Schäden an Tunnel entdeckt

Schon wieder: Bahn sperrt ICE-Strecke zwischen Stuttgart und Mannheim

Bahnreisende zwischen Stuttgart und Mannheim müssen sich auf längere Fahrzeiten gefasst machen. Die Bahn sperrt die ICE-Strecke bald für sieben Wochen, weil ein Tunnel saniert werden muss. Die Trasse war erst 2020 aufwendig modernisiert worden.

Die ICE-Strecke zwischen Mannheim und Stuttgart wird im Frühjahr  für sieben Wochen gesperrt.

© imago//Uwe Moser

Die ICE-Strecke zwischen Mannheim und Stuttgart wird im Frühjahr für sieben Wochen gesperrt.

Von Christian Milankovic

Die erst 2020 sanierte Hochgeschwindigkeitsstrecke der Bahn zwischen Stuttgart und Mannheim wird im kommenden Jahr abermals für sieben Wochen komplett gesperrt. Das geht aus Auftragsunterlagen vor, die die Bahn veröffentlicht hat. Grund für die Unterbrechung des Verkehrs: im knapp sieben Kilometer langen Freudensteintunnel bei Knittlingen (Enzkreis) gibt es Probleme mit der Geologie.

Gestein beginnt zu quellen

Die Röhre liegt auf weiten Strecken in den bei Tunnelbauern gefürchteten Schichten des anhydritführenden Gipskeupers – einem Gestein, das bei Berührung mit Wasser zu quellen beginnt. In den Ausschreibungsunterlagen der Bahn heißt es dazu: „Auf der Grundlage der Interpretation, der seit Inbetriebnahme des Tunnels gewonnenen Messergebnisse und der in 2020 und 2022 durchgeführten Erkundungsbohrungen kann davon ausgegangen werden, dass dem unausgelaugten anhydritführenden Gipskeuper Wasser zugeführt wurde“. Dies habe „Quellvorgänge ausgelöst, die bereichsweise zu Hebungen und Schäden geführt haben“.

Noch laufe der Bahnbetrieb in dem betreffenden Abschnitt ohne Einschränkungen, sagt eine Bahnsprecherin auf Anfrage. Allerdings seien im Tunnel „Risse auf der Innenseite der Stahlbetoninnenschale sichtbar geworden“. Die Bahn will dem nun auf den Grund gehen – und muss dafür die vielbefahrende Hochgeschwindigkeitsstrecke für sieben Wochen sperren. In der Zeit zwischen dem 17. April und dem 6. Juni 2025 „sollen Erkundungen, Maßnahmen zur Sicherung des Bestandes und vorgezogene Maßnahmen für die Ertüchtigung des Tunnels durchgeführt werden“, heißt es in der Ausschreibung. Um die Streckenunterbrechung so kurz wie möglich zu halten, wird im Dreischichtbetrieb an sieben Tagen in der Woche gearbeitet. „Nach derzeitigem Stand wird die DB rund 15 Millionen Euro investieren“, sagt die Bahnsprecherin. Unter anderem wird auf einer Länge von insgesamt 500 Meter ein Netz am Tunnelgewölbe angebracht, zwei ringförmige Bauteile sollen weiteren Wasserzutritt verhindern und Pumpen das Wasser unter der Tunnelsohle absaugen.

Kosten von rund 15 Millionen Euro

Längere Fahrzeiten

Während der Bauphase muss der Verkehr, wie schon während der sechs Monate dauernden Generalsanierung der Strecke im Jahr 2020, über die Altstrecke via Mühlacker und Bretten umgeleitet werden. Das verlängert die Fahrzeit zwischen Stuttgart und Mannheim um bis zu 45 Minuten, nach Karlsruhe dauert es von der Landeshauptstadt aus bis zu 15 Minuten länger. 2020 hatte die Bahn 183 Millionen Euro in die Frischzellenkur für die 99 Kilometer lange Strecke investiert.

Schwierige Gesteinsformation

Der Anhydrit ist in der Region weit verbreitet und sorgt immer wieder für Probleme bei Tunneln. So muss der viel befahrene Autobahntunnel unter dem Engelberg bei Leonberg aufwendig saniert werden. Und während der Auseinandersetzung über Stuttgart 21 warnten Kritiker immer wieder vor Risiken beim Tunnelbau in der Stadt. Die neuen Tunnel aus Richtung Feuerbach und der Filder verlaufen auch durch Anhydrit. Bei der Bahn will man diese Parallele aber nicht ziehen. Der Tunnelbausachverständige habe für die Stuttgart-21-Röhren „erfolgreich ein anderes Tunnelbauverfahren entwickelt, sodass bisher keine Risse in den Betonauskleidungen der Tunnel aufgetreten noch welche zu erwarten sind“.

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Erstellt:
4. September 2024, 12:06 Uhr
Aktualisiert:
5. September 2024, 11:06 Uhr

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