Ungleiche Vermögensverteilung
Reiche werden immer reicher, Arme immer ärmer
Für viele Menschen waren die vergangenen Jahre hart. Doch eine kleine Schicht Superreicher hat profitiert. Die Zahl der Milliardäre wächst. Oxfam fordert eine Begrenzung ihrer Macht.
Von Markus Brauer/KNA
Die Reichen werden immer reicher, während die Zahl der Armen weltweit auf hohem Niveau stagniert. Wie die Entwicklungsorganisation Oxfam zu Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos am Montag (20. Januar) in Berlin vorrechnete, gab es im vergangenen Jahr weltweit 204 neue Milliardäre – im Schnitt vier pro Woche.
Die Zahl der Menschen, die unter der erweiterten Armutsgrenze der Weltbank von 6,85 Dollar (6,7 Euro) pro Tag leben, stagniert dagegen seit 1990 und beträgt laut Oxfam fast 3,6 Milliarden. 733 Millionen Menschen müssen hungern – etwa 152 Millionen mehr als 2019.
While many struggle to make ends meet, the wealth of the super-rich has soared. It doesn’t have to be this way. There’s another way and it starts with making those at the top pay their fair share. Find out more➡️https://t.co/hQFs9gpQgm#Davos#WEF25pic.twitter.com/cAPSYoLaxF — Oxfam (@oxfamgb) January 20, 2025
15 Billionen Dollar in den Händen von wenigen
- Laut Oxfam-Studie „Takers not Makers“ gibt es weltweit derzeit 2769 Milliardäre. Ihr Gesamtvermögen sei von 13 Billionen Dollar (12,6 Billionen Euro) 2023 auf 15 Billionen Dollar (14,5 Billionen Euro) 2024 gestiegen.
- „Damit wuchs das Gesamtvermögen der Milliardäre weltweit 2024 dreimal schneller als 2023“, heißt es. Bei den reichsten zehn Milliardären sei das Vermögen im Durchschnitt um 100 Millionen Dollar (97 Millionen Euro) pro Tag gewachsen.
130 Milliardäre in Deutschland
- In Deutschland ist 2024 laut Studie die Gesamtzahl der Milliardäre um 9 auf 130 gestiegen. Deutschland habe damit nach den USA, China und Indien die viertmeisten Milliardäre weltweit.
- Ihr Gesamtvermögen sei im vergangenen Jahr um 26,8 Milliarden Dollar (26 Milliarden Euro) auf 625,4 Milliarden Dollar (606,6 Milliarden Euro) gestiegen.
- Oxfam hat errechnet, dass 36 Prozent des Gesamtvermögens der Superreichen aus Erbschaften stammen. In Deutschland seien es sogar 71 Prozent.
Globale Wirtschaftsmacht der Superreichen
Mit Verweis auf US-Milliardär Elon Musk kritisiert die Hilfsorganisation zugleich, dass sich die globale Wirtschaftsmacht der Superreichen zunehmend auch in politischer Macht niederschlage. Die Hilfsorganisation unterstreicht, dass Superreichtum und soziale Ungleichheit auf die Geschichte des Kolonialismus zurückzuführen seien.
„Die wirtschaftlich starken Länder im Globalen Norden bestimmen weiterhin die Regeln, von denen Superreiche und ihre Konzerne profitieren.“ Sie dominierten Institutionen wie den Internationalen Währungsfonds, die Weltbank sowie die Finanzmärkte. Zwischen 1970 und 2023 hätten die Regierungen des Globalen Südens 3,3 Billionen Dollar (3,2 Billionen Euro) Zinsen an die Gläubiger im Globalen Norden gezahlt.
„Abgrund der Ungleichheit“
Serap Altinisik, geschäftsführende Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland, erklärt: „Der Abgrund der Ungleichheit reißt immer weiter auf, auch mit Folgen für unsere Demokratie. Denn Reichtum geht Hand in Hand mit politischer Macht.“
Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland, betont, auch in Deutschland wachse der Superreichtum unaufhaltsam. Auf der anderen Seite habe Armut in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Extreme Ungleichheit entstehe maßgeblich durch eine ungerechte Steuerpolitik. „Superreiche zahlen hierzulande oft weniger Steuern und Abgaben als Mittelschichtsfamilien.“
Vermögenssteuer für Superreiche
Die kommende Bundesregierung müsse eine Besteuerung großer Vermögen beschließen und dafür sorgen, dass Superreiche ihren fairen Beitrag zum Gemeinwohl leisteten, hieß es. Oxfam forderte für Milliardäre und Multimillionäre eine Vermögenssteuer von zwei Prozent. Außerdem müssten die Konzernmacht beschränkt, das Kartellrecht gestärkt und schädliche Marktkonzentration frühzeitig gebremst werden.
Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) sagte: „Die Ultrareichen müssen mit einer Milliardärssteuer mehr zum Wohle der Gesellschaft beitragen: durch Investitionen in die Bildung unserer Kinder, in den Klimaschutz oder eine gute medizinische Versorgung.“ Eine faire Steuerpolitik könne für mehr Gerechtigkeit sorgen.