Reaktion auf AfD-Abschiebetickets

Satirepartei kontert mit Schiebt-ab-Tickets

Die „Abschiebetickets“ der Karlsruher AfD sorgen für Empörung. Die Satirepartei „Die Partei“ findet, es wäre besser, die AfD würde selbst ausreisen. Sie weiß auch, wohin.

Auch für AfD-Mitglieder gibt es jetzt einen kostenlosen Boarding-Pass. Abflug an Gate „FCK AfD“.

© /Eberhard Wein

Auch für AfD-Mitglieder gibt es jetzt einen kostenlosen Boarding-Pass. Abflug an Gate „FCK AfD“.

Von Eberhard Wein

Die AfD Karlsruhe lässt 30 000 „Abschiebetickets“ für „illegale Einwanderer“ drucken und will sie als Wahlwerbung verteilen – der Karlsruher Stadtverband der Satirepartei „Die Partei“ hält nun mit einem eigenen Ausreiseangebot speziell für AfD-Anhänger dagegen. Die AfD-Aktion sei geschmacklos, menschenverachtend und erinnere an judenfeindliche „Freikarten nach Jerusalem“, wie sie von Nazi in den 1930er Jahren verbreitet worden seien, heißt es in einer Mitteilung des Karlsruher „Partei“-Chefs und Stadtrats Max T. Braun. Deshalb wolle man den „Abschiebetickets“ nun eigene „Schiebt-ab-Tickets“ speziell für AfD-Anhänger entgegensetzen.

Wie die Abschiebetickets sind auch diese Karten für Flug „AfD 08/15“ wie echte Boarding-Pässe gestaltet. Als Name des Passagiers ist „AfD-Mitglied“ eingetragen. Wer an einer Mitreise interessiert sei, soll sich an Gate „FCK AfD“ des Karlsruher Baden-Airparks einfinden und zwar bis zum 23. Februar. An diesem Tag findet die Bundestagswahl statt. Als Ziel ist „Colonia Dignidad“ in Chile eingetragen, also jene berüchtigte Siedlung, wo der rechtsextreme deutsche Sektenführer Paul Schäfer ein Unterdrückungs- und Vergewaltigungssystem installiert hatte.

Anzeige gegen AfD erstattet

Als Boardingzeit ist 19:33, als Abflugzeit 19:45 Uhr eingetragen. „Die AfD verteilt Abschiebetickets – und wir verteilen die Erinnerung, zu was das führen kann“, sagte der Wahlkreiskandidat der „Partei“, Frank Trippel. Es sei die ureigenste Aufgabe der Gruppierung, „unsere Mitbürger sowohl vor undemokratischen Umtrieben, als auch vor schlechter Satire zu schützen“, heißt es weiter. Denn „für schlechte Satire sind nur wir zuständig.“ Deshalb habe man zudem Strafanzeige wegen Volksverhetzung, Beleidigung, Bedrohung und Nötigung erstattet. Zuvor hatte dies auch schon die „Linke“ getan.

Im Karlsruher Kommunalwahlkampf des vergangenen Jahres hatte die AfD ihrerseits die „Partei“ angezeigt. Braun, der damals Spitzenkandidat der „Partei“ war, hatte in einer Fakemeldung verbreitet, es sei der Satirepartei gelungen, heimlich zwei ihrer Mitglieder als U-Boote auf der Gemeinderatsliste der AfD unterzubringen. Ein in Karlsruhe populäres Onlineportal brachte die entsprechende Meldung unkommentiert. Folgen zeitigte die AfD-Anzeige offenbar nicht. Das entsprechende Ermittlungsverfahren gegen ihn sei eingestellt worden – „wie erwartet“, sagte Braun. Das habe ihm die Staatsanwaltschaft diese Woche mitgeteilt.

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Erstellt:
15. Januar 2025, 18:10 Uhr
Aktualisiert:
15. Januar 2025, 18:24 Uhr

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