Grünen-Wahlprogramm

Rentner zu Aktionären

Die Grünen schlagen im Wahlprogramm einen Bürgerfonds vor. Dieser soll die Rente stabilisieren, indem Geld am Kapitalmarkt angelegt wird. Es ist gut, dass das Konzept immer mehr Unterstützung findet, meint Hauptstadtkorrespondent Tobias Heimbach.

Spitzenkandidat Robert Habeck: Die Grünen schlagen im Wahlprogramm einen „Bürgerfonds“ vor.

© AFP/John Macdougall

Spitzenkandidat Robert Habeck: Die Grünen schlagen im Wahlprogramm einen „Bürgerfonds“ vor.

Von Tobias Heimbach

Ein Sprichwort zum Aktienmarkt lautet: Der beste Zeitpunkt zum Einstieg war gestern. Denn auf lange Sicht steigen die Kurse, das zeigen die vergangenen Jahrzehnte. Voraussetzung dafür sind ein gut diversifiziertes Aktienportfolio und die Möglichkeit, Zeiten fallender Kurs auszusitzen. In vielen anderen Ländern hat man das schon vor Jahrzehnten erkannt und nutzt den Finanzmarkt sehr erfolgreich für die Altersvorsorge. In Deutschland setzt sich immer stärker die Erkenntnis durch, dass das ein sinnvolles Konzept ist. Das sieht man auch am Wahlprogramm der Grünen. Sie schlagen einen „Bürgerfonds“ vor. Mit diesem soll der Staat am Kapitalmarkt investieren, die Erträge sollen der Rentenkasse zugutekommen. Andere Parteien wie CDU/CSU setzen ebenfalls darauf. Eine gute Entwicklung.

Denn hätte man damit schon vor Jahren angefangen, wären die Probleme des deutschen Rentensystems nicht weg, aber sie wären weniger gravierend. Wer hinter der Idee einer Aktienrente eine vermeintliche „Zockerei“ wittert, hat nichts verstanden. Es geht eben nicht um kurzfristige spekulative Gewinne, sondern um langfristiges Anlegen. Damit kann jeder Arbeitnehmer vom wirtschaftlichen Wachstum profitieren. Gefährlich ist es vielmehr, wenn man allein auf das bestehende Umlagesystem vertraut, in dem immer weniger Beitragszahler immer mehr Rentner finanzieren müssen.

Dass die Grünen jetzt mit einem solchen Vorschlag für eine Form der Aktienrente in den Wahlkampf ziehen, zeigt, dass sie lernfähig sind. Denn in der Ampel-Koalition hatten sie einem ähnlichen von der FDP vorgebrachten Konzept noch ablehnend gegenübergestanden.

Der anfangs erwähnte Spruch zum Aktienmarkt geht übrigens noch weiter: Der beste Zeitpunkt zum Einstieg war gestern. Der zweitbeste Zeitpunkt ist heute. Man muss hoffen, dass eine neue Regierung eine Form der Aktienrente nach der Bundestagswahl umsetzt – und zwar möglichst schnell.

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Erstellt:
16. Dezember 2024, 17:04 Uhr

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