Tod unterm Fallbeil
Räuber Schinderhannes und sein verlorener Kopf
Vor mehr als 200 Jahren wurde der Räuber Schinderhannes geköpft. Die Fallbeilschneide von damals wird bald in einem Museum zu sehen sein. Was hat ein Kriminaldirektor damit zu tun. Und ist sie echt?
Von Markus Brauer/dpa
Er war ein Dieb und Mörder und doch ranken sich um das Leben des Schinderhannes noch heute wilde Legenden. Im Jahr 1803 wurde dem Räuberhauptmann ein jähes Ende gesetzt: In Mainz wurde er gemeinsam mit 19 seiner Mittäter hingerichtet.
„Einer der bekanntesten Räuber Deutschlands“
Das Fallbeil, das damals höchstwahrscheinlich den Schinderhannes köpfte, wird künftig im Hunsrück-Museum in Simmern zu sehen sein. Am Mittwochabend (20. November) wird es übergeben. Und das dank eines ehemaligen Kriminaldirektors, der sich auf Spurensuche begeben hat.
Mit seinem Tod erlangte der Schinderhannes, der mit bürgerlichem Namen Johannes Bückler hieß, den Status einer Räuberlegende. Die Stadt Simmern etwa bezeichnet ihn als einen „der bekanntesten Räuber Deutschlands“.
„Der Name Schinderhannes verweist auf die Tätigkeit des jungen Bückler, der bei zwei Abdeckern, die mancherorts auch Schinder genannt werden, als Lehrjunge gearbeitet und dort den Rufnamen erhalten hatte“, schreibt seine Geburtsstadt Miehlen auf ihrer Webseite. Demnach beging er mindestens 211 Straftaten etwa Diebstähle, Erpressungen und Raubüberfälle, aber auch Raubmord und Mord.
Echtes Fallbeil oder Fälschung?
Mehr als 200 Jahre später: Zur Lehrmittelsammlung der Hochschule der Polizei gehört seit vielen Jahren eine Fallbeilschneide. Man geht davon aus, dass es sich bei der rund 70 Zentimeter großen Schneide um die originale Schinderhannes-Schneide handelt. Also um das Fallbeil, mit dem der Räuber am 21. November 1803 geköpft wurde. Ist die Fallbeilschneide wirklich echt?
„Es ist mit ganz großer Wahrscheinlichkeit echt“
Stephano Borrero Wolff, Kriminaldirektor a. D. an der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz, begab sich auf Spurensuche. Er wertete alte Berichte aus, wühlte sich durch alte Akten und Aufzeichnungen.
Er verglich das Gewicht der Schneide mit überlieferten Angaben, forschte dem Weg des Fallbeils durch Rheinland-Pfalz und Hessen nach. Es dauerte eineinhalb Jahre. Danach war sich Borrero Wolff sicher: „Es ist mit ganz großer Wahrscheinlichkeit echt.“
Seinen Nachforschungen zufolge wurde die Klinge eigens für die Hinrichtung des Schinderhannes angefertigt. Sie sei danach nie mehr im Einsatz gewesen und soll nun von der Waffenkammer als Dauerleihgabe ins Hunsrück-Museum in Simmern wandern.