Schüler wollen die Zeitung kennenlernen
Lesepiraten Mit einem Frühstück im Klassenzimmer starten Mädchen und Jungen der Schillerschule Backnang ins Zeitungsprojekt Lesepiraten. Über 600 Viertklässlerinnen und Viertklässler aus 17 Schulen aus der Umgebung erhalten vier Wochen lang ihre eigene Backnanger Kreiszeitung.
Von Florian Muhl
Backnang. Butterbrezeln und Muffins liegen im Klassenraum 104 für alle bereit. Und Becher sind mit heißem Tee, warmer Schokolade oder kühlem Apfelsaft gefüllt. Alles ist bereit zum Zeitungsfrühstück. Aber vor dem Vergnügen kommt die Arbeit. Die Backnanger Kreiszeitung bittet zum Gruppenfoto. Die Mädchen und Jungen der drei 4. Klassen der Backnanger Schillerschule versammeln sich auf dem Pausenhof und winken BKZ-Fotograf Alexander Becher mit ihrer ersten Zeitung entgegen. Der Start des Zeitungsprojekts Lesepiraten ist gelungen. Die Zeitungsauslieferung an insgesamt 29 Klassen in 17 Grundschulen im Raum Backnang gestern am ersten Projekttag hat gut geklappt.
Mit großem Eifer sind die Zehn- und Elfjährigen in der Schillerschule bei der Sache. Sie haben viel Spaß beim Gruppenfoto und folgen danach ihren Lehrerinnen Tamara Bollmann, Meike Bogusch-Schwarz und Adelheid Traichel in ihre jeweiligen Klassenzimmer. Auf die 4a wartet bereits das angerichtete Frühstück. Noch im lauten Gespräch miteinander vertieft nehmen die 24 Schülerinnen und Schüler auf ihren Stühlen Platz. Schlagartig, als Tamara Bollmann vorne an der Tafel in ihre Hände klatscht, ist’s still im Raum. Beeindruckend. „Ihr dürft nebenher essen, aber ich erwarte auch, dass ihr mir zuhört und Antworten gebt auf meine Fragen“, sagt sie.
Bereits vor den Ferien hatte Bollmann ihre Klasse auf das Zeitungsprojekt vorbereitet und auch kleine Teams gebildet, die beispielsweise am Morgen für das Holen und Verteilen der Zeitungen zuständig sind. Nun will sie wissen, was ihre Schülerinnen und Schüler denn schon über die Zeitung alles wissen. „Da gibt es Nachrichten aus Backnang, die wichtig sind, oder aus Baden-Württemberg oder der Welt, wenn zum Beispiel Kriege sind, wie in der Ukraine“, sagt Adicya. „Ganz viele Informationen stehen da drin“, ergänzt Constanze. Und Neomi sagt: „Da kann man auch lesen, wer gegen wen Fußball spielt und welche Autorennen es gibt, also der Sport.“ Helene kennt auch noch weitere Ressorts: „Da gibt es noch die Wirtschaft und die Kultur und auch kleine, gezeichnete Witze.“ – „Auf der Wissenschaftsseite kann man lesen, wenn Sterne explodiert sind“, meint Jan.
„In der Zeitung wird gemeldet, wenn zum Beispiel Unfälle in Backnang passiert sind“, sagt Erik. Und Jan ist noch etwas eingefallen: „Es gibt auch Anzeigen, wenn jemand gestorben ist oder wenn es sehr hohe Preise für irgendwas gibt.“ Immer wieder heben sich die Arme, das Wissen der Mädchen und Jungen ist enorm. Kein Wunder, denn als Tamara Bollmann ihre 24 Schützlinge fragt, bei wem es bereits eine Zeitung zu Hause gibt, strecken mehr als zwei Drittel von ihnen ihren Finger in die Höhe. Dann will sie wissen, wer an diesem Tag zum allerersten Mal eine Zeitung in der Hand gehalten und aufgeklappt hat. Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die sich melden, kann man dieses Mal an einer Hand abzählen. Aus Sicht der Lehrerin ist es ganz wichtig, dieses Medium kennenzulernen, um auch etwas über die aktuellen Nachrichten zu erfahren.
„Ich möchte wissen, wie ausgewählt wird, welches Thema drankommt“, antwortet Helene auf die Frage ihrer Lehrerin, was die Kinder über die Zeitung lernen wollen. Noemi möchte erfahren, „was für verschiedene Kategorien es gibt“. Constanze interessiert brennend, wer die Zeitung erfunden hat. Und zudem würde sie gerne wissen: Wenn es keine spannenden Themen mehr gäbe, „was würde die Zeitung dann machen“? Tamara Bollmann weiß jetzt schon: „Das Projekt wird sehr spannend.“