Kanzlerkandidat

Scholz oder Pistorius? Die SPD muss sich schnell entscheiden

Tritt die SPD mit Kanzler Olaf Scholz oder mit Boris Pistorius als Spitzenkandidat an? Die Partei muss schnell entscheiden, um Chaos und Zerwürfnisse zu vermeiden, kommentiert unser Hauptstadtkorrespondent Tobias Peter.

Wer wird Kanzlerkandidat der SPD: Olaf Scholz oder Boris Pistorius?

© dpa/Kay Nietfeld

Wer wird Kanzlerkandidat der SPD: Olaf Scholz oder Boris Pistorius?

Von Tobias Peter

Es ist ein Beben. Wenn die beiden Vorsitzenden der mächtigen NRW-Landesgruppe der SPD-Bundestagsfraktion, Wiebke Esdar und Dirk Wiese, erklären, in den Wahlkreisen gebe es viel Zuspruch für Verteidigungsminister Boris Pistorius als Kanzlerkandidaten, hat das Gewicht. Es zeigt: Die Frage, ob die SPD mit Bundeskanzler Olaf Scholz oder mit Pistorius als Spitzenkandidat in die Wahl zieht, ist zunehmend offen. Der Parteispitze – die sich für Scholz positioniert, ihn aber noch nicht nominiert hat – entgleitet die Debatte. Das darf in einer so wichtigen Frage nicht passieren.

Die Gefahr brutaler Friktionen

Es braucht jetzt eine schnelle Entscheidung. Denn so, wie es jetzt läuft, ist es für alle in der SPD brandgefährlich. Fakt ist: Sollte Scholz erneut Kanzlerkandidat werden, ist er bereits jetzt beschädigt. Die Union wird ihn als den Kandidaten darstellen, den noch nicht einmal die SPD wirklich wollte. Gleichzeitig gilt: Auch denen, die auf eine Kandidatur von Pistorius hoffen, muss klar sein, dass ein guter Weg dorthin nur über einen gesichtswahrenden Weg für den Kanzler führt. Scholz müsste überredet werden, auf die Kandidatur zu verzichten und sie Pistorius anzutragen. Anders geht es eigentlich nicht. Jedenfalls nicht ohne brutale Friktionen.

Die SPD liegt nach dem Bruch der Ampelkoalition in Umfragen weit hinter der Union. Die Antwort auf die Frage, wer Kanzlerkandidat der Partei wird, ist eine wichtige. Ein Kandidatenwechsel wäre nicht ohne Risiko, aber auch mit neuen Chancen verbunden. Eines darf die SPD aber nicht vergessen: Eine der Voraussetzungen dafür, dass sie bei der letzten Bundestagswahl überraschend gewonnen hat, war ihre Geschlossenheit. Wenn die Partei sich jetzt im Streit über den Kanzlerkandidaten selbst zerlegen sollte, hätte sie schon verloren.

Zum Artikel

Erstellt:
19. November 2024, 12:58 Uhr
Aktualisiert:
19. November 2024, 13:03 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen