Rechte und Linke borgen sich Geld bei Anhängern

Die Banken in Frankreich verweigern Kredite für den Europawahlkampf

Paris Marine Le Pen hat es geschafft. Die Chefin der Rassemblement National (RN) konnte ihren kostspieligen Europawahlkampf nicht finanzieren. Keine Bank in Frankreich will der Partei vom äußersten rechten Rand Geld leihen – nun hat sie sich selbst die benötigten Millionen beschafft. Sie forderte vor einigen Wochen ihre Anhänger auf, ihr im Zuge eines „patriotischen Kredits“ das Geld vorzustrecken.

Ab 1000 Euro aufwärts könne man sie bis zur Europawahl am 26. Mai unterstützen, so die rechtspopulistische Politikerin in einem kurzen Internetvideo. Das Geld sei nicht nur sicher, sondern auch gewinnbringend angelegt. Le Pen versprach den potenziellen Kreditgebern fünf Prozent Zinsen. Der Aufruf hat gewirkt. Die Rassemblement National hat vier Millionen Euro auf dem Konto, die gesetzlich ­zugelassene Höchstsumme, mit der politische Parteien unterstützt werden dürfen.

Die Chancen, dass die Parteichefin das Geld nach der Wahl zurückzahlen kann, stehen tatsächlich sehr gut. Der RN liegt in Frankreich in den Umfragen konstant über 20 Prozent und liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit La République en Marche (LREM), der Partei des Präsidenten Emmanuel Macron. Das heißt, Marine Le Pen winken nach dem Einzug ins Europaparlament viele Millionen Euro aus der öffentlichen Parteienfinanzierung.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Parteichefin ihre Anhänger anbetteln musste. Doch anders, als sie glauben machen will, ist der Grund vor allem in den eigenen Reihen zu suchen. 2018 blockierte die französische Justiz die Finanzierung für die Partei. Die EU warf Le Pen, die von 2009 bis 2017 im EU-Parlament saß, vor, durch Scheinbeschäftigung Millionen erschlichen zu haben. Zuvor war der Front National wegen eines undurchsichtigen Kredites bei einer dubiosen osteuropäischen Bank in die Schlagzeilen geraten.

Auch die extrem linke Partei La France Insoumise (LFI) hat vor der Europawahl eine Kredit-Kampagne ins Leben gerufen, offenbar ebenfalls mit Erfolg. Parteichef Jean-Luc Mélenchon verkündete, man habe rund 1,5 Millionen Euro gesammelt. Entscheidender Unterschied zur extrem rechten Rassemblement National: bei La France Insoumise winken keine Zinsen.

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Erstellt:
25. April 2019, 03:12 Uhr

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