Schaden höher als geschätzt

Ernüchterung nach Feuer in frisch renoviertem Haus in Burgstall – Polizei ermittelt Brandursache

Glück im Unglück: Die zwölf Hausbewohner, davon sechs Kinder, konnten nach dem Brand in einem Wohnhaus in Burgstall am Sonntagabend alle untergebracht werden. Gestern die Ernüchterung: Die Gemeinde als Eigentümer der Flüchtlingsunterkunft schätzt den Schaden auf über 300000 Euro und damit weitaus höher, als die Polizei. Diese ermittelt jetzt die genaue Brandursache.

Am Tag nach dem Feuer: Von außen ist der Schaden in der Flüchtlingsunterkunft direkt gegenüber des Rathauses nicht gleich erkennbar. Doch das ganze Dachgeschoss ist verrußt und stinkt nach Rauch, in der Wohnung darunter sind erhebliche Mengen Löschwasser eingedrungen. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Am Tag nach dem Feuer: Von außen ist der Schaden in der Flüchtlingsunterkunft direkt gegenüber des Rathauses nicht gleich erkennbar. Doch das ganze Dachgeschoss ist verrußt und stinkt nach Rauch, in der Wohnung darunter sind erhebliche Mengen Löschwasser eingedrungen. Foto: A. Becher

Von Florian Muhl

BURGSTETTEN. Gestern Vormittag, keine 20 Stunden nach dem Brand, stinkt es selbst vor dem Wohnhaus in der Rathausstraße in Burgstall noch nach kaltem Rauch. Ein Einsatzfahrzeug der ermittelnden Backnanger Polizei steht vor dem Anwesen. Die Beamten aber kämpfen sich in diesem Moment nicht durch Ruß und Asche in der Flüchtlingsunterkunft der Gemeinde Burgstetten, sondern befinden sich gegenüber im Rathaus zur Besprechung. Nicht dabei ist allerdings Irmtraud Wiedersatz. Just in dem Moment, in dem das Unglück in nächster Nähe zu ihrem Arbeitsplatz geschah, befand sich die Bürgermeisterin über den Wolken auf dem Weg in ihren wohlverdienten Urlaub.

„Frau Wiedersatz hat um 1 Uhr in der Nacht vom Flughafen aus hier angerufen“, sagt Steffanie Lämmle. Die Hauptamtsleiterin konnte ihre Dienstherrin am Telefon beruhigen. Alle zwölf Hausbewohner, davon sechs Kinder, konnten rechtzeitig das Gebäude verlassen. Zwei Personen wurden vor Ort mit leichten Brandverletzungen vor Ort ambulant versorgt. Das Haus ist allerdings vorläufig nicht bewohnbar. Die Bewohner wurden am Abend zunächst im DRK-Heim betreut und dann in anderen Unterkünften untergebracht, zwei Flüchtlinge beispielsweise privat in Familien im Rahmen des Arbeitskreises Asyl, eine Familie mit vier Kindern in einer gemeindeeigenen Wohnung in Erbstetten.

Das Feuer war am Sonntag kurz vor 18.30 Uhr im Dachgeschoss des Fachwerkhauses in der Ortsmitte, das die Gemeinde erst im Mai 2017 für insgesamt rund 650000 Euro hat renovieren lassen, ausgebrochen. Wie Einsatzleiter Jürgen Lang von der Freiwilligen Feuerwehr Burgstetten sagte, schlugen beim Eintreffen am Einsatzort Flammen aus zwei Fenstern im Dachgeschoss (wir berichteten). Drei Atemschutztrupps der Burgstettener Wehr bekämpften das Feuer. Zur Unterstützung rückten auch ein Führungsfahrzeug und die Drehleiter aus Backnang aus. Diese kam jedoch nicht zum Einsatz. Insgesamt waren 51 Feuerwehrleute und sieben Fahrzeuge an den Löscharbeiten beteiligt, der Rettungsdienst war mit 15 Einsatzkräften vor Ort.

Innerhalb von einer halben Stunde hatte die Feuerwehr die Flammen gelöscht, die Nachlöscharbeiten zogen sich aber bis in die Nacht hinein, da es in der Isolierung noch zahlreiche Glutnester gab. Erschwerend kam laut Lang hinzu, dass sich auf dem Dach des Mehrfamilienhauses, das die Gemeinde für die Anschlussunterbringung von Asylbewerbern nutzt, eine Fotovoltaikanlage befindet. Das Wohnhaus ist nun bis auf Weiteres unbewohnbar, die Wohnung im Obergeschoss ist komplett ausgebrannt, in die Wohnung darunter sind erhebliche Mengen Löschwasser geflossen. Die Polizei bezifferte den Schaden nach ersten Schätzungen auf 100000 Euro. „Das reicht bei Weitem nicht“, sagt der stellvertretende Bürgermeister, Elektromeister Klaus Schwaderer. Er hat sich bereits gestern um die Elektrik im Haus gekümmert. „Rund 650000 Euro haben wir vor zwei Jahren in die Sanierung gesteckt, die Hälfte werden wir jetzt sicher wieder brauchen.“

„Der Brandschutz entsprach zu 100 Prozent den gültigen Vorschriften“

Vorerst dürfen nur Polizeibeamte, Vertreter der Gemeinde und der Versicherung die völlig ausgebrannte Wohnung betreten. Es geht darum, die Brandursache festzustellen. Nach ersten Angaben der Polizei wollte eine Bewohnerin eine volle Kaffeekanne aus der Kaffeemaschine holen und geriet dabei ins Stolpern. „Der Kaffee ergoss sich über die Maschine und es gab einen Kurzschluss, der zum Brand führte“, so die Angaben der Polizei. Auf die Frage, ob er sich einen Unfallhergang wie geschildert vorstellen kann, zögert Elektromeister Schwaderer und versichert: „Auf den Brandschutz haben wir bei der Sanierung höchsten Wert gelegt, der entsprach zu 100 Prozent den gültigen VDE-Vorschriften.“

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Erstellt:
19. Februar 2019, 06:00 Uhr

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