Rottweils alte und uralte Wurzeln
dpa/lsw Rottweil. Der erste Rottweiler war ein Römer. Die Stadt erhielt zu Beginn des 2. Jahrhunderts das römische Stadtrecht. Sehr viel später erst wird Rottweil unter seinem heutigen Namen erwähnt, wie eine Jubiläumsausstellung zeigt.
In der Ausstellung „1250 Jahre Rottweil“ vom 13. November bis zum 16. Januar 2022 im Dominikanermuseum wird nur ein Teil der imposanten Stadtgeschichte gezeigt. Zu sehen sind Original-Exponate verschiedener Leihgeber aus Deutschland und der Schweiz in Themenstationen. Unter diesen sind Dokumente und Objekte aus öffentlichen Archiven, Bibliotheken und Museen sowie aus Privatbesitz.
So ist auch das Fragment der ältesten Gallus-Vita mit der Ersterwähnung Rottweils zu sehen, von der Stiftsbibliothek St. Gallen als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Zu den ausgestellten Kostbarkeiten zählt daneben die bebilderte Handschrift der ältesten Rottweiler Hofgerichtsordnung aus der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart.
„In 16 Stationen werden anhand ausgewählter historischer Zeugnisse politische, soziale und ökonomische, religiöse und kulturelle Verhältnisse und Entwicklungen aus den vergangenen 1250 Jahren veranschaulicht“, erklärte Museumsleiterin Martina Meyr am Donnerstag.
Die Bezeichnung für Rottweil als „älteste Stadt Baden-Württembergs“ bezieht sich aber nicht auf das Jahr 771, in dem die Stadt vor 1250 Jahren mit „Rotuvilla“ erstmals namentlich erwähnt wurde. Dieses Prädikat bezieht sich auf das römische Rottweil, die Siedlung „Arae Flaviae“ (Flavische Altäre), die als einziger Ort im Land einige Jahrhunderte zuvor bereits römisches Stadtrecht erhalten hatte.
Die wahre, alte, von den Römern gegründete Stadt Rottweil liegt rund zwei Kilometer südöstlich von dem heutigen als Rottweiler Altstadt bezeichneten Ort entfernt. Der Rang als Stadt im römischen Rechtssinn ist auf einem Holztäfelchen schriftlich verbürgt. Ab der Mitte des 3. Jahrhunderts nach Christus verließen die Einwohner von „Arae Flaviae“ die Stadt. Die Römer zogen ab, ihre Straßen aber blieben erhalten.
Die Rottweiler Urkirche St. Pelagius steht auf den Ruinen eines römischen Bades im Stadtteil Altstadt rechts des Neckars. Es handelt sich vermutlich um das Bad eines unweit der heutigen Kirche lokalisierten römischen Militärlagers. Nach Abzug der Soldaten diente das Badegebäude bis ins 3. Jahrhundert als öffentliches Bad der antiken Stadt „Arae Flaviae“. Für Besucher ist heute unter der Kirche ein Blick in die Fußbodenheizung (Hypocaustanlage) des Bades möglich. Vor dem Haupteingang steht eine Nachbildung des dort gefundenen großen Labrums (Wasserbeckens). Das Original ist heute im Dominikanermuseum ausgestellt.
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