Schutzprojekte für Feldlerche und Insekten

Mittlerweile rund 90 Lerchenfenster in Aspach angelegt – Kreisverwaltung kämpft gegen das Insektensterben

Aspacher Bauern bei einer Wiesenbegehung. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Aspacher Bauern bei einer Wiesenbegehung. Foto: A. Becher

ASPACH/WAIBLINGEN (sil). Schon seit 15 Jahren arbeitet der Nabu Aspach mit den ortsansässigen Landwirten zusammen, um sogenannte Lerchenfenster zu schaffen. Das sind bewusst angelegte Fehlstellen im Getreide, die der Feldlerche als „Landebahn“ und geschützte Brutstätte dienen. Etwa 15 Quadratmeter misst ein solches Fenster, erklärt Reinhard Buhl, Nabu-Urgestein. Und auf Aspacher Gemarkung gäbe es auch dank der Landwirte mittlerweile rund 90 dieser Fenster. „15 Landwirte nehmen an diesem Projekt teil und das Interesse daran ist in den vergangenen Jahren gestiegen“, so Buhl. „So haben wir die Chance, dass die Lerche bei uns in Aspach auf Dauer überleben kann.“ Denn die Population der Feldlerche, die Vogel des Jahres 2019 ist, geht bundesweit zurück und sie ist – wieder einmal – vom Aussterben bedroht. Seit 1998 ist mehr als jede vierte Feldlerche aus dem Brutbestand in Deutschland verschwunden.

Auch die Mehlschwalbe findet in Aspach zahlreiche Unterstützer. „Überall nimmt die Population ab, hier in Aspach nimmt sie zu“, so Buhl stolz. Allerdings: „Wenn man nicht versucht, ihnen neue Brutplätze an den Häusern anzubieten, bleibt das nicht so.“ Auch deshalb sei es wichtig, dass Landwirte und Tierschützer zusammenarbeiten. „Hier bei uns ist die Natur noch halbwegs in Ordnung“, sagt der Nabu-Mann und hofft darauf, dass sich das nicht ändert.

Viele Hektar Blühfläche im Landkreis angelegt

Ein anderes Thema beschäftigt derzeit das Landratsamt Rems-Murr, denn der weltweite Rückgang von Insekten ist auch im Landkreis spürbar. Alle bestäubenden Insekten brauchen ein ausreichendes Angebot an Blüten und Pollen, um genug Nahrung zu finden. Dafür sind naturnahe Blühflächen mit heimischen Pflanzen notwendig. „Der Rems-Murr-Kreis hat einen bunten Strauß an Blühflächenprojekten auf den Weg gebracht“, sagt Landrat Richard Sigel. „Schon 2017 haben wir in unserem Naturpark das Bienenjahr ausgerufen und sind aktiv geworden. Über dieses Projekt sind auch die Remstal-Gartenschau und der Naturpark eng verbunden. Wir haben vieles vernetzt und interkommunal zusammengearbeitet. Wichtig ist mir, nicht nur bunte Blumenwiesen anzulegen. Wir schaffen einen dauerhaften Lebensraum für zahlreiche Insekten. Damit nehmen wir im Landkreis unsere Verantwortung wahr und leisten unseren Beitrag zur Stärkung der Biodiversität.“

Zu den Blühflächenprojekten des Kreises zählen beispielsweise im Oktober vergangenen Jahres angelegte Blühflächen, Schmetterlingssäume und Wildbienenhabitate an mehreren Anschlussstellen der B 29 – insgesamt rund vier Hektar. Weitere rund zweieinhalb Hektar Blühflächen sind geplant, ebenfalls an Anschlussstellen der Bundesstraßen.

Das Landratsamt berät außerdem Landwirte zur Anlage von Blühflächen, die durch Programme des Landes Baden-Württemberg und der EU gefördert werden. Im Rahmen des Förderprogramms für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl werden Brachebegrünungen mit Blühmischungen gefördert – derzeit rund 135 Hektar im Rems-Murr-Kreis. Auch die Anlage von Blüh-, Brut- und Rückzugsflächen für Niederwild sowie von blühenden Ackerrandstreifen wird gefördert.

Die Kreisverwaltung unterstützt zudem die Initiative „Baden-Württemberg blüht auf“ des Landesbauernverbands und der Kreisbauernverbände. Landwirte bieten Blühpatenschaften für jedermann an und tragen ihr bisheriges Engagement für Artenvielfalt in eine interaktive Blühkarte ein.

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Erstellt:
6. Juni 2019, 06:00 Uhr

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