Puzzle-Boom: Ravensburger stößt an seine Grenzen

dpa/lsw Ravensburg. In Zeiten von Corona stehen Puzzles und Spiele weiter hoch im Kurs. Das beschert dem Hersteller Ravensburger hohe Umsätze, aber auch Probleme. Kunden müssen sich zudem auf steigende Preise einstellen.

Eine Mitarbeiterin der Ravensburger AG stapelt einige Puzzles auf eine Europalette. Foto: Felix Kästle/dpa

Eine Mitarbeiterin der Ravensburger AG stapelt einige Puzzles auf eine Europalette. Foto: Felix Kästle/dpa

Puzzeln, malen, spielen: Auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie haben sich viele Menschen damit beschäftigt - und damit den Spielwarenhersteller Ravensburger an den Rand seiner Kapazitäten gebracht. „Wir konnten diese Nachfrage in großen Teilen bedienen, aber nicht überall“, sagte Vorstandschef Clemens Maier am Dienstag in Ravensburg. Unter anderem deshalb sei der Umsatz im Jahr 2021 nur um etwa 1 Prozent auf 636 Millionen Euro gestiegen - nach einem Rekordwachstum von mehr als 20 Prozent im Jahr 2020.

Hoch im Kurs standen vor allem Puzzles: Mehr als 32 Millionen Stück habe Ravensburger im vergangenen Jahr hergestellt - ein Plus von rund vier Millionen gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zum Jahr 2019 stieg die Zahl sogar um rund elf Millionen. Auch „Malen nach Zahlen“ war demnach beliebt: Im Jahr 2021 wurden weltweit mit 2,6 Millionen rund doppelt so viele Produkte der Reihe verkauft wie im Vorjahr.

Mit dem Umsatzplus von etwa einem Prozent lag Ravensburger aber deutlich unter dem Schnitt der deutschen Spielwarenbranche. Nach Angaben des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie wuchsen die Umsätze der Branche 2021 um vier Prozent auf fast vier Milliarden Euro. Im Ausnahmejahr 2020 hatte Ravensburger im Vergleich noch ein überdurchschnittliches Umsatzplus verbucht.

Besonders im zweitgrößten Absatzmarkt, den USA, habe es 2021 aber Lieferschwierigkeiten gegeben - auch wegen einer Zusammenlegung mehrerer Logistikstandorte. Der Umsatz sei dort deshalb im Gegensatz zu anderen wichtigen Märkten nicht gewachsen, sondern um 19 Prozent eingebrochen. „Seit Mitte Dezember haben wir diese Probleme aber weitgehend im Griff“, sagte Finanzvorstand Hanspeter Mürle. Im Januar 2022 seien alle Aufträge fristgerecht bearbeitet worden.

Um künftig auch mehr Spielwaren herstellen zu können, investiert Ravensburger seit Anfang 2020 bis Ende des laufenden Jahres mehr als 100 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen schon seine Anlagen in Ravensburg und im tschechischen Polička ausgebaut und mehr als 100 neue Mitarbeiter eingestellt. Weitere Maschinen für die Produktion seien aber nicht sofort verfügbar, betonte Mürle. Auch Saisonkräfte zur Verstärkung seien aktuell schwer zu bekommen.

Sorgen bereiten dem Unternehmen darüber hinaus gestiegene Kosten für Transport, Energie und Material wie Papier, Pappe und Kunststoff-Granulat. Kunden müssten sich deshalb darauf einstellen, dass Puzzles, Gesellschaftsspiele und Bücher im Schnitt rund fünf Prozent teurer würden, sagte Mürle. „Das trifft alle Produkte.“

Laut Vorstandschef Maier will der Spielwarenhersteller trotz dieser Probleme weiter wachsen - vor allem im Ausland. Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen deshalb Niederlassungen in Polen und China eröffnet. Man wolle aber daran festhalten, den überwiegenden Teil der Spielwaren selbst herzustellen, sagte Maier. Dazu solle zunächst die Produktion an den Standorten Ravensburg und Polička ausgebaut werden. Mit Prognosen für das laufende Jahr halte man sich zwar zurück, sagte Maier. Man habe aber „durchaus ambitionierte Pläne“ für 2022.

© dpa-infocom, dpa:220201-99-930338/3

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Erstellt:
1. Februar 2022, 13:02 Uhr

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