Razzia in vier Bundesländern
Schlag gegen Mafia: Festnahmen in Italien und Deutschland
Hunderte Polizisten in Deutschland und Italien sind in den Morgenstunden unterwegs, um der Mafia und ihren Machenschaften das Handwerk zu legen. Verdächtige landen hinter Gittern.

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Die Polizei nahm bei einem gemeinsamen Einsatz der Polizei in Italien und Deutschland gegen Mafia und organisierte Kriminalität mehrere Personen fest.
Von red/dpa
Bei einem koordinierten Einsatz der Polizei in Deutschland und Italien gegen die Mafia und organisierte Kriminalität sind mehrere Verdächtige festgenommen worden. In verschiedenen Provinzen in Italien sowie in Baden-Württemberg wurden 29 Menschen festgenommen, davon 20 in Italien, wie die italienische Polizei mitteilte.
Untersuchungen laufen nach Angaben der deutschen Behörden auch in drei weiteren Bundesländern. Betroffen sind demnach Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz sowie das Saarland. Im Fokus der Razzia in Deutschland steht aber Baden-Württemberg. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Stuttgart erstrecken sich die Maßnahmen auf Stuttgart, Fellbach, Kernen im Remstal, Weinstadt, Rudersberg, Schorndorf, Waiblingen, Steinheim/Murr, Kuppenheim und Mühlacker.
Der Einsatz gehe auf eine Ermittlungskooperation mit den italienischen Behörden zur Bekämpfung der Mafia und der organisierten Kriminalität zurück. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart und die Polizei luden zu einer Pressekonferenz für 14.00 Uhr im Landratsamt in Waiblingen ein.
Verbindungen zur Mafiaorganisation ‚Ndrangheta
Von den 20 Verdächtigen in Italien befinden sich nun 13 im Gefängnis, sieben wurden unter Hausarrest gestellt. Ihnen werden Verbindungen zur kalabrischen Mafia ‚Ndrangheta vorgeworfen, teilte die italienische Polizei weiter mit. Die Verdächtigen konnten in den Provinzen Cosenza und Crotone in Kalabrien aufgespürt werden. Sie sollen am Aufbau einer kriminellen Organisation beteiligt gewesen sein, die auch in Deutschland ihre Ableger haben soll.
Die Mafia-Organisation ‚Ndrangheta aus der süditalienischen Region Kalabrien ist eine der großen Verbrecherbanden Italiens mit Beziehungen in die ganze Welt. Sie gilt als gefährlicher als die sizilianische Cosa Nostra oder die Camorra aus Neapel. Den größten Teil ihres Geschäfts macht die ‚Ndrangheta mit Rauschgift. Nach Einschätzung von Experten hat sie eine dominante Stellung auf dem europäischen Kokain-Markt. Dabei ist sie auch in Deutschland aktiv.
Nach einer letzten Auskunft des Landesinnenministeriums (April 2024) leben in Baden-Württemberg rund 170 Personen, die das Landeskriminalamt Baden-Württemberg der organisierten Kriminalität zurechnet. Tätige Mafiaorganisationen seien ‚Ndrangheta, Cosa Nostra, Camorra und Sacra Corona Unita. Die regionale Verteilung der rund 170 Personen zeige insbesondere eine Häufung im Bodenseeraum und im Großraum Stuttgart.
Hohe Dunkelziffer an Mafiosi in Baden-Württemberg
Experten gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer an Mafiosi in Baden-Württemberg aus. Knapp ein Viertel der Angehörigen der italienischen organisierten Kriminalität in Deutschland leben in Baden-Württemberg. Das wird auf die geografische Nähe zu Italien zurückgeführt, aber auch auf die Wirtschaftskraft des Bundeslandes. Das Spektrum der Straftaten reicht von Betrug über Drogenhandel und Waffendelikten bis hin zur Geldwäsche.
Den jüngsten Einsatz unterstützt hat nach Angaben der italienischen Polizei außerdem das Interpol-Projekt I-CAN (Interpol Cooperation Against ‚Ndrangheta). Mit der Hilfe des I-CAN-Projekts wurden nach Interpol-Angaben seit seinem Start 2020 weltweit schon mehr als 100 Verdächtige festgenommen. An dem Projekt sind demnach etwa 20 Länder beteiligt, hauptsächlich Deutschland und Italien engagieren sich dort verstärkt.