Reh läuft plötzlich ins Carl-Schweizer-Museum
Fotos des ungewöhnlichen Ereignisses vor dem Geschichtstreff lösen in den sozialen Medien Vorwürfe gegen Familie Schweizer aus.

Das Kitz wurde von Jagdpächterin Brigitte Kübler zurück in die Natur gebracht. Foto: privat
Murrhardt. Kurz vor Beginn des Geschichtstreffs wurden dessen Besucherinnen und Besucher am Freitagabend in Murrhardt Augenzeugen eines außergewöhnlichen und bisher einmaligen Ereignisses: Ein schon größeres Rehkitz lief durch die geöffnete Eingangstür direkt in die zoologische Abteilung des Carl-Schweizer-Museums.
Dessen Leiter Christian Schweizer erzählt: „Junge Rehe kommen öfter in die Stadt und fressen in Gärten Blumen und andere Zier- und Nutzpflanzen. Dieses junge Reh sahen Passanten schon vorher im Stadtgarten, wahrscheinlich geriet es auch wegen des Gewitters in Panik, rannte weiter und fand den Weg ins Museum, weil die Tür offen stand.“ Im Eingangsbereich und in der zoologischen Abteilung war es noch dunkel und kühl, dort fand es Zuflucht, rutschte jedoch auf den glatten Fliesen aus und schrie.
Dies hörten einige Gäste, die das Reh entdeckten und den Museumsleiter informierten. Dieser bat sie darum, auf Abstand zu gehen, dann beruhigte er das Tier, hob es behutsam und vorsichtig hoch, um es nicht zu verletzen, und brachte es in den ruhigen Nebenraum der Ur- und Frühgeschichtlichen Abteilung. „Das Tier wurde in keiner Weise falsch angefasst oder in einen Würgegriff genommen, was die anwesenden Gäste bezeugen können“, teilt der Murrhardter Museumsleiter mit.
Umgehend hat Schweizer den Tierarzt Thomas Schauß alarmiert, der selbst verhindert war, aber gleich die zuständige Jagdpächterin und Stadträtin Brigitte Kübler im Teilort Waltersberg angerufen hat. „Sie kam kurz darauf, nahm das Reh in Obhut und entließ es abends wieder in die Natur“, so Schweizer weiter. „Da es schon ein größeres Rehkitz ist, besteht das Problem nicht mehr, dass die Mutter es nicht mehr annimmt, denn es kann sich bereits selbst Nahrung suchen“, erklärt er.
Der Museumsleiter ist jedoch traurig darüber, welche Auswirkungen es hatte, dass gutmeinende Gäste Fotos des Rehs in den sozialen Medien posteten, aber diese dort gleich von Unbeteiligten „skandalisiert“ wurden, erzählt er. So löste das Ereignis nach seinen Worten ein „Riesentheater“ aus, weil Personen, die selbst überhaupt nicht Zeugen und nicht im Museum anwesend waren, es mit „unqualifizierten Äußerungen“ kommentierten.
„Berufsstand auf unverschämte Artund beleidigende Weise polemisiert“
„Da werden aus Unkenntnis völlig falsche Vorwürfe gegen mich erhoben und gegen unseren Berufsstand als Präparatoren auf unverschämte Art und beleidigende Weise polemisiert“, sagt der Museumsleiter. Deshalb stellt Schweizer klar: „Unser Ziel ist es, die heimischen Tierarten zu schützen und die Artenvielfalt zu erhalten. Das Carl-Schweizer-Museum ist seit Generationen eine anerkannte Bildungseinrichtung für Naturvermittlung mit dem Anliegen des Tier-, Arten-, und Naturschutzes.“ eke