Renommierter Politologe Klaus von Beyme gestorben
dpa/lsw Heidelberg. Der renommierte Heidelberger Politologe Klaus von Beyme ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Die Universität bestätigte den Tod des langjährigen Leiters des Instituts für politische Wissenschaft. Zunächst hatte die „Rhein-Neckar-Zeitung“ berichtet, der Verfasser von fast 50 Monografien und rund 500 Aufsätzen in mehr als 20 Sprachen sei in der Nacht zum Montag im Kreise seiner Familie gestorben. Bekannt war der vielfach ausgezeichnete Wissenschaftler unter anderem für seine Lehrbücher „Das Politische System der Bundesrepublik Deutschland“ und „Die politischen Theorien der Gegenwart“.
Von Beyme wurde im schlesischen Saarau als Sohn eines Gutsbesitzers geboren. Nach dem Studium der Sozial- und Rechtswissenschaften, Geschichte und Kunstgeschichte nahm er 1967 einen Lehrauftrag in Tübingen an, sechs Jahre später kam er als Professor an die Universität Heidelberg. Dieser blieb der Fachmann für Politische Theorie und Vergleichende Politikwissenschaft trotz zahlreicher Lehr-Angebote aus dem In- und Ausland bis zu seiner Emeritierung 1999 treu.
Doch auch danach widmete er sich in zahlreichen Büchern einem breiten Spektrum politischer Probleme moderner Gesellschaften. Zu seinen Schriften gehört etwa das 2005 erschienene Werk „Das Zeitalter der Avantgarden“. Darin sprengt von Beyme die Ketten der immanenten Kunstbetrachtung und führt die Arbeit der Künstler auf ihre sozialen und politischen Zusammenhänge zurück. 2008 erhielt er den mit 15.000 Euro dotierten Schader-Preis, der als eine der bedeutendsten für Gesellschaftswissenschaftler in Deutschland gilt. Er war überdies Träger der Ehrendoktorwürde der Universität Bern und der Ehrenprofessur der Lomonossow-Universität Moskau.
Von Beyme, langjähriges SPD-Mitglied, schätzte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), der mit einer Mischung aus Modernität und Konservatismus bei den Bürgern gut ankomme. Der Grünen-Politiker sei nach seinem Amtsantritt im Mai 2011 wegen einer gewissen Hilflosigkeit und seines „penetranten schwäbischen Akzents“ belächelt worden, hatte von Beyme 2012 gesagt. „Doch sein Understatement ist mittlerweile sehr beliebt. Extravaganzen sind in Schwaben ohnehin nicht gefragt.“
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