Kölns Pawlak siegt wie Baumgart: „So kann man abtreten“

dpa Köln. Trainer Steffen Baumgart gilt in Köln als der Baumeister des Erfolges. Doch auch ohne den positiv auf Corona getesteten Trainer kann der FC siegen. Und ist nun erstaunlich nahe an Europa dran.

Ein Fußballspieler ist am Ball. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB/Symbolbild

Ein Fußballspieler ist am Ball. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB/Symbolbild

Als André Pawlak seine Halbzeit-Ansprache hielt, musste sich Timo Hübers das Lachen verkneifen. „André war zur Pause schon gut heiser“, berichtete der Abwehrchef des 1. FC Köln nachher: „Da musste ich schon schmunzeln. Wahrscheinlich hat er versucht, es dem Steffen Baumgart gleichzumachen.“

Der etatmäßige Co-Trainer Pawlak musste am Samstag seinen ungleich heißspornigeren Chef Baumgart vertreten, weil dieser am Mittwoch positiv auf Corona getestet worden war. „Ein bisschen angeschlagen ist die Stimme schon“, sagte Pawlak lachend, nachdem er bei seinem Bundesliga-Debüt als Chefcoach einen 1:0 (1:0)-Sieg gegen den SC Freiburg feiern durfte.

„Ich bin es ja nicht mehr gewohnt, so laut zu rufen“, sagte der 50-Jährige, der seit 2019 schon unter dem vierten Coach als Assistent arbeitet: „Von daher bin ich zufrieden, dass nur 10 000 Zuschauer da waren. So konnte man mich hören. Bei 50 000 wäre es schwer geworden.“ Das Fazit seiner Beförderung für erst mal ein Spiel war jedenfalls positiv. „Wir haben zu null gespielt, gewonnen - so kann man wieder abtreten“, sagte Pawlak lachend. Offenbar geht er davon aus, dass Baumgart am Freitag in Leipzig wieder dabei sein kann.

Doch am Samstag wurde er augenscheinlich gut vertreten. Sportchef Jörg Jakobs bescheinigte Pawlak „eine sehr, sehr gute Ansprache. Auf seine Art. Aber da war alles drin. Das war wirklich tadellos.“ Für die Spieler war der Unterschied offenbar gar nicht so groß. „Es war ein bisschen besonders. Aber am Ende wissen wir, was wir machen müssen“, sagte Torjäger Anthony Modeste, der mit seinem 14. Saisontor schon wieder den goldenen Treffer erzielte (23.). Und auch Youngster Jan Thielmann (19), der das Tor stark vorbereitete, erklärte: „Die Leistung muss stimmen, auch wenn der Trainer mal nicht an der Seitenlinie steht. Er gibt nochmal das eine oder andere Motivations-Quäntchen mehr. Aber das haben wir heute gar nicht gebraucht.“

Baumgart musste das Spiel zu Hause vor dem Fernseher verfolgen. Nach einer Video-Ansprache am Morgen hatte er die komplette Verantwortung an Pawlak übergeben. Nur in der Halbzeit war er noch kurz per Video zum Trainer-Team zugeschaltet. Hübers freute sich, dass man die Nerven des emotionalen Baumgart zumindest ein bisschen schonen konnte. „Die allerdicksten Chancen haben wir nicht zugelassen“, sagte er: „Von daher hoffe ich, dass da alles heile geblieben ist.“

Heil dürfte auch der FC aus der Saison kommen. Und vielleicht geht sogar mehr. Mit 32 Punkten haben die Kölner einen Punkt weniger als am Ende der Vorsaison, als sie in die Relegation mussten. „Wir nähern uns der Situation, dass wir sagen können, wir halten die Klasse sicher und können vielleicht mal über andere Dinge nachdenken“, sagte Jakobs.

Die Freiburger haben noch einen Punkt mehr, die Niederlage war jedoch ein Rückschlag. „Aufgrund der ersten 35 Minuten haben wir nicht unverdient verloren“, sagte SC-Trainer Christian Streich missmutig. Er ärgerte sich vor allem über das Tor von Roland Sallai (49.), das aberkannt wurde, weil Nico Schlotterbeck FC-Keeper Marvin Schwäbe im Abseits die Sicht nahm. „Vielleicht ist die Regel so“, sagte Streich: „Aber dann kann ich es nicht verstehen. Weil der Torwart keinerlei Chance hat, den Ball zu halten. Dann weiß ich nicht, was für eine Behinderung das war.“

© dpa-infocom, dpa:220204-99-980357/7

Kölns Anthony Modeste (M) und Freiburgs Kevin Schade versuchen an den Ball zu kommen. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Kölns Anthony Modeste (M) und Freiburgs Kevin Schade versuchen an den Ball zu kommen. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

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Erstellt:
5. Februar 2022, 03:00 Uhr

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