Festakt zum 90. Geburtstag

Reinhold Würths Erfolgsgeheimnis und ein besonderes Geschenk von Kretschmann

Wie hat Reinhold Würth aus dem Schraubenhandel seines Vaters einen Weltkonzern geformt? Beim Festakt zu seinem 90. Geburtstag verrät er sein Erfolgsgeheimnis – und erhält von Ministerpräsident Kretschmann ein besonderes Geschenk.

Reinhold Würth  (links) in der ersten Reihe neben Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

© Würth/Ufuk Arslan

Reinhold Würth (links) in der ersten Reihe neben Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

Von Florian Dürr

Reinhold Würth tritt ohne Manuskript ans Pult, er muss nichts ablesen, der 90-Jährige weiß ganz genau, was er sagen will – und die spannenden Anekdoten aus seinem Leben als Unternehmer hat er ohnehin im Kopf. Etwa der Anruf des damaligen Direktors der Volksbank in Künzelsau, als Würth noch ein junger Kaufmann war: „Würth, wenn du noch ein einziges Mal dein Konto überziehst“, soll der Mann am anderen Ende der Leitung klar gemacht haben, „dann sperre ich dir den Kredit“. Oder der Chef der Deutschen Bank in Heilbronn, der ihm sagte: „Herr Würth, jetzt reicht’s doch mal mit dem Wachstum, jetzt hören Sie doch mal auf.“ Aber Reinhold Würth dachte überhaupt nicht ans Aufhören – und formte aus dem Zwei-Mann-Schraubenhandel seines Vaters einen Weltkonzern mit fast 90 000 Mitarbeitern. „Ich bin dankbar, dass ich es so gemacht habe“, sagt er am Dienstagabend am Würth-Hauptsitz in Künzelsau.

Kretschmann: „Menschen wie Sie sind in diesen Zeiten sehr wertvoll“

Zum Festakt anlässlich seines 90. Geburtstags sowie dem 80-jährigen Unternehmensjubiläum ist reichlich Polit-Prominenz aus dem Südwesten angereist: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat sein halbes Kabinett mitgebracht, darunter Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut sowie Innenminister Thomas Strobl (beide CDU). Schließlich ist Reinhold Würth einer der bedeutendsten Unternehmer aus dem Land, ein „Aushängeschild für Innovationskraft Made in Baden-Württemberg“, wie Kretschmann in seiner Rede unterstreicht.

In den aktuellen Krisenzeiten brauche man den „kreativen Geist und diese Schaffigkeit“, die Würth auszeichne: „Menschen wie Sie sind in diesen Zeiten sehr wertvoll für unser Land“, sagt der Grünen-Politiker – und mahnt in seiner Rede zudem: „Wir müssen wieder mehr arbeiten.“ Eine Vorlage, die Würth selbst später aufgreift, indem er sich mit einem Appell direkt an die Generation Z (Jahrgänge 1995 bis 2010) wendet: „Die Gen Z ist so behütet und verwöhnt worden von ihren Eltern, dass sie gar nicht verstehen können, dass man nicht immer mehr verdienen kann bei weniger Arbeitszeit. Das geht nicht zusammen“, sagte der Milliardär: „Wir müssen wieder a bissle mehr schaffen.“ Das Publikum spendet lautstarken Applaus.

Dankbarkeit und Wertschätzung „von Herzen“ gegenüber den Mitarbeitern

Dann sagt der 90-Jährige beinahe entschuldigend: „Sie gestatten mir, dass ich das sage, denn ich habe es mit 75 Arbeitsjahren ja vorgemacht.“ Arbeit habe er fast nie als Last empfunden, eher als Hobby. In Deutschland müsse wieder ein „Wir-Gefühl“ entstehen, „damit wir Visionen haben“, so Würth.

Doch wie hat es der Mann geschafft, den kleinen Schraubenhandel seines Vaters zu dem zu machen, was Würth heute ist? „Ich führe den Erfolg zu 60, vielleicht 70 Prozent darauf zurück, dass ich der Führungskultur Priorität vor der Führungstechnik eingeräumt habe“, sagt Würth. Was er damit meint? „Wir können die besten Führungstechniker haben, aber wenn denen Emotion, Gefühl und Einfühlsamkeit in die Welt der Mitarbeiter fehlt, dann scheitern sie.“ Der Kapitän des Schiffs, sagt Würth, sei „schon wichtig, aber wenn der nicht richtig kommuniziert und nicht in einer Linie mit seiner ganzen Mannschaft arbeitet, dann geht’s schief.“ Dankbarkeit und Wertschätzung „von Herzen“ gegenüber den Mitarbeitern könnten eine „unglaubliche Wirkung“ haben. Vom Ministerpräsidenten gab es ein besonderes Geschenk: Samen für Mammutbäume. „Riesengroß und unerschütterlich – und wenn einer ein Händchen hat, aus diesen Körnern solche Bäume wachsen zu lassen“, sagte Kretschmann, „dann Sie“.

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Erstellt:
29. April 2025, 21:22 Uhr

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