strengen Sicherheitsvorkehrungen - seit Ende Januar der Prozess gegen einen der Männer, die für den Tod Nimanis verantwortlich sein sollen.
Auch am Mittwoch wurde dort wieder verhandelt. Kurz nachdem der Prozess am Mittag unterbrochen wurde, sollen nach Angaben des Gerichts die Schüsse gefallen sein. Die ersten Notrufe von Passanten gingen laut Polizei gegen 13.40 Uhr ein - sie hätten Schüsse wahrgenommen, sagt eine Polizeisprecherin.
Aus Polizeikreisen ist zu erfahren, dass es sich um einen gezielten Angriff auf Personen gehandelt habe, die Bezug zu dem Prozess hätten. Eine Person sei durch die Schüsse lebensgefährlich verletzt worden, heißt es. Später wird die Polizei von mindestens zwei Verletzten sprechen.
Was ist weiter bekannt?
Ein Tatverdächtiger wird nach Informationen aus Polizeikreisen kurz nach den Schüssen festgenommen. Wie viele Beteiligte es gebe, sei aber unklar, teilen die Ermittler mit.
Die Polizei sperrt den Bereich schnell weiträumig ab, mehrere Rettungswagen stehen noch am Nachmittag an der Kreuzung vor dem Gerichtsgebäude. Ein Hubschrauber ist im Einsatz. „Meiden sie den Bereich“, teilt die Polizei auf der Plattform X mit.
Der Polizeieinsatz dauert auch noch Stunden nach dem Angriff an: Die mehrspurige Straße am Tatort ist gesperrt, die Straßenbahn kann nicht passieren. Nicht zugänglich sind auch einige Nebenstraßen in Nähe des Tatorts. Vor Ort sind zahlreiche Polizeikräfte, einige von ihnen mit Maschinenpistolen, Helmen und maskiert.
An einem nahegelegenen Gymnasium blieben Schüler und Lehrkräfte auf Empfehlung der Polizei zunächst in ihren Klassenräumen - sicherheitshalber, wie der stellvertretende Schulleiter betonte. Gegen 15.15 Uhr habe die Polizei aber Entwarnung gegeben und die Schüler traten den Heimweg an.
Was genau am Mittag passiert ist, mit welchen Folgen und was sich im abgesperrten Bereich zugetragen hat, dazu macht die Polizei zunächst keine genauen Angaben. „Die Ermittlungen zur Erhellung des Sachverhalts laufen auf Hochtouren“, heißt es in einer ersten Mitteilung. Auch den Zusammenhang mit dem am Gericht stattgefundenen Prozess schließen die Ermittler nicht aus.
Um was geht es bei dem Prozess?
Ende Januar hatte vor dem Landgericht ein Prozess um den Tod Nimanis begonnen. Die Verhandlungstage finden unter großen Sicherheitsauflagen statt. Beamte einer Einsatzhundertschaft der Polizei sichern jeweils das Gebäude und den Verhandlungssaal. Alle Besucher, Nebenkläger und Medienvertreter mussten sich vor Eintritt in den Gerichtssaal durchsuchen lassen.
Laut Anklage der Staatsanwaltschaft Bielefeld sollen zwei Männer dem Opfer am 9. März 2024 aufgelauert und nach einem gemeinsamen Tatplan vor einem Geschäft in der Bielefelder Fußgängerzone 16 Schüsse abgegeben haben.
Der 38-Jährige hatte zuvor in der Nähe sein Auto geparkt und war zu Fuß in Richtung des späteren Tatorts gegangen. Er verblutete noch vor Ort. Das Motiv ist bis heute unklar. Der jetzt wegen heimtückischen Mordes angeklagte 34 Jahre alte Mann hat sich bislang nicht zu dem Tatvorwurf geäußert. Ein weiterer Tatverdächtiger ist weiterhin auf der Flucht.