Schädlingen in Kapelle geht es mit Mikrowellen an den Kragen
dpa/lsw Rastatt. Mit Mikrowellen wollen Experten den Holzwürmern in einer barocken Kapelle in Rastatt den Garaus machen. Die Larven des Schädlings fressen sich durch das Jahrhunderte alte Holz, verpuppen sich und fliegen als fertige Käfer davon. Die Mikrowellen-Geräte sind große Hörner und werden an den befallenen Kirchenbänken aufgestellt. „Die Bereiche werden partiell erwärmt, so dass das tierische Eiweiß zerstört wird“, erläuterte der zuständige Restaurator bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg, Thomas Merkl, am Dienstag. Markgräfin Sibylla Augusta hatte die Einsiedeln-Kapelle am Beginn des 18. Jahrhunderts in ihrer Residenz Rastatt bauen lassen.
Die Kirchenbänke zeigen den Angaben zufolge die typischen Symptome des Befalls durch den Gemeinen oder Gewöhnlichen Nagekäfer, der umgangssprachlich Holzwurm und im Fachjargon Anobium punctatum genannt wird: Kleine Löcher zeugen vom Ausfliegen der Käfer.
Eine Alternative zu der speziellen Mikrowellen-Technik wäre laut Möbelrestaurator Merkl, das gesamte barocke Gestühl auszubauen und im Depot der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg Bank für Bank in der Wärmekammer zu behandeln. Ausbau und Transport seien aber denkmalpflegerisch problematisch, sagte der Fachmann laut Mitteilung.
Eine weitere Möglichkeit wäre es, die gesamte Kirche einzuhausen, abzudichten und mit Stickstoff zu behandeln, der die Tiere dann abtötet. Das wäre aber viel aufwendiger, erklärte Merkl.
Voraussichtlich sechs Arbeitstage brauchen die Fachleute den Angaben nach in der Einsiedeln-Kapelle. Sie arbeiteten für solche Einsätze seit einigen Jahren mit einer Spezialfirma zusammen und hätten zum Beispiel schon die Kirchenbank aus dem 12. Jahrhundert im Kloster Alpirsbach (Landkreis Freudenstadt) auf diese Weise behandelt.
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