3000 Jahre alte Statuette

Rätselhafte „Wassergöttin“ aus Unterfranken

Im Jahr 2022 wurde in Unterfranken eine historische Keramikfigur ausgegraben, die als „Wassergöttin“ bekannt wurde. Nun zieht die Statuette um, begleitet von vielen Fragen.

Dieses von der Archäologischen Staatssammlung zur Verfügung gestellte Foto zeigt die 2022 entdeckte und als „Wassergöttin“ bekannt gewordene archäologische Keramikfigur aus der Hallstattzeit.

© Archäologische Staatssammlung/Stefanie Friedrich/dpa

Dieses von der Archäologischen Staatssammlung zur Verfügung gestellte Foto zeigt die 2022 entdeckte und als „Wassergöttin“ bekannt gewordene archäologische Keramikfigur aus der Hallstattzeit.

Von Markus Brauer/dpa

Ein archäologischer Sensationsfund aus Unterfranken findet sein dauerhaftes Zuhause in München. Die rund 3000 Jahre alte, eisenzeitliche Keramikfigur, die als „Wassergöttin“ bekannt wurde, kommt in die Archäologische Staatssammlung, wie das auf Vor- und Frühgeschichte spezialisierte Museum mitteilte.

Staute stellt Archäologen vor ein Rätsel

Die 19 Zentimeter große Figur stellt die Wissenschaft aufgrund von mangelnden Vergleichsfunden bislang vor ein Rätsel. Sicher ist, dass sie mehrere Tausend Jahre alt ist. Entdeckt wurde sie im Juli 2022 bei Ausgrabungen im Vorfeld von Straßenbauarbeiten in Sulzbach im Landkreis Schweinfurt.

Für eine Funktion als Kultobjekt sprach zunächst der Fundort in einer vorgeschichtlichen Rinne, die hallstattzeitlichen Menschen im achten bis sechsten Jahrhundert vor Christus zur Wasserentnahme gedient haben dürfte. Daher der Name „Wassergöttin“. Doch obwohl andere, am selben Ort entdeckte Fundstücke eindeutig der Hallstattzeit zugeordnet werden konnten, sind die Expertinnen und Experten bei der „Wassergöttin“ irritiert.

Solche Figuren für Unterfranken ungewöhnlich

Denn solche Figuren werden gewöhnlich eher einer älteren Zeitspanne beziehungsweise anderen Region zugeordnet, nämlich der Jungsteinzeit und der westlichen Schwarzmeer-Region. Gleichwohl könnten die mit Löchern versehenen Seiten des Kopfes eine mit Metallringen oder Nadeln verzierte Haube darstellen, wie sie hallstattzeitlichen Frauen als Kopfschmuck zugeschrieben würden, heißt es.

Die Statuette war den Angaben zufolge zunächst im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege per Airbrush-Technik gereinigt worden, wodurch das fein modellierte Gesicht freigelegt wurde. Die Beine hingegen sind nur noch ansatzweise vorhanden, auch die Vorderfläche des Oberkörpers fehlt, weshalb die Körperform keinen Aufschluss über das Geschlecht gibt.

Bei Straßenbau zufällig entdeckt

Die Keramikstatue war bei Grabungen vor dem Bau einer Straße in Sulzheim (Landkreis Schweinfurt) entdeckt worden. Und zwar in einer Rinne, die einer Siedlung zwischen dem 8. und 6. Jahrhundert vor Christus möglicherweise zur Wasserentnahme diente.

Es sei denkbar, dass die kleine Statue den Menschen „als rituelle Opfergabe diente oder sie ihr gar magische Kräfte zuschrieben“, heißt es seitens des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. Auffallend ist das fein modellierte Gesicht der Skulptur. Augenhöhlen, Nase, Lippen und Kinn seien deutlich zu erkennen.

Am Fundort fanden die Archäologen 2022 darüber hinaus auch Scherben, Töpferwerkzeuge aus Knochen und einen Tonstempel. Dass die Funde nicht durch Wasser abgerundet waren, spricht dafür, dass sie bewusst in den einstigen Graben gelegt worden sind.

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Erstellt:
24. Januar 2025, 19:20 Uhr

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