Fund in der Schweiz

Römisches Militärlager auf 2200 Meter hoher Bergkuppe in Graubünden entdeckt

Seit 2021 graben Archäologen im Oberhalbstein im Kanton Graubünden in einem ehemaligen römischen Gefechtsfeld. Dabei wurde nun auf rund 2200 Meter weit oberhalb ein bisher unbekanntes römisches Militärlager entdeckt.

Der antike Lagerplatz der römischen Legionäre, hoch in den Schweizer Alpen auf einer Bergkuppe in der Flur Colm la Runga.

© © Andrea Badrutt, Chur

Der antike Lagerplatz der römischen Legionäre, hoch in den Schweizer Alpen auf einer Bergkuppe in der Flur Colm la Runga.

Von Markus Brauer

Die Eroberung der heutigen Schweiz durch die Römer begann zu Beginn des zweiten Jahrhunderts v. Chr..

Schweiz wird römisch

Der Stamm der Insubrer im südlichen Tessin war der erste, der sich zwischen 197 bis 194 v. Chr. unter das römische Joch beugen musste. Kurz vor dem Gallischen Krieg (58-50 v. Chr.) wurde auch das Gebiet der Allobroger mit Genava (Genf) Teil der römischen Provinz Gallia Narbonensis.

Bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. hatten die Römer das gesamte Gebiet der heutigen Schweiz ihrem Herrschaftsbereich einverleibt. Abschließend erfolgte die Sicherung der Rheingrenze und der Alpenpässe sowie die Unterwerfung der Alpenvölker im Wallis und in Graubünden bis zum Ende der Regierungszeit des Augustus (31 v. Chr.-14 n. Chr.).

Legionärslager auf 2200 Meter hohem Bergrücken

Seit 2021 Jahren graben Archäologen der Universität Basel in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Dienst Graubünden im Oberhalbstein im Kanton Graubünden in einem römischen Gefechtsfeld.

Dabei haben sie dem Kanton Graubünden zufolge jetzt auf rund 2200 Meter oberhalb des Dorfs Surava in der Flur Colm la Runga, weit oberhalb des Gefechtsfeldes, ein bisher unbekanntes römisches Militärlager entdeckt.

 

 

Römische Militärpräsenz in den Hochalpen

Das Lager war durch drei Gräben und einen Wall befestigt und ermöglichte durch seine strategische Lage eine perfekte Kontrolle der umliegenden Täler und Pässe. Die Spatenforscher datieren die Befestigung in die gleiche Zeit wie das Gefechtsfeld – also in das dritte beziehungsweise zweite Jahrzehnt v. Chr..

Das Gebiet um das Crap Ses zwischen Cunter und Tiefencastel war ein Mittelpunkt der römischen Militärpräsenz in dem hochalpinen Gebiet. Im Herbst 2023 war ein Detektorgänger in der Umgebung auf eine auffällige Geländestruktur in der Flur Colm la Runga, rund 900 Höhenmeter über dem antiken Gefechtsfeld gestoßen.

Abtastung des Bodens mithilfe von Lasertechnologie

Für seine Bodenrecherche nutzte dafür die hochauflösenden digitalen Geländemodelle von Swisstopo – sogenannte LiDAR-Daten (Light Detection and Ranging). Die mit Laserabtastung des Bodens erzeugten Geländemodelle haben bereits weltweit zu spektakulären archäologischen Funden geführt: vom Amazonas über den Dschungel Mittelamerikas bis zu abgelegenen Gebirgsgegenden Spaniens und nun auch in den Bergen von Graubünden.

In der Flur Colm la Runga konnte mithilfe von LiDAR die künstliche Befestigung der Kuppe durch mehrere Gräben respektive Wälle erkannt werden. Dass es sich dabei tatsächlich um ein 2000 Jahre altes, römisches Lager handelt, zeigen nun erste Funde und Untersuchungen.

Zu den bisherigen Artefakten gehören Waffen und Ausrüstungsteile römischer Legionäre, darunter Schleuderbleie und Schuhnägel. Die Beile tragen den Stempel jener 3. Legion, die auch am Gefecht beim Crap-Ses-Schlucht beteiligt war.

Strategisch günstiger Standort

Der Standort des Lagers auf dem Colm la Runga wurde nach Ansicht der Archäologen aus strategischen Gründen gewählt. Von hier bietet sich ein weites Panorama in die wichtigsten umliegenden Talschaften: das Landwassertal, das Albulatal, das Domleschg und das Surses. Zudem kann die damals als Passage bedeutende Lenzerheide ideal eingesehen werden.

Die Entdeckung auf dem Colm la Runga ist auch deshalb von großer Bedeutung, weil sich so der Vormarsch der römischen Streitkräfte vor 2000 Jahren über mehrere Dutzend Kilometer präzise nachverfolgen lässt: vom Bergell über den Septimerpass bis in die Gegend von Tiefencastel und von dort weiter in Richtung Chur und das Alpenrheintal.

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Erstellt:
5. September 2024, 14:24 Uhr

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