E-Autos laden beim Einkauf
Schluss mit dem Gratis-Strom
Elektroautos während des Einkaufs laden: Vor vielen Supermärkten ist das inzwischen möglich. Doch die Schnäppchen-Zeiten sind vorbei, Ikea und Aldi-Süd drehen an der Preisschraube.
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© Steve Przybilla
Auch bei IKEA kann man seinen Stromer nicht mehr umsonst laden.
Von Steve Przybilla
Einkaufen und währenddessen das E-Auto laden: Was vor einigen Jahren noch als exotisch galt, ist inzwischen bei nahezu allen großen Supermarktketten möglich. Sowohl Lidl als auch Rewe, Penny, Kaufland und Aldi-Süd installieren zunehmend Ladesäulen auf ihren Parkplätzen – manche in Eigenbetrieb, andere in Kooperation mit externen Partnern.
Anders als in der Anfangszeit ist der Ladestrom heute bei keinem der großen Supermärkte mehr kostenlos. So verlangt Aldi-Süd bereits seit 2022 eine Gebühr. Mit 29 Cent pro Kilowattstunde für langsames Laden beziehungsweise 39 Cent für schnelles Laden handelte es sich aber um vergleichsweise moderate Preise. Obendrein kann man an den konzerneigenen Ladesäulen mit Girocard bezahlen und so den Tarif-Dschungel der Ladestrom-Anbieter umgehen.
Es wird teurer
Doch nun wird es teurer, zumindest für die meisten Kundinnen und Kunden. Ab sofort gelten bei Aldi-Süd folgende drei Kategorien für Ladestrom:
Langsames Laden: An Wechselstrom-Ladestationen bleibt der Preis mit 29 Cent pro Kilowattstunde gleich.
Schnelles Laden: An Ladestationen mit einer Leistung bis zu 50 Kilowatt werden 44 Cent fällig.
Ultraschnelles Laden: Bei Ladern ab 50 Kilowatt kostet der Strom 47 Cent.
Aldi-Süd betreibt nach eigenen Angaben über 1500 Ladepunkte an mehr als 650 Filialen. Wie viele davon in die jeweiligen Kategorien fallen, teilt das Unternehmen nicht mit. Auch auf die Frage, warum die Preise erhöht worden sind, wollte sich eine Sprecherin nicht äußern.
Dass das Unternehmen Ladestationen ab 50 Kilowatt bereits als „ultraschnell“ bezeichnet, wirkt zudem wie eine Mogelpackung. Für gewöhnlich gelten Ladestationen mit 350 oder sogar 400 Kilowatt als ultraschnell. Aldi-Süd hat bislang Schnellladesäulen mit maximal 150 Kilowatt im Einsatz, wie ein Blick auf die Firmen-Website zeigt. Im Gegensatz dazu spielt Elektromobilität bei der Konzernschwester Aldi-Nord bisher nahezu gar keine Rolle.
In Bezug auf die Preisgestaltung bewegt sich die Supermarkt-Kette im branchenüblichen Rahmen. So verlangt Lidl ebenfalls 29 Cent fürs langsame Laden und 48 Cent fürs schnelle Laden. Rewe kooperiert mit verschiedenen Ladestrom-Anbietern wie EnBW und Aral Pulse, sodass die dortigen, in der Regel deutlich teureren Tarife gelten.
Noch komplizierter wird es bei Kaufland. Dort unterscheidet man zwischen Personen, die direkt an der Ladesäule bezahlen und jenen, die die Kaufland-App nutzen. Direktzahler müssen je nach Ladeleistung 48 Cent, 55 Cent oder 78 Cent pro Kilowattstunde bezahlen. Bei App-Nutzung reduzieren sich die Preise auf 29 Cent, 48 Cent und 65 Cent. Die reduzierten Tarife haben allerdings ihren Preis: Mit solchen Apps sammeln die Supermärkte jede Menge persönliche Daten, warnt die Verbraucherzentrale.
Nach dem gleichen Prinzip verfährt neuerdings auch Ikea. Seit 2025 ist der kostenlose Strom an den Möbelhaus-Ladestationen passé. Die Kosten betragen je nach Ladeleistung 58 Cent, 69 Cent oder 79 Cent pro Kilowattstunde. Wer sich beim Kooperationspartner „Mer“ registriert, zahlt weniger, nämlich 49 Cent, 57 Cent oder 69 Cent. „Ikea Family“-Mitglieder, die gleichzeitig die Mer-App nutzen, können weitere 20 Prozent sparen. Das Angebot gilt allerdings nur für 1000 Kilowattstunden pro Jahr.
Guts Angebot – aber fürs langsame Laden
Lohnt sich also das Angebot von Aldi, Ikea & Co? Noch vor drei Jahren hatte eine Aldi-Süd-Sprecherin behauptet, man könne vor Supermärkten „in der Regel schneller und günstiger als in der eigenen Garage“ laden. Zumindest bei den 29 Cent pro Kilowattstunde, die Aldi-Süd, Lidl und Kaufland (mit App) fürs langsame Laden aufrufen, dürfte dies auch heute noch zutreffen – es sei denn, man hat zu Hause eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Dann spart man noch mehr. Mieterinnen und Mieter, die keine eigene Wallbox besitzen, erhalten von den meisten Supermärkten hingegen ein Angebot, das mit dem heimischen Stromtarif mithalten kann. Wohlgemerkt: Dies gilt nur fürs langsame Laden.
Anders bei Ikea. Die Ladetarife des Möbelhauses wirken in der Gesamtbetrachtung nicht besonders attraktiv und unnötig kompliziert. Wer keine Kundenkarte besitzt und auch keine App installieren möchte, zahlt dort Preise wie auf der Autobahn – mit dem Unterschied, dass die Ladestationen vor dem Möbelhaus fast immer belegt sind und meist eine deutlich geringere Leistung bieten.